Nahwärme wird in Aspach künftig teurer

Die Kunden des gemeindeeigenen Nahwärmenetzes in Kleinaspach haben bislang von einem Rechenfehler profitiert und günstig geheizt, während die Gemeinde Miese machte. Nun stehen allerdings steigende Preise bevor. Der Gemeinderat befürwortet das.

Den Heizölanteil im Nahwärmemix zu senken ist nicht so einfach. Die Biovergärungsanlage des Landwirtschaftsbetriebs Bäuerle ist laut Bürgermeisterin bereits an der Kapazitätsgrenze. Archivfoto: Alexander Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Den Heizölanteil im Nahwärmemix zu senken ist nicht so einfach. Die Biovergärungsanlage des Landwirtschaftsbetriebs Bäuerle ist laut Bürgermeisterin bereits an der Kapazitätsgrenze. Archivfoto: Alexander Becher

Von Lorena Greppo

Aspach. Nahwärme bleibt in Aspach ein heißes Thema. Zwar stand auf der Tagesordnung der jüngsten Gemeinderatssitzung lediglich die Preisanpassung für das laufende Jahr, doch die Gremiumsmitglieder kamen nicht umhin, auch die Gesamtsituation der Wärmeversorgung noch einmal unter die Lupe zu nehmen. Denn die Gemeinde plant, das Netz in Kleinaspach um einen dritten Abschnitt zu erweitern. In Großaspach ist ebenfalls eine Erweiterung vorgesehen, dies jedoch geschieht unter Federführung der Süwag als Betreiberin. Diese will noch Ende des Monats den Spatenstich setzen. Wie Kämmerin Linda Hecht auf Nachfrage von Markus Kälber (FWA) einräumte, zahlen die Nahwärmekunden in Großaspach jedoch aktuell etwa zwei Cent mehr pro Kilowattstunde als die Kleinaspacher. Das liegt daran, dass für das gemeindeeigene Nahwärmenetz – zumindest im ersten Abschnitt – ein für zehn Jahre bindender Vertrag gilt und in diesem eine fehlerbehaftete Berechnung des Preises festgehalten wurde. Diese sorgt dafür, dass der Betrieb des Nahwärmenetzes für die Gemeinde defizitär ist.

2024 laufen Altverträge aus

„Wir haben uns nicht nur an der Formel die Zähne ausgebissen, sie ist Vertragsgrundlage und das schnürt Fesseln“, erklärte Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff. Erst 2024 laufen die Altverträge aus, merkte Linda Hecht an. „Dann haben wir erstmals die Möglichkeit, Anschlussverträge abzuschließen.“ Diese sollten dann jeweils nur ein Jahr Laufzeit haben. Dann müsse das Ziel sein, die schwarze Null zu erreichen.

Damit wollte sich Udo Wruck (fraktionslos) nicht zufriedengeben. „Wir müssen in die Gewinnphase“, forderte er. Denn die Verluste der vergangenen Jahre könne man sonst nicht wieder aufholen. Die aktuelle Kalkulation der Nahwärmepreise nannte er „ökonomischen Unsinn“. Die Rohstoffpreise auf der Basis von Heizöl seien in den vergangenen neun Jahren um etwa 50 Prozent gestiegen. Beim Wärmepreis in Kleinaspach hingegen verzeichnete er lediglich einen Anstieg um 7,5 Prozent.

Der Arbeitspreis sollte rückwirkend zum 1. Januar angehoben werden

Zwar sei es gut, den Nahwärmepreis zu erhöhen, dieser sei aber noch immer unwirtschaftlich. Angefangen hatte die Gemeinde 2014 mit einem Arbeitspreis von 7,30 Cent pro Kilowattstunde. Da die Gemeinde bei fallenden Preisen verpflichtet ist, diese an die Endkunden weiterzugeben, wurde die Nahwärme insgesamt über die Jahre deutlich günstiger. Im vergangenen Jahr zahlten die Kunden 5,56 Cent pro Kilowattstunde. Nun also sollte der Arbeitspreis rückwirkend zum 1. Januar 2023 auf 7,85 Cent pro Kilowattstunde angehoben werden. „Dieses Jahr haben sich die Indizes so entwickelt, dass wir zu einer Preiserhöhung kommen“, erklärte Hecht. Insofern helfe die Marktlage der Gemeinde aktuell sogar, hob Daniel Jacobi (FWA) hervor.

Weil die Nahwärme nicht allein durch Holzhackschnitzel und die Biovergärungsanlage des Landwirtschaftsbetriebs Bäuerle produziert wird, sondern mit einem Anteil von Heizöl, ergibt sich die kuriose Situation, dass die Gemeinde dieses teurer einkauft als sie das Produkt am Ende verkauft. Wolfgang Schopf, Fraktionsvorsitzender der SPD/Aspacher Demokraten, sprach sich angesichts dessen dafür aus, den Heizölfaktor zu verringern. „Das ist der Weg für die Dekarbonisierung“, hob er hervor. Ganz so einfach gestaltet sich das aber nicht, wie die Bürgermeisterin ausführte: Sowohl was die Holzhackschnitzel angehe als auch die Energiezufuhr aus dem Betrieb der Bäuerles, sei man an der Kapazitätsgrenze.

Ziel ist eine tragfähige und autarke Wärmeversorgung

Als Ziel gab die Bürgermeisterin eine tragfähige und autarke Wärmeversorgung aus. Wenn die Verträge erst einmal angepasst werden können, sei man auf einem guten Weg. Denn grundsätzlich, dafür hatte sich auch das Gremium schon ausgesprochen, ist die Vergrößerung des Nahwärmenetzes erwünscht. Auch, das bestätigte Kämmerin Linda Hecht auf Nachfrage von Peter Theilacker (FWA), gebe es einige Anwohner, die nachträglich an das Netz angeschlossen werden wollen. „Wir prüfen das. Grundsätzlich ist es möglich, aber da sie bei der Vorverlegung nicht mit dabei waren, müssten sie den Preis dafür übernehmen, dass die Straße noch mal aufgemacht werden muss“, erklärte sie die Schwierigkeit hierbei. Für nachträglich abgeschlossene Verträge gelte übrigens auch nicht die gleiche Berechnung wie bei den Altverträgen.

Einstimmig beschloss der Gemeinderat letztlich die Anhebung des Wärmepreises im Netz Kleinaspach und für die Kunden bleibt die Gewissheit, dass es in den kommenden Jahren nicht die letzte Preiserhöhung gewesen sein wird.

Da die Gemeinde verpflichtet ist, fallende Preise an die Kunden weiterzugeben, wurde die Nahwärme über die Jahre günstiger.

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Erstellt:
11. Januar 2023, 06:00 Uhr

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