Miss Germany könnte Finanzmisere von Weissach im Tal beenden
Beim Rathaussturm des Unterweissacher Carnevals-Clubs übernehmen die Narren das Regiment in Weissach im Tal und ziehen manch lokales Missgeschick durch den Kakao. UCC-Vorsitzende Heike Strohmaier schlägt vor: Die leere Kasse durch Fotoshootings mit Kira Geiss auffüllen.
Von Matthias Nothstein
Weissach im Tal. Fasching in unseren Breitengraden ist immer auch ein wenig Glückssache. Siehe die vergangenen Wochen, wo Regen und Schnee oder grimmige Kälte manch einen gehindert hätten, freiwillig auf die Straße zu gehen. Am Samstagmorgen aber meint es der Wettergott sehr gut mit den Narren des Unterweissacher Carnevals-Clubs (UCC) und all seinen Gästen. Zwar zeigt das Thermometer minus drei Grad an, aber strahlender Sonnenschein schmeichelt der Haut und lässt Wärmegefühle aufkommen. Und die Freude der Narren wärmt dazu noch von innen. Hunderte haben sich voller Vorfreude auf den Rathaussturm vor dem Unterweissacher Verwaltungstempel versammelt. Auch viele befreundete Vereine. So etwa Delegationen der Reichenberger Burghexen, des Backnanger Karnevals-Clubs, der Wetzsteinhexen aus Spiegelberg, der Murreder Henderwäldler, des Sulzbacher Carnevalsvereins oder der Narrenzunft Auenwald. Mit dem Erklingen von Helene Fischers „Atemlos“ formiert sich quasi automatisch eine Polonaise, vorneweg das Jockele und die blaue Garde, dahinter alle anderen Narren und alle Gäste, die nicht gerade einen Glühwein oder eine Rote ihr Eigen nennen. Später hauen die Lohkästrampler auf die Pauke und lassen alle Gäste im Takt schunkeln.
Wahl des UCC-Jockeles ist ein Glücksgriff
Sandra Gerlich ist das Jockele des UCC und somit so etwas wie die Symbolfigur der Unterweissacher Faschingsfreunde. Und diese hätten keine bessere Wahl treffen können. Die zweifache Mutter versprüht Lebensfreude ohne Ende, hüpft von einem Bein aufs andere, steht auf dem Dorfbrunnen und heizt die Stimmung an. Das Warm-up vor dem Rathaussturm über nimmt sie fast im Alleingang. Die Choreografie von „Komm hol das Lasso raus“ sitzt perfekt und nicht nur die Kinder fahren voll drauf ab. „Fasching ist die schönste Jahreszeit im Jahr. Mein Herz ist voll mit Konfetti und das muss raus“, so die Erklärung des Jockeles für ihre ansteckende Dauerfreude. „Als Jockele kann ich mich so richtig ausleben und ein ganz anderes Gesicht zeigen.“
Die Narretei kommt nicht von ungefähr. Ihr Vater hat den Verein mit aufgebaut. „So bin ich hineingewachsen. Ein Leben ohne Fasching geht nicht“, betont sie im Adrenalinrausch. Da verwundert es nicht, dass ihr Mann Mitglied im Elferrat und Standartenträger ist. Auch die Kinder sind kräftig aktiv, die Tochter tanzt in der roten Garde und der Sohn ist ein Batzenschmeißer.
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Eine der zahlreichen Besucherinnen ist Anja Korell. Sie wohnt erst seit 2021 in Weissach und ist eigentlich kein Freund der Narretei. Trotzdem genießt sie mit ihren beiden Kindern die prächtige Stimmung und das Spektakel auf dem Platz vor dem Rathaus. Eine Mischung aus Bonbons, Schokoriegeln und Gummibärchen prasselt immer wieder in mehr oder weniger großzügigen Rationen aus den Fenstern des Rathauses auf das gemeine Volk nieder. Auch Korells Cousine Katharina Funk aus Winnenden steht inmitten der Narren. Die beiden Frauen haben sich am Morgen spontan verabredet, den Rathaussturm zu besuchen. Die Analyse des vierjährigen Leon bringt die Umstehenden zum Schmunzeln: „Es regnet Süßigkeiten.“ Und die Mutter ist sich in Bezug auf den kurzentschlossenen Besuch sicher: „Ein voller Erfolg.“
Brauchtum und Tradition hautnah
David Heidebrecht ist mit seiner Frau und den beiden Kindern mitten im Trubel. Die Familie ist erst vergangenes Jahr in den UCC eingetreten und seitdem vom Faschingsvirus infiziert und als Batzenschmeißer kräftig engagiert. „Wir sind mit großer Freude bei allen Veranstaltungen und freuen uns wieder, dass die Kampagne jetzt so richtig losgeht.“ Die Stimmung vor dem Unterweissacher Rathaus gefällt Heidebrecht besonders. „Gerade jetzt auch bei dem Sonnenschein und den Klängen der Guggenmusik, das ist super.“ Heidebrecht genießt das Gemeinschaftserlebnis. Und es gibt ihm ein gutes Gefühl, dass auch seine Kinder in die Dorfgemeinschaft hineinwachsen und das Brauchtum und die Tradition hautnah erleben können.