Mutmaßlicher Drogenhändler aus Backnang gesteht
Verständigungsgespräch aller Prozessbeteiligten führt zum Ergebnis: drei bis dreieinhalb Jahre Gefängnis.

© Sang Hyun Cho auf Pixabay
Am 30. Januar soll der Prozess weitergeführt werden. Foto: Sang Hyun Cho auf Pixabay
Von Heike Rommel
Backnang/Berglen. Ein 34-jähriger Backnanger Drogendealer, der mit dem Verkauf von Cannabis, Kokain und Amphetamin im Raum Backnang und Berglen mehr als 76.000 Euro verdient haben soll (wir berichteten), hat vor dem Stuttgarter Landgericht ein Geständnis abgelegt. Dieses erfolgte im Zug eines Verständigungsgesprächs zwischen allen Prozessbeteiligten, woraufhin sich die 17. Strafkammer nun eine Gefängnisstrafe von drei bis dreieinhalb Jahren vorstellen kann.
Der vorsitzende Richter Kai Gassert teilte über das nicht öffentliche Gespräch zur Sach- und Rechtslage im Fall des nicht gerade kleinen Fischs aus der Drogenszene mit, dass die Diskussion mit der ersten Staatsanwältin Christine Würthwein nicht so einfach gewesen sei, weil diese dreieinhalb Jahre als Strafuntergrenze vorgeschlagen habe.
Der Verteidiger des Angeklagten, Thomas Raich, habe signalisiert, dass er seine Kritik an der Verwertbarkeit von Chatverläufen des Angeklagten über den Messengerdienst Sky ECC zurückstellt, wenngleich mittlerweile zwei Verfassungsbeschwerden dagegen anhängig seien.
Die Strafkammer stellte „eine gewisse Unbelehrbarkeit“ des Backnangers fest
Aus der Sicht der Staatsanwaltschaft, so Richter Gassert weiter, sei die Beweislage aus der polizeilichen Beschlagnahme von sogenannten Kryptohandys heraus nicht schlecht und diese halte es für wünschenswert, dass der Angeschuldigte nicht nur seine Taten gesteht, sondern auch seine Abnehmer benennt.
Die Strafkammer selbst hat den Informationen von Richter Gassert zufolge beim Eingestehen der Tatvorwürfe – sechs Fälle des unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge sowie deren unerlaubter Anbau und Besitz zwischen den Jahren 2018 und 2020 – „eine gewisse Unbelehrbarkeit“ des Backnangers festgestellt.
Bei einem, der von der Polizei beim Cannabisanbau ertappt werde – wie eben bei dem Angeklagten, der die Marihuanapflanzen auf seiner Terrasse anbaute und nach dem Erwischtwerden gleich wieder Pflanzen sprießen lasse –, frage er sich schon nach dem Lerneffekt. Bei dem Backnanger waren darüber hinaus auch Waffen und Munition gefunden worden.
Auch Waffen und Munition sind bei dem Angeklagten gefunden worden
Sollte es am Montag, 30. Januar, tatsächlich zu der in dem Verständigungsgespräch vereinbarten Gefängnisstrafe von drei bis dreieinhalb Jahren kommen, wird der Staat versuchen, die mehr als 76.000 Euro, welche der Backnanger Selbstständige an den Rauschgiftgeschäften verdient hat, wieder einzuziehen.
Dazu, warum die Polizei nicht nur Drogen, sondern auch Waffen und Munition bei ihm gefunden hat, kam in der öffentlichen Gerichtsverhandlung noch nichts zur Sprache. Bei den Waffen handelte es sich nicht nur um ein Luftgewehr, welches der Beschuldigte von der Staatsanwaltschaft wieder zurückhaben möchte, sondern auch um eine Pistole.
Die Glaubhaftigkeit des Geständnisses überprüft das Landgericht momentan noch durch die Vernehmung von mehreren Zeugen. „War das der Herr in dem schwarzen Anzug?“, fragte Richter Gassert beispielsweise einen 26-Jährigen, der bei der Polizei angegeben hatte, er sei auf der Straße von dem Angeklagten auf den möglichen Kauf von Cannabis angesprochen worden. „An dem Tag wurde ich verhaftet und ins Gefängnis gebracht“, wich der Zeuge der Frage erst einmal aus.
Weiter konfrontiert mit dem Polizeiprotokoll gab er dann doch zu, den Angeklagten insgesamt zweimal gesehen zu haben. Einmal habe er diesen in einer Bar getroffen, das zweite Mal sei er bei ihm zu Besuch gewesen. Dort sei aber nichts anderes passiert „als sonst jeden Tag auch“. „Was ist denn jeden Tag passiert?“, hakte Gassert nach. „Kiffen“, räumte der Zeuge ein und fügte hinzu: „Wir haben einen Joint geraucht wegen der Qualität.“ Der Grammpreis von fünf Euro sei für ihn in Ordnung gewesen, aber er habe auch noch andere Lieferanten gehabt.