Mit Papa samstags zum Wertstoffhof nach Backnang
Die Abfallsammelstelle in der Backnanger Theodor-Körner-Straße erfreut sich bei den Bürgern großer Beliebtheit. In den nächsten Jahren wird die Abfallwirtschaft Rems-Murr die Anlage zu einer modernen und kundenfreundlichen Entsorgungseinrichtung ausbauen.
Von Christoph Zender
Backnang. In Steinwurfweite plätschert ruhig die Murr dahin. Der über das Etzwiesen-Viadukt fließende Verkehr auf der B14 ist kaum zu hören. Eher sind noch die Bauarbeiten am zweiten Viadukt zu vernehmen, die an diesem Samstagmorgen um 8.45 Uhr auch nicht ruhen. „Keine Sorge, mit der idyllischen Ruhe ist es gleich vorbei“, weiß Alexander Franz zu berichten. Als Mitarbeiter der Backnanger Werkstätten der Paulinenpflege Winnenden, die seit nunmehr zwölf Jahren im Auftrag der Abfallwirtschaft Rems-Murr (AWRM) den Wertstoffhof in der Backnanger Theodor-Körner-Straße betreiben, ist er für den reibungslosen Betriebsablauf verantwortlich.
Und tatsächlich, Punkt 9 Uhr fährt Martin Kaiser aus Allmersbach im Tal vor, schnappt sich die zu entsorgenden Gegenstände aus dem Kofferraum seines Autos und geht zielstrebig auf die hierfür vorgesehenen Container zu. „Für mich liegt der Wertstoffhof perfekt auf meiner samstäglichen Strecke. Und nur selten muss ich warten.“ Sprach es und war nach wenigen Minuten auch schon wieder verschwunden: Müllentsorgung auf sehr effiziente Art und Weise – eine von den Kunden sehr geschätzte Stärke der Backnanger Abfallsammelstelle.
Etwas langsamer lassen es Marcus Trautwein und seine knapp drei Jahre alte Tochter Paula angehen. Voller Stolz hilft sie ihrem Papa, die Kartonage zu dem großen Papierbehälter zu bringen. Auf die steile und etwas wacklig anmutende Treppe, die man erklimmen muss, um die Kartons sicher von oben hineinwerfen zu können, traut sie sich allerdings nicht. Hier lässt sie ihrem Papa gerne den Vortritt.
Der Wertstoffhof ist schon etwas in die Jahre gekommen
Für Gerhard Schmidt, Geschäftsführer der Backnanger Werkstätten, zeigt sich an diesem Ausstattungsmerkmal zugleich auch der Nachteil des Wertstoffhofs: „Er ist halt schon in die Jahre gekommen und mutet bisweilen etwas provisorisch an. Die beengten Verhältnisse auf dem Betriebsgelände lassen auch keine geregelte Verkehrsführung zu“, so Schmidt. „Dadurch kann es zu den Spitzenzeiten auch mal etwas chaotisch in der Theodor-Körner-Straße zugehen.“ Umso mehr hat ihn wie auch die befragten Anlieferer die Entscheidung der AWRM gefreut, den Wertstoffhof zu erweitern und zu modernisieren.
„Wir möchten eine zeitgemäße Entsorgungseinrichtung schaffen, da wir von der Akzeptanz des Standorts in Innenstadtnähe überzeugt sind“, skizziert Lutz Bühle, Vorstand Technik der AWRM, die Pläne des Unternehmens. „Die bereits nach diesem Konzept umgebauten Entsorgungseinrichtungen in Winterbach und Welzheim zeigen uns, dass wir mit der Kombination aus einer breiteren Wertstoffpalette und kundenfreundlicheren Öffnungszeiten auf dem richtigen Weg sind“, so Lutz Bühle.
Weitere Themen
Da im Wertstoffhof nicht alle Abfallarten angenommen werden können, ist stets ein gewisses Konfliktpotenzial gegeben. „Rund 80 Prozent der Leute sind nett und folgen meinen Anweisungen“, charakterisiert Alexander Franz seine Kundschaft. „Unwirsch reagieren die Anlieferer gerne dann, wenn sie beispielsweise den kaputten Wäschekorb wieder mitnehmen müssen, da solche Plastikgegenstände nur auf der Deponie in Backnang-Steinbach abgegeben werden können.“
Die abgeschiedene Lage des Geländes erweist sich zuweilen als Nachteil
Trotzdem hat er für all seine Kunden wertvolle Expertentipps parat. „Gar nicht mal so selten kommt es vor, dass dem ein oder anderen im Eifer des Gefechts der Autoschlüssel oder das Handy mit dem Abfall in den Container fällt“, verrät er mit einem Schmunzeln im Gesicht. Dann heißt es für ihn: Hinein in den Container und suchen. Deshalb rät er auch jedem, Handy, Portemonnaie und Autoschlüssel sicher in der Hosen- oder Jackentasche zu verstauen, damit kein Malheur passiert. Bei einem solcherart professionellen und kundenfreundlichen Service wundert es nicht, dass Stammkunden ihn am Samstagvormittag auch schon mal mit einem Kaffee und einem belegten Brötchen überraschen.
Klingt nach einer rundum heilen Abfallwelt. Dass dies nicht so ist, verrät ein Blick hinter die Container: Hier stapeln sich Altreifen neben einem Kühlschrank. Alles Dinge, die nicht auf den Wertstoffhof gehören, von unbedachten Menschen aber am Zaun des Geländes „wild“ entsorgt wurden. „Das ist ein echtes Ärgernis für uns“, macht Gerhard Schmidt seinem Unmut Luft. „Die idyllische und abgeschiedene Lage unseres Platzes in den Etzwiesen erweist sich hier als ein echter Nachteil“, erklärt Schmidt. „Genau diese Zeitgenossen, die die 20 Euro für die Entsorgung eines Elektrogroßgeräts auf der Deponie in Steinbach sparen wollen, machen sich dies zunutze.“
Abfallentsorgung Wichtige Informationen über die verschiedenen Entsorgungseinrichtungen mit Öffnungszeiten und ein Abfall-ABC finden sich unter der Adresse www.awrm.de.Von Christoph Zender
Wir kennen sie alle, die Kehrseite der digitalen Einkaufswelt im Internet: Kartonage und Verpackungsmaterialien türmen sich mit den anderen Abfällen zu wahren Müllbergen auf. Gelbe, blaue und schwarze Tonnen stoßen schnell an ihre Kapazitätsgrenzen. Für diese Fälle gibt es dezentral aufgestellte Abfallcontainer und Wertstoffhöfe wie eben jenen in der Theodor-Körner-Straße. Gut zu wissen, dass dieser erhalten bleibt und sogar noch ausgebaut und modernisiert werden soll. So weit, so gut, mag man glauben. Doch der Eindruck täuscht, wie ein Blick auf vermüllte Containerstellplätze und „wild“ entsorgte Abfallgegenstände verrät. „Aus den Augen, aus dem Sinn“, scheint das Credo mancher Zeitgenossen zu sein. Das ist in höchstem Maße unsolidarisch und zudem ökonomisch unvernünftig. Die Mehrkosten der dafür notwendigen Extrareinigungsmaßnahmen finden sich für uns alle in steigenden öffentlichen Abgaben wieder. Neben dem Umweltschutzaspekt sollte vielleicht dieser Inflationsbeschleuniger die betreffenden Personen zum Nachdenken anregen.
redaktion@bkz.de