Mutter-Kind-Wohngruppe in Leutenbach feiert fünfjähriges Bestehen

In einer Wohngruppe der Paulinenpflege werden sieben junge Mütter betreut, die mit der Mutterrolle überfordert sind.

Die Entwicklung der Kinder in der Wohngruppe wird genau beobachtet. Foto: Paulinenpflege

Die Entwicklung der Kinder in der Wohngruppe wird genau beobachtet. Foto: Paulinenpflege

Leutenbach. Von Weitem ist es ein ganz normales Wohnhaus am Rand von Weiler zum Stein, beim zweiten Blick ist in diesem Haus einiges besonders. Hier wohnt nämlich eine ganz außergewöhnliche Großfamilie: sieben junge Mütter mit ihren sieben Kleinkindern. Die Mutter-Kind-Gruppe des Jugendhilfeverbunds der Paulinenpflege existiert schon seit über fünf Jahren. Sieben pädagogische Fachkräfte unterstützen hier junge Frauen, die mit ihrer Mutterrolle überfordert sind.

„Die Aufgabe unseres Teams ist es, zum einem das Kindeswohl im Fokus zu haben, aber auch nach den Bedürfnissen der Mütter zu schauen. Daher hat jede Mutter zwei Bezugsbetreuerinnen – eine für das Kind, die andere für die Mutter. So fällt nichts hinten runter“, erzählen Sozialpädagogin Viviane Newerla-Nooke und Kindheitspädagogin Martha Dervisi. Beide sind Mitarbeiterinnen der ersten Stunde, für die die Mutter-Kind-Gruppe mehr als nur ein Job ist. „Es war für mich etwas ganz Neues und hat viel Freude gemacht, diese Wohngruppe mit aufzubauen. Man kann hier sehr viel weitergeben und bewirken“, freut sich Viviane Newerla-Nooke. „Und das Baby- und Kinderlachen ist einfach unbezahlbar“, ergänzt Martha Dervisi.

Neben der lebenspraktischen Anleitung und Wissensvermittlung für die Mütter ist die genaue Beobachtung der Entwicklung der Kinder wichtig. „Körperliche Folgen sieht man erst später, daher schauen wir auch immer auf Grundlage der Entwicklungspsychologie, wie es dem Kind geht“, erklären die beiden pädagogischen Fachkräfte. Ein wichtiger Baustein ist hierbei auch die videogestützte Interaktionsanalyse. „Hier wird die Mutter zum Beispiel beim Wickeln ihres Kindes gefilmt. Und dann kann genau geschaut werden, was da zwischen Mutter und Kind passiert. Auf den ersten Blick sieht alles ganz normal aus. Beim genaueren Hinschauen sieht man, dass das Kind im Stress war. Die Mutter konnte es da nicht rausholen.“ Das wird dann unter anderem in wöchentlichen Entwicklungsgesprächen aufgearbeitet.

Auch die Mitterpersönlichkeit soll sich entwickeln

Natürlich geht es ebenso um die Weiterentwicklung der Mutterpersönlichkeit, sodass die Mütter ihr Leben irgendwann selbstständig meistern können. Dabei kommt es auch immer wieder zu Interessenskonflikten. Viele der 16- oder 17-Jährigen wollen abends ohne Kind losziehen. „Das können wir ab und zu ermöglichen, aber nicht regelmäßig“, so Viviane Newerla-Nooke. Einige der Mütter gehen tagsüber zur Arbeit oder noch zur Schule. Die Kinder werden dann in einer Kita betreut. „Für einige der sehr jungen Frauen ist es aber wichtig, dass sie sich zunächst auf das Kind konzentrieren. Und dann so langsam zum Beispiel mit einem Teilzeitjob anfangen“ sagt Martha Dervisi.

Unterstützung ist rund um die Uhr geboten – es gibt sogar eine Nachtbereitschaft für Notfälle. Insgesamt sind seit dem Start dieser Wohnform 60 Personen betreut und unterstützt worden. pm

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Erstellt:
18. Januar 2025, 11:00 Uhr

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