Mutmachkarten aus Backnang als abendliches Ritual

Die Backnangerin Maria Depner gestaltet sogenannte Affirmationskarten mit Sprüchen, die Kinder im Alltag bestärken und ermutigen sollen. Sie gehören fest zur Abendroutine: Vor dem Einschlafen sollen so positive Glaubenssätze verankert werden.

Die Backnangerin Maria Depner gestaltet Affirmationskarte. Erst nur für ihre eigenen Kinder, nun verkauft sie diese.Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Die Backnangerin Maria Depner gestaltet Affirmationskarte. Erst nur für ihre eigenen Kinder, nun verkauft sie diese.Fotos: Alexander Becher

Von Kristin Doberer

Backnang. Wenn Maria Depner abends ihre beiden Kinder ins Bett bringt, dann gibt es ein festes Ritual. Jeden Abend suchen sich die Kinder eine Affirmationskarte heraus, sie liest ihnen die Geschichte auf der Rückseite vor und dann wiederholen sie die Affirmation zur Geschichte. „Ich darf Fehler machen“, gehört zum Salamander und „Ich bin wertvoll“, heißt es bei der Eule. „Ich bin stark“, steht unter dem Bild des Bären. „Aber nicht nur körperlich stark, sondern auch geistig“, betont Maria Depner, das werde auch in der dazugehörigen Geschichte deutlich. Und um genau diese geistige Stärke geht es bei den allabendlichen Affirmationen. Diese sind eine Art positive Glaubenssätze, die man immer wieder wiederholt, bis man sie im Gehirn verankert hat. Im Gegensatz zu negativen Glaubenssätzen, wie „Eigenlob stinkt“ oder „Ohne Fleiß, kein Preis“, sollen die positiven Sätze Selbstvertrauen und Resilienz stärken.

Die 14 Karten, die jeden Abend hervorgeholt werden, hat die Backnangerin selbst gestaltet. „Für die Kinder ist es toll, die Karten in der Hand zu haben und sich jeden Abend eine rauszusuchen“, sagt sie. Die verschiedenen Waldtiere hat sie selbst gemalt, die Karten dann gelayoutet und eine dazu passende Geschichte geschrieben. Los ging alles vor knapp einem Jahr. Abendliche Affirmationen waren schon lange Teil der Bettgehroutine ihrer Kinder. „Wir haben immer positive und bestärkende Sätze wiederholt. Und dann dachte ich mir, es wäre doch super, wenn es dazu eine Geschichte gibt, damit die Kinder den Satz besser verstehen“, erzählt die 34-Jährige. Gerade bei jüngeren Kindern sei es schließlich fraglich, wie viel von einem Affirmationssatz sie tatsächlich begreifen. Mit dem Gedanken hat sie sich also auf die Suche gemacht nach Affirmationen mit einer dazugehörigen – und vor allem kindgerechten – Geschichte. Weil die Suche erfolglos blieb, griff sie einfach selbst zu Pinsel und Farbe. Das Malen mit Aquarellfarben lag der kreativen Mutter schon immer. Entstanden sind Biber, Eichhörnchen, Fuchs und Co. Eben Tiere, die sich in den Wäldern finden lassen.

Kindgerechte Geschichten sollen die Glaubenssätze verständlicher machen

Die dazugehörigen Geschichten sollen die Affirmationssätze unterstreichen und für die Kinder verständlicher machen. Inspiration dafür hat sich Maria Depner bei der künstlichen Intelligenz geholt. Mit ChatGPT sind kurze Geschichten rund um die verschiedenen Waldtiere und die Glaubenssätze entstanden. „Die Vorschläge von ChatGPT musste ich natürlich überarbeiten, damit sie kindgerecht sind“, sagt die Backnangerin. Da gibt es zum Beispiel den Hasen mit der Affirmation „Ich bin gut, so wie ich bin“. Seine Geschichte dreht sich darum, dass er seine Behinderung an einer Pfote akzeptiert, seine eigene Hüpfart findet, um mit den anderen Tieren mitzuhalten, und sich so annimmt, wie er eben ist. Oder da gibt es das Reh, unter dem steht „Ich fühle mich sicher und geborgen“. In der Geschichte dazu fürchtet sich das Reh zunächst angesichts eines Sturms, stellt dann aber fest, dass es im Wald und einer Höhle Schutz findet. Sie ist überzeugt davon, dass die positiven Gedanken den Kindern im Alltag helfen. „Wir sehen einen positiven Effekt. Sie sind selbstsicherer“, erzählt Maria Depner von ihren eigenen Kindern. Gerade bei ihrer sechsjährigen Tochter habe sie das Gefühl, dass diese gelassener reagiert, wenn im Alltag mal etwas schiefgeht, und vermehrt an sich selbst glaubt. „Wenn beim Eiskunstlauf mal etwas nicht klappt, sagt sie sich nun: Ich schaffe das.“ Auch drücke sie mittlerweile aus, wenn sie stolz auf sich ist. „Das hätte sie vor einem halben Jahr nie gesagt“, meint die Mutter.

In der Familie hat jeder eine Lieblingskarte: Der Biber ist der Favorit der Künstlerin.

© Alexander Becher

In der Familie hat jeder eine Lieblingskarte: Der Biber ist der Favorit der Künstlerin.

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Und auch die Rückmeldungen von anderen Eltern seien bisher sehr positiv ausgefallen. Im Dezember habe sich das Kartenset bereits rund fünfzigmal verkauft. Vor allem in der Region seien Eltern durch Mundpropaganda auf ihr Projekt aufmerksam geworden. Einige Sendungen seien aber auch schon weiter weg gegangen, nach Berlin zum Beispiel oder nach München. Auch Einrichtungen wurden bereits aufmerksam, zum Beispiel Kindergärten. „Auch von einer Physiotherapeutin, die mit Menschen mit Downsyndrom arbeitet, habe ich sehr gutes Feedback bekommen“, freut sich Depner.

Maria Depner will die Waldtierkollektion erweitern

Obwohl die erste Kollektion der Affirmationskarten, die sich rein um Waldtiere dreht, erst im Dezember in Druck gegangen ist, will Maria Depner das Set unbedingt erweitern. Aktuell arbeitet sie schon an den Bildern für die nächste Kollektion. „Die soll auf jeden Fall etwas bunter werden“, sagt sie mit Blick auf die eher in bedeckten Farben gehaltenen Waldtierbilder. Ein Papagei in gelb und blau, ein Flamingo in leuchtendem Pink oder ein Löwe mit orangefarbener Mähne sind gerade im Entstehungsprozess. Bei der neuen Kollektion will sie statt der künstlichen Intelligenz außerdem ihre Schwester mit ins Boot holen. An den Karten arbeiten kann sie meist nur in den Abendstunden, wenn die Kinder im Bett sind. Denn die kreative Arbeit ist nur ein Nebengewerbe, eigentlich arbeitet sie noch in einem Café. Wie lange sie für die einzelnen Bilder braucht, sei ganz unterschiedlich. Mal nur einen Abend, mal dauert es deutlich länger. „Den Fuchs habe ich bestimmt zwanzigmal neu gemalt, bis ich damit zufrieden war“, meint sie lachend. Ist sie mit den Bildern erst zufrieden, werden diese abfotografiert und gelayoutet.

Waren es zunächst nur die Karten, kamen im Laufe des vergangenen Jahres noch weitere Artikel dazu. Ein Kalender, Stofftaschen, Poster für das Kinderzimmer oder Emaille-Becher. „Mir war es wichtig, dass wir die Affirmationen nicht nur abends lesen, sondern, dass sie einen auch durch den ganzen Tag begleiten. Denn darum geht es ja. Wenn man die Affirmationen immer wieder wiederholt, werden sie auch verankert. Und das finde ich total wertvoll.“ Außerdem würde sie die Kollektion „Die Magie der Waldtier Affirmationen“ gerne auch noch als Kinderbuch herausgeben. Dafür sei sie aktuell in Kontakt mit Verlagen.

Affirmationskarten Die Karten, Poster, Kalender und Tassen können über die Website www.minischwan.de oder über die Instagramseite mini_schwan bestellt werden. Ein Kartenset, bestehend aus 14 Karten mit Deckblatt, kostet 22,90 Euro.

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Erstellt:
12. Januar 2024, 11:30 Uhr

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