Neubau stößt nicht nur auf Gegenliebe
Ein Investor will das Alexander-Stift in Allmersbach im Tal gemäß Verordnung vom Land umbauen und zudem um einen Neubau erweitern. Nach Einwänden aus der Nachbarschaft wurde die Planungsgröße bereits abgespeckt. Doch das reicht etlichen Anwohnern noch nicht.

© Alexander Becher
Der rege genutzte Fußweg am Allmersbacher Alexander-Stift (rechts im Bild) vorbei soll trotz Erweiterung erhalten bleiben. Foto: A. Becher
Von Bernhard Romanowski
Allmersbach im Tal. Das Alexander-Stift in Allmersbach im Tal muss wachsen, wenn es bestehen bleiben soll. Und dass es bestehen bleiben soll, darin sind sich die Gemeindeverwaltung und der Gemeinderat in seiner Mehrheit einig. Im November könnte denn auch in der Ratssitzung der notwendige Beschluss gefasst werden, um die Erweiterung der Einrichtung wahr werden zu lassen. Das sorgt bei einigen Allmersbachern für ziemlichen Unmut. Denn wenn das bestehende Gebäude des Alexander-Stifts umgebaut wird und ein weiteres Gebäude daneben entsteht, bleibt diese Baumaßnahme nicht ohne Folgen für sie – negative Folgen, wie es eine Gruppe Anwohner bei einem Termin mit unserer Zeitung schildert.
Das von der Diakonie Stetten betriebene Pflegeheim und die Umstrukturierung, die die WZ Grundstücksgesellschaft mbH&Co. KG der Firmengruppe Zumbruch als Investor durchführen will, sei ihnen nicht grundsätzlich ein Dorn im Auge. Sie sähen es aber eben lieber, wenn die Zukunftsfähigkeit des Alexander-Stifts durch bauliche Anpassungen im Bestand und ohne Eingriffe in die örtlichen Begebenheiten realisiert würde. Das hätte viele Vorteile, meinen sie: Würde man den Umbau bei laufendem Betrieb machen, wäre keine Verlegung der Heimbewohner notwendig und die „familiäre überschaubare Hausgemeinschaft“ bliebe bestehen. Der Fußweg aus Richtung der katholischen Kirche talwärts könnte erhalten bleiben und es würde kein zusätzliches Verkehrschaos entstehen.
Denn die Ecke dort sei ohnehin schon recht eng für Autofahrer. Für Feuerwehr und Notarzt sei es fast unmöglich, sich im Notfall dort durchzuschlängeln, meinen die Beschwerdeführer. Auch sei die heimische Artenvielfalt dort durch den Neubau bedroht. Unlängst gepflanzte Bäume und ein alter Birnbaum sowie die mit Fördergeldern angelegte Blühwiese seien dann perdu, so die Anwohnergruppe. Damit ginge nicht nur eine Spielfläche für die Kinder verloren, sondern auch „eine wichtige Frischluftschneise“. Ihre Einwendungen haben sie der Gemeindeverwaltung geschickt, die sich im Rahmen des gesetzlich vorgeschriebenen Prozederes auch schon damit befasst hat. Von einem Wertverlust der umliegenden Grundstücke durch die Präsenz der Heimbewohner war darin auch die Rede.
Das Vorhaben der Erweiterung des Alexander-Stifts als solches ist nicht neu. Zuletzt im Mai gab es auch ein Treffen der Gemeindeverwaltung mit den Anwohnern parallel zur öffentlichen Auslegung der Pläne. In der Zwischenzeit wurden von der Gemeinde mehrfach Gespräche mit dem zukünftigen Eigentümer des Pflegeheims Allmersbach im Tal geführt. „Dies hat zu Änderungen der planungsrechtlichen Voraussetzungen im Vergleich zu den Planungen des Aufstellungsbeschlusses geführt. So wurde zum Beispiel der Eingriff in die innerörtliche Grünfläche deutlich reduziert“, stellt die Gemeindeverwaltung dazu fest. Der Baukörper wird demnach deutlich reduziert, wie Bürgermeisterin Patrizia Rall auf Nachfrage erklärt.
Die bestehende Grünfläche im Besitz der Gemeinde werde durch den Bau zwar ein Stück weit überbaut, bleibe grundsätzlich aber erhalten. Eine Erweiterung im Bestand reiche nicht, um die Bedingungen der Landesheimbauverordnung zu erfüllen, die 2011 vom Land Baden-Württemberg auf den Weg gebracht wurde. Darin sind die Mindestgröße von Pflegezimmern, ein Abbau von Doppelzimmern und die Trennung zwischen Pflegebereich und betreutem Wohnen geregelt. Die Bürgermeisterin betont, wie wichtig es sei, älteren Menschen die Möglichkeit zu bieten, im Ort – mit der Nähe etwa zum Bäcker oder Metzger – Pflege wahrnehmen zu können. „Das ist uns ganz arg wichtig, und wir haben eine verträgliche Variante gefunden“, sieht sich Rall im Einklang mit dem Gemeinderat. Einzelne Einwände seien subjektiv mitunter sogar nachvollziehbar, doch sei die Aufgabe der Entscheidungsträger eben „die Betrachtung des Gesamten“.
Das Projekt stellt einen Mehrwert für die gesamte Gemeinde dar, so der Investor
Und was sagt der Investor? „Wir sind sehr froh, dass gemeinsam mit dem Alexander-Stift und der Heimaufsicht (die Diakonie Stetten, Anm. d. Red) erreicht werden konnte, dass durch noch anstehende Umbauten und Renovierungen das Bestandsgebäude vorrangig nun erst einmal erhalten werden und der Betrieb für die im Haus wohnenden, hochbetagten Senioren sichergestellt werden kann, was höchste Priorität für das Alexander-Stift und uns hat und was sicherlich auch mit wirtschaftlichen Einschnitten einhergeht“, teilt Luis Zumbruch als Geschäftsführer der gleichnamigen Unternehmensgruppe dazu mit. Neben der Sicherung der Wirtschaftlichkeit solle in Allmersbach ein zentraler und nachhaltiger Wohn- und Pflegestandort für Senioren entstehen, der „den Bedarf deckt und langfristig ausgerichtet“ ist. Die Erweiterung mit Neubau stelle einen Mehrwert für die gesamte Gemeinde dar, ist er sich sicher.
Durch Umplanungen und Reduzierungen der Planung sei auch auf die Nachbarn Rücksicht genommen worden. Das nächste Jahr werde nun genutzt, um das bestehende Gebäude an die baulichen Anforderungen anzupassen, umfangreich und behutsam zu renovieren. „Sodass dieses einen guten und geschützten Wohn- und Pflegestandort für die Senioren im Ort darstellt“, so Zumbruch abschließend.

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„Das ist uns ganz arg wichtig, und wir haben eine verträgliche Variante gefunden.“
Patrizia Rall (Bürgermeisterin), zu der Bauplanung in Allmersbach im Tal
Mindestgröße Bisher waren im Alexander-Stift in Allmersbach im Tal 27 Pflegeeinheiten untergebracht. Der Betreiber benötigt für einen wirtschaftlichen Betrieb mindestens 15 Pflegeeinheiten pro Abteilung auf einem Stockwerk. Demnach wird ein Betrieb mit insgesamt 60 Pflegeeinheiten angestrebt.
Umbauphase Geplant ist laut Gemeindeverwaltung, die beiden Stationen im Altbau (Erdgeschoss und Obergeschoss) mit bisher zwölf Pflegeplätzen durch den Anbau so zu erweitern, dass jeweils 15 Pflegeplätze möglich werden. Da ein erhöhter Bedarf erkennbar sei, ist im Erdgeschoss des Neubaus eine weitere Station mit 15 Pflegeplätzen vorgesehen. Diese dient während der Umbauphase des Altbaus auch den bisherigen Bewohnern.
Personalunterbringung Da die derzeitige Wohnungsmangelsituation auch das Pflegepersonal betrifft, ist vorgesehen, die bisherigen sieben Pflegeplätze im Untergeschoss in Personalwohnungen umzuwandeln. Es ist angedacht, die andere halbe Station im Erdgeschoss in eine Tagespflegestation mit sieben Plätzen umzuwandeln.
Betreutes Wohnen Im Neubau sind im Obergeschoss und Dachgeschoss dann noch je acht altengerechte und betreute Wohnungen vorgesehen.
Flexibilität Durch den Umbau des Bestandsgebäudes und den Neubau können die Strukturen so flexibel gestaltet werden, dass je nach Bedarf altengerechte Wohnungen in eine weitere Pflegestation oder eine Pflegestation in weitere altengerechte Wohnungen umgewandelt werden können.
Bestandsfähigkeit Diese Flexibilität sei wichtig, denn der Bedarf sei für die Zukunft kaum prognostizierbar, so die Gemeindeverwaltung. Bekannt sei nur, dass er sich aufgrund der demografischen Entwicklung sicherlich erhöhen wird. Auf diese Weise werde eine Struktur geschaffen, die auch in Zukunft Bestand haben kann, so die Meinung im Rathaus.