Mit Drillingen im Haus ist immer was los

Adrian, Kevin und Tobias Gold sind vor Kurzem 18 geworden – Gemeinsames Auto, gemeinsame Wohnung, verschiedene Interessen

Heute teilen sie sich das Auto, früher waren es die Spielsachen und die Schokolade. Als Drilling lernt man zu teilen und sich durchzusetzen. Und man ist nicht auf sich alleine gestellt, für Unterhaltung ist immer gesorgt. Adrian, Kevin und Tobias Gold sind sich einig: Es überwiegen die Vorteile, wenn man mit zwei gleichaltrigen Brüdern aufwächst.

Im März 2002 sahen sich die Gold-Drillinge, hier mit ihrer Mutter Elke, noch ähnlicher als heute.

Im März 2002 sahen sich die Gold-Drillinge, hier mit ihrer Mutter Elke, noch ähnlicher als heute.

Von Annette Hohnerlein

WEISSACH IM TAL. Sie sehen sich nicht besonders ähnlich, die drei Söhne der Familie Gold, die nebeneinander auf der gemütlichen Eckbank am Esstisch im Haus der fünfköpfigen Familie in Unterweissach sitzen. Bei ihnen gab es keine Verwechslungsspielchen, wie sie eineiige Drillinge zum Beispiel mit ihren Lehrern treiben können.

Für die drei jungen Männer, die vor ein paar Tagen volljährig geworden sind, ist es ganz normal, dass ihre Brüder gleich alt sind. Während sie als Kleinkinder im Kinderwagen und in der Grundschule noch als Dreierpack auftraten, trennten sich ihre Wege in den weiterführenden Schulen. Auch beruflich haben sie unterschiedliche Schwerpunkte. Adrian besucht die elfte Klasse des ernährungswissenschaftlichen Gymnasiums in Waiblingen, seine Brüder haben sich für technische Berufe entschieden. Kevin macht eine Ausbildung zum Feinwerkmechaniker bei der Firma Fritz Präzisionsmaschinenbau in Unterweissach, Tobias lernt Mechatroniker bei der Firma Harro Höfliger in Allmersbach im Tal.

Sportlich sind alle drei: Kevin und Tobias spielen seit ihrem sechsten Lebensjahr Handball bei der SG Weissach im Tal, Adrian drückt Gewichte im Fitnessstudio. Darüber hinaus engagiert sich Kevin bei der freiwilligen Feuerwehr in seinem Heimatort. Vor Kurzem ist er von der Jugendfeuerwehr in die Einsatzabteilung gewechselt und macht dort seine Grundausbildung. Adrians Steckenpferd sind sportliche Autos, Tobias interessiert sich für Mode und informiert sich regelmäßig über aktuelle Trends. Im Freundeskreis der drei gibt es durchaus Überschneidungen, erzählen sie, gleichzeitig hat aber jeder auch seine eigenen Kumpels.

Im Spagat zwischen zusammen spielen und teilen müssen

Das Aufwachsen im Trio hat viele Vorteile, finden die Brüder. Es war nie langweilig, immer waren Spielkameraden da. „Es ist immer was los bei uns“, bekräftigt ihre Mutter Elke Gold, „es ist ein Kommen und Gehen.“ Und es gibt noch einen weiteren Vorteil, zumindest, solange man dieselbe Klasse besucht: Man kann die Hausaufgaben voneinander abschreiben. Auf der anderen Seite hat man selten eine Sache ganz für sich allein. Früher war es die Schokolade und die Spielsachen, die sich die Brüder teilen mussten, auch um die Fernbedienung des Fernsehers gab es den einen oder anderen Kampf. Heute bewohnen die drei gemeinsam eine Wohnung im Obergeschoss ihres Elternhauses. Für das Putzen ihrer Zimmer und der Gemeinschaftsräume sind sie selbst verantwortlich. Neuerdings muss auch die Nutzung des gemeinsamen Autos organisiert werden. Klappt das? „Es muss“, sagt Kevin. Überwiegen im Rückblick eher die Vorteile oder die Nachteile, wenn man als Teil eines Dreiergespanns aufwächst? Adrian muss keinen Moment nachdenken: „Natürlich die Vorteile.“

Elke Gold erinnert sich noch gut an die ersten anstrengenden Jahre mit ihren drei Jungs. Sie musste vieles alleine stemmen. Ihr Mann Wolfgang war von 7 bis 18 Uhr außer Haus, ihre Eltern ebenfalls noch berufstätig. Da hätte sie gut noch ein paar Hände zusätzlich gebrauchen können.

Eine Herausforderung waren auch die Ausflüge mit dem breiten Drillingskinderwagen. „Wenn die Hecken am Gehweg nicht geschnitten waren, musste ich aufpassen, dass keiner die Zweige ins Gesicht kriegt“, erinnert sich Elke Gold. Und die Familie fiel auf, wenn sie unterwegs war. „Das war nervig, jeder hat in den Kinderwagen geschaut. Immer wieder wurde es einem der Jungs zu viel, und er hat angefangen zu weinen“, erzählt die Mutter. So bald wie möglich stieg man auf einen schmaleren und weniger auffälligen Zwillingskinderwagen mit Stehbord um, auf dem abwechselnd immer eines der Kinder stehen musste. Und es war teuer, das Trio auszustatten: Die Kleidung, der Kindersitz fürs Auto, der Hochstuhl für den Esstisch: Alles musste in dreifacher Ausführung angeschafft werden, vererben wie in anderen Familien ging nicht.

Gemeinsam fahren sie nach Dänemark – samt Freundin Lara

Mit der Geburt der Drillinge gab Elke Gold ihren Beruf als Sachbearbeiterin bei einer Bank in Stuttgart auf. Nachdem sie lange Zeit ausschließlich für die Familie da war, hat sie vor zwei Jahren eine ehrenamtliche Tätigkeit begonnen. Sie hilft in der Grundschule in Oberweissach über die Mittagszeit bei der Essensausgabe. Nebenher hat sie eine Ausbildung zur Fußpflegerin gemacht und wird im April in ihrem Wohnhaus ein Studio für kosmetische Fußpflege eröffnen.

Wie in den letzten Jahren wird Familie Gold auch in diesem Sommer nach Dänemark in den Urlaub fahren. „Die Eltern dürfen noch mit“, schmunzelt Tobias. Außerdem wird Adrians Freundin Lara Macioßek dabei sein. Elke Gold freut sich, dass sie nicht mehr die einzige Frau unter lauter Männern ist: „Endlich bekomme ich Verstärkung.“

Mit gleichem Outfit aber unterschiedlichen Schultüten starteten Tobias, Kevin und Adrian (von links) im Jahr 2007 ihre Schulkarriere. Fotos: A. Wahl

Mit gleichem Outfit aber unterschiedlichen Schultüten starteten Tobias, Kevin und Adrian (von links) im Jahr 2007 ihre Schulkarriere. Fotos: A. Wahl

Groß sind sie geworden: Mittlerweile sind Tobias, Adrian und Kevin (von links) 18 Jahre alt. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Groß sind sie geworden: Mittlerweile sind Tobias, Adrian und Kevin (von links) 18 Jahre alt. Foto: A. Becher

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Erstellt:
21. März 2019, 06:00 Uhr

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