Neue Defibrillatoren in Backnang installiert
Die Bürgerstiftung Backnang bemüht sich um mehr Defibrillatoren in Backnang. Bevorzugt werden Orte, an denen die lebensrettenden Geräte auch am Wochenende und nachts zugänglich sind. Die Stadtverwaltung hat einen neuen Defi am Rathaus installiert, weitere sollen folgen.
Von Anja La Roche
Backnang. Wenn ein Passant auf der Straße sich schmerzverzerrt ans Herz greift, sollten die inneren Alarmglocken schrillen. Spätestens aber, wenn die Person umkippt, nicht mehr ansprechbar ist, aufhört zu atmen oder sehr unregelmäßig atmet. Im Jahr 2020 sind in Deutschland etwa 60000 Fälle von akutem Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb von Kliniken aufgetreten. Es bleiben nur wenige Minuten für eine erfolgreiche Wiederbelebung. Oft kommt selbst der rasch gerufene Notarzt zu spät. Das kann zu schwerer Behinderung oder zum Tod führen. Helfen kann aber ein „automatisierter externer Defibrillator“ (AED). Da die modernen Geräte eine Sprachsteuerung haben und einen Elektroschock nur dann auslösen, wenn sie tatsächlich ein lebensbedrohliches Kammerflimmern feststellen, braucht man für die Nutzung keine medizinischen Kenntnisse.
Vor fünf Jahren hat Klaus-Dieter Fackler, Vorsitzender des Backnanger Ortsvereins beim Deutschen Roten Kreuz (DRK), eine Initiative gestartet, um das Definetz in der Stadt auszubauen. Seither sind einige Geräte hinzugekommen, unter anderem auch in allen städtischen Sporthallen. Bislang waren in Backnang 23 Defis online gelistet, wobei noch einige Geräte in der Liste fehlen und bald nachgetragen werden sollen. Zum Vergleich: In Winnenden sind 33 und in Waiblingen 26 öffentlich zugängliche Defibrillatoren gelistet.
Zu wenige Defis, die auch am Wochenende und nachts zugänglich sind
Anfang des Jahres hat es sich die Bürgerstiftung zur Aufgabe gemacht, das Netz an öffentlich zugänglichen Defis weiter zu verdichten. Die Initiative ging vom Backnanger Arzt im Ruhestand Bernhard Weber aus, der auch die Projektleitung übernommen hat. Vor zwei Jahren habe er in Stuttgart die Erfahrung gemacht, dass bei einem Notfall nicht einmal ein Polizist wusste, wo der nächste Defibrillator zu finden ist. Das nahm sich Weber zum Anlass, die Situation in Backnang zu betrachten. Es gab damals nur vier Geräte, die auch am Wochenende und nachts zugänglich waren, und zwar drei jeweils in den Filialen der Volksbank und eines am Hospiz.
In Zusammenarbeit mit der Bürgerstiftung und dem DRK-Ortsverein Backnang wurden seither sechs weitere AEDs in Backnang installiert. Darunter im Außenbereich und somit immer zugänglich am historischen Rathaus und am Wasserbehälter der Stadtwerke gegenüber des Waldheims. In den nächsten Tagen soll noch ein weiterer außen am Bandhaus installiert werden. Neue Defis, die im Innenbereich installiert wurden, sind an folgenden Orten zu finden: Apotheke Am Obstmarkt, Johannes-Apotheke, Hofgut Hagenbach und Edeka-Markt.
Und es sollen weitere folgen. Voraussichtlich wird die Stadt 2024 einen weiteren Defi im Biegel anbringen, der 24 Stunden am Tag zugänglich ist. Auch auf der Bleichwiese, am Bahnhof und an den Stadtteilrathäusern sollen AEDs möglichst im kommenden Jahr hinzukommen. Weitere kann sich die Bürgerstiftung unter anderem in Einkaufszentren, an der Aspacher Brücke sowie auf den Friedhöfen vorstellen.
Für Weber spielen die Apotheken eine besondere Rolle als Standort. Denn die Bevölkerung wisse, wo sich die Filialen befinden, und müsste im Ernstfall nicht noch im Internet nachschauen. Das könne lebensrettende Zeit sparen. Er möchte daher noch weitere Apotheken davon überzeugen, sich einen Defi anzuschaffen. Um weitere öffentlich zugängliche Geräte in Backnang zu installieren, bietet die Bürgerstiftung an, die Hälfte der Kosten zu übernehmen. Hierfür bittet die Stiftung die Bevölkerung auch weiterhin um Spenden. Bislang hat sie die Kosten für die Defis in den beiden Apotheken und beim Hofgut Hagenbach zur Hälfte getragen. Der AED am Waldheim wurde zudem komplett von der Bürgerstiftung finanziert. Wer spenden möchte, findet auf der Website der Stiftung die Kontodaten unter www.buergerstiftung-backnang.de.
Oberbürgermeister Maximilian Friedrich dankt Weber für seine Bemühungen um mehr Defibrillatoren in Backnang und betont, dass ihm das Thema am Herzen liegt. Die Kommune Berglen sei mit ihm als Bürgermeister bereits 2017 Vorreiter in dieser Sache im Rems-Murr-Kreis gewesen.
Das schützende Gehäuse kostet mehr als das Gerät selbst
Die Kosten für die Defibrillatoren an den städtischen Gebäuden, wie nun die beiden neuen am Rathaus und am Bandhaus, bezahlt die Stadtverwaltung aus Mitteln der Stadtkasse. Ein AED koste 1000 Euro, das Gehäuse drum herum koste weitere 1200 Euro. Dass das Gehäuse teurer ist als das Gerät selbst, liege daran, dass eine integrierte Klimaanlage und Heizung dafür sorgen muss, dass die Temperaturen im Gehäuse zwischen fünf und 50 Grad Celsius liegen, denn nur dann bleibe der Defi einsatzbereit.
An erster Stelle steht für die Bürgerstiftung und das DRK nun, die Standorte und die Anwendung der AEDs bekannter zu machen. Im September hat die TSG Backnang bereits eine erste große Veranstaltung auf dem Hagenbach organisiert. Es gehe vor allem auch darum, den Menschen die Angst davor zu nehmen, Erste Hilfe zu leisten. Gemeint sind in einem solchen Fall die Herzdruckmassage sowie das Anwenden eines AED. Das Wichtigste bleibe aber, zuerst den Notruf 112 zu wählen, betont DRK-Bereitschaftsleiter Cedric Caspari. Die Leitstelle könne den Anrufer dann im Zweifel für alle weiteren Schritte anleiten und auch zum nächsten Defibrillator führen.
Defikarte Online ist in einer Karte eingetragen, wo sich die AEDs in Backnang befinden, die Website lautet: www.drk-rems-murr.de/definetz.html