Melissa Naschenweng rockt in Aspach die Bühne
Lederhosenrockfans aus nah und fern kommen in Aspach beim Konzert der quirligen Kärntnerin voll auf ihre Kosten. Der österreichische Wirbelwind sucht und findet die Nähe der Fans und verzückt diese mit ihrem herzlichen, rockigen und temperamentvollen Auftritt.
Von Simone Schneider-Seebeck
Aspach. Eins muss man den Fans der österreichischen Lederhosenrockerin Melissa Naschenweng lassen – sie sind nicht aus Zucker. Und ein bisschen (oder auch etwas mehr) Regen macht ihnen gar nichts aus, ganz im Gegenteil. Viele Besucherinnen und Besucher haben die Gelegenheit genutzt, fesche Lederhosen und schmucke Dirndl auszuführen. So wie Tanja und Bianca. Letztere im karierten Hemd, erstere im Dirndl, beide sorgfältig zurechtgemacht. Aus Filderstadt-Bernhausen sind die Freundinnen angereist, um die Durchstarterin des Jahres 2018 live zu erleben. „Man kennt sie halt“, sagen die beiden, auch wenn sie sie bisher noch nicht live erlebt haben.
Dennis aus Thüringen ist passend gekleidet, er trägt ein Tour-T-Shirt der Österreicherin. Allerdings ist es auch bei ihm das erste Mal, dass er Melissa Naschenweng auf der Bühne erlebt. Er kannte sie bisher aus dem Fernsehen. Da er in Ulm arbeitet, war ihm der Weg nach Aspach nicht zu weit: „Das ist ja nur ein Katzensprung.“ Noch eine halbe Stunde, dann soll es losgehen.
Melissa Naschenweng in Aspach
Die Schlagersängerin bringt ihre Fans beim Konzert in Aspach zum Schwärmen
„Wir wollen gute Stimmung und gute Laune“, ruft DJ Thommy in die Runde: „Begrüßt euch, macht euch miteinander bekannt!“ Vor der Bühne in der Aspacher Wir-machen-Druck-Arena wird bereits ordentlich abgefeiert, eine Polonaise zieht ausgelassen ihre Runden. „So schön ist es nur im Sonnenhof“, singt der DJ, kräftig unterstützt vom Publikum, und lobt: „Das sieht hervorragend aus!“
Und endlich, endlich ist es soweit. Gut behütet unter einem Regenschirm lacht und winkt Melissa Naschenweng zum Publikum hinüber, der pinkfarbene Blazer glitzert im Scheinwerferlicht. Stimmen aus dem Off, „Ein schöner Moment für einen ganz besonderen Menschen“, die Spannung steigt, und dann steht sie mit ihrer steirischen Harmonika im Rampenlicht, flankiert von den fünf feschen Musikern ihrer Band.
Die Musik und die Texte sind wider Erwartens keineswegs altmodisch
„Seid ihr bereit für ein Bergbauernkonzert?“, ruft sie fröhlich in die Menge. „Wer hätt heut gern an Busserl von mir?“ Da recken sich schnell die Arme in die Höhe. Rockig geht es los, etwas traditioneller geht es weiter, die Harmonika kommt gut zur Geltung. Das Publikum ist begeistert, und die Künstlerin strahlt: „Vielen Dank für diesen herzlichen Empfang!“
Gute Laune versprüht sie auf der Bühne, die junge Frau, die seit fünf Jahren eine Auszeichnung nach der anderen erhält: 2018 den Smago-Award Österreich & Südtirol als Durchstarterin des Jahres, ein Jahr später den Award als Künstlerin des Jahres, 2020 den Amadeus im Bereich Schlager/Volksmusik, 2021 den Smago-Award Deutschland im Bereich „Courage“, 2021 Amadeus in den Kategorien Songwriter des Jahres und Schlager/Volksmusik, auch 2022 und 2023 gibt es den Amadeus in letzterer Kategorie.
Authentisch wirkt sie, wenn sie von ihren Großeltern erzählt, wie wichtig diese für sie waren und die sie jetzt als Schutzengel begleiten. Entzückt weist sie auf den sich verfärbenden Abendhimmel hin: „Schaut mal, wie malerisch das ist, wie viele Engel da gerade vorbeifliegen!“
Auch wenn andere Volksmusik eher traditionell interpretieren – altmodisch ist Melissa Naschenweng mit ihrer Musik und ihren Texten keineswegs, ganz im Gegenteil. Da macht sie sich in ihren Liedern über das Balzverhalten junger Männer lustig: „A wenn du heit vor mir niederkniast, Hirsch bleibt Hirsch. I wünsch dir Waidmannsheil für die nächste Pirsch, Hirsch bleibt Hirsch.“ Oder auch über denjenigen, der sie mit seinem Wissen um die große weite Welt beeindrucken will: „Er spricht von Lifestyle in da Vogue, i versteh net, wos der sogt. Hey, der Typ waß doch goa ned, wos mir steht. Er kennt den Hugo und den Boss a und i nur Kölnisch Wossa, mit dem die Oma sonntogs in d Kirchn geht.“ Da sind ihr doch die handfesten Bergbauernbuam lieber. Allerdings bedeutet das nicht, Rollenklischees zu zementieren. Denn wichtig ist es ihr auch, Mut zuzusprechen und stetig zu ermuntern, zu sich selbst zu stehen, selbstbewusst zu sein, sich etwas zuzutrauen: „Jeder von euch geht seinen eigenen Weg.“
Stücke sind rockig und krachig, aber auch ruhig und nachdenklich
Neben ihren eigenen Stücken, die vor allem rockig und krachig sind, aber auch ruhig und nachdenklich sein können, gibt sie noch ein Medley ihrer Jugendlieblingshits zum Besten, darunter „Simply the best“ und „99 Luftballons“.
Dann werden die Schuhe gewechselt, vom hochhackigen Overknee geht es in derbe Schnürstiefel, und die steirische Harmonika wird wieder hervorgeholt und Polka gespielt, „bis die Waden beißen“.
Am Ende lässt das Publikum Melissa Naschenweng nicht so schnell gehen, ein paar Zugaben müssen schon sein. Und eins ist klar – auch wenn es für die meisten das erste Konzert der liebenswürdigen Sängerin war, das letzte war es sicher nicht.