Noch besseres Essen für noch mehr Kinder in Backnang
Der Vertrag für die Backnanger Schul- und Kitaverpflegung läuft aus und muss europaweit neu ausgeschrieben werden. Die Verwaltung nutzt die Gelegenheit, um ihre Qualitätsanforderungen zu erhöhen und die Mensa Maubacher Höhe und weitere Kitas an die Versorgung anzuschließen.
Von Matthias Nothstein
Backnang. Kinder verbringen heutzutage immer mehr Zeit in Kindertagesstätten und Schulen, weshalb eine gesunde und ausgewogene Ernährung vor Ort immer wichtiger wird. Die Stadt Backnang hat sich mit ihren Mensen am Campus Schickhardt-Realschule/Mörike-Gemeinschaftsschule („Schicke Möhre“) sowie in der Plaisir-Sportkita in der Vergangenheit auf diesem Gebiet bereits stark engagiert. Nun zündet die Verwaltung die nächste Stufe. Sie nutzt die Tatsache, dass die Schulverpflegung zum 31. Juli dieses Jahres neu ausgeschrieben werden muss, um ihr Angebot künftig auch auf die Mensa Maubacher Höhe und mehrere Kindertagesstätten auszuweiten. Mehr noch: Auch die Qualität soll nochmals verbessert werden, indem auf die Aspekte Frische, Bio und Regionalität noch mehr Wert gelegt wird. Die Stadträte stimmten am Ende einer ausführlichen Darstellung in der Sitzung im Technikforum den Plänen einstimmig zu. Nur Volker Dyken von den Backnanger Demokraten enthielt sich.
Oberbürgermeister Maximilian Friedrich warb mit Verve für die Änderungen: „Für uns als Schulstandort Backnang ist es ein ganz wichtiger und zentraler Baustein, Kindern und Jugendlichen in unseren Betreuungs- und Bildungseinrichtungen ein hochwertiges und gesundes Mittagessen anzubieten. Aus diesem Grund haben wir hinsichtlich der Qualität des Essens das Zielkriterium vorgeschlagen, mindestens 20 Prozent des Wareneinsatzes aus biologischen Nahrungsmitteln zu verlangen und auch einen höheren Einsatz bis 30 Prozent in die Bewertung mit einzubeziehen.“ Zum Vergleich: Bei der vergangenen Ausschreibung waren nur zehn Prozent verlangt. Friedrichs Resümee: „Diese Änderung bedeutet eine deutliche Qualitätssteigerung.“
Noch kann nicht gesagt werden, um wie viel das Essen teurer wird
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Friedrich versuchte ferner, möglichen Gegenwind von vorneherein zu entkräften, indem er einräumte: „Dabei gehört zur Wahrheit aber auch, dass durch die gestiegenen Lebensmittel- und Energiekosten, die höhere Mehrwertsteuer, die Inflation und die gestiegenen Löhne auch die Kosten und damit die Preise für das Mittagessen steigen werden.“ Wie viel Geld die Stadt und im Nachgang die Eltern für die Verbesserungen hinlegen müssen, kann jetzt noch nicht gesagt werden. Doch Friedrich versprach, dass der Gemeinderat sofort informiert wird, sobald die Angebote eintreffen und geprüft worden sind. Dann muss das Gremium neu über die Ausgabepreise und die städtischen Zuschüsse entscheiden. Für Friedrich ist auch der Aspekt Eigenanteil der Eltern wichtig: „Wir sollten nicht nur ein gesundes und hochwertiges, sondern auch ein bezahlbares Essen anbieten können – gerade auch für finanziell schwächere Familien.“
Sozial- und Kulturdezernentin Regine Wüllenweber erinnerte daran, dass bereits 2018 in der neu gebauten Mensa „Schicke Möhre“ der Grundstein für das Backnanger Verpflegungskonzept für Kitas und Schulen gelegt worden ist. Die Anspruch lautete, alle Schüler und Kita-Kinder mit einem frischen und gesunden Essen versorgen zu können, das zudem nachhaltig und frisch zubereitet und auch noch schmackhaft ist. Der tägliche Mittagstisch sollte ein guter Ort für den Nachwuchs sein und zumindest versuchen, eine familienähnliche Umgebung darzustellen. Seit 2018 werden die Schulen nun aus der „Schicken Möhre“ und seit 2022 aus der Plaisir-Mensa mit frischem Essen versorgt. Wüllenweber: „Wir können stolz darauf sein, dass wir die Verpflegung unserer Kinder stetig optimieren und verbessern und so eine gesunde Basis für deren Ernährung schaffen.“
Auch Jonathan Seifert, der Leiter des Amts für Familie, Jugend und Bildung, erklärte, eine gute Verpflegung sei mittlerweile pädagogischer Standard und trage dazu bei, dass Schule als Gemeinschaft verstanden wird. Daher sei die Qualität des Essens ausgesprochen wichtig. Sabine Kutteroff (CDU) erinnerte daran: „Wir als CDU-Fraktion haben immer schon gesagt, wir müssen darauf achten, dass die Kinder gutes Essen bekommen. Deren Gesundheit steht im Vordergrund“. Sie hofft nun, dass die Verwaltung auch gute Angebote mit bezahlbaren Preisen erhalten werde. Simone Kirschbaum (SPD) lobte die stärkere Gewichtung der Regionalität. Ein Apfel aus Backnang sei besser als einer mit einem Biozertifikat aus Südafrika, lautete die Rechnung. Die Frage, wie die verschiedenen Aspekte zu bewerten sind, hat die Verwaltung laut Wüllenweber viel Zeit in der Vorbereitung der Ausschreibung gekostet. Bei der Frage Regionalität stellte sie jedoch klar: „Regional bedeutet in diesem Zusammenhang nicht, dass ein Produkt aus dem Landkreis oder aus Baden-Württemberg kommt, sondern aus Europa.“
Vertrag Der Vertrag mit dem bisherigen Anbieter Michaelschmittgastro e.K. endet am 31. Juli dieses Jahres. Aufgrund der Höhe des Auftragsvolumens müssen die Verpflegungsleistungen europaweit ausgeschrieben werden. Weil eine solche Ausschreibung sehr komplex ist, haben sich die Backnanger Verantwortlichen an die Stuttgarter Firma ODS gewandt. Diese Abkürzung steht für Optimierung von Dienstleistungen im Sozialbereich. Das Unternehmen wirbt mit seiner interessenfreien Beratung für beste Wirtschaftlichkeit in Küche und Hauswirtschaft.
Laufzeit Die Laufzeit beginnt ab dem 1. August 2024 und dauert zwei Jahre mit zweimaliger Option auf einjährige Verlängerung. Um den gesetzlichen Vorgaben zu entsprechen, wird die Ausschreibung und Vergabe losweise erfolgen. So werden auch kleineren Anbietern faire Wettbewerbschancen eingeräumt. Los 1 bildet die Mensa „Schicke Möhre“. Sie versorgt die Mörike-Gemeinschaftsschule inklusive Hort, die Schickhardt-Realschule, die Mensa Maubacher Höhe (Max-Eyth-Realschule und Max-Born-Gymnasium), die Gemeinschaftsschule Taus inklusive Hort und das Gymnasium in der Taus. Los 2 beinhaltet die Grundschulen Talschule, Maubach, Schillerschule und Plaisirschule, die Kindertagesstätten Talschule, Schladminger Weg, Heimgarten und Heininger Weg sowie die Sportkita Plaisir und die Pestalozzischule. Die Belieferung weiterer Kitas wird optional aufgenommen.
Bewertung Der Preis des Essens geht nur zu 30 Prozent in die Bewertung ein. 70 Prozent berücksichtigen die Qualität des Anbieters. Geprüft werden die Konzepte der Frischküche, der Logistik, des Personals und des Bioanteils. Beim Betreiberkonzept will die Stadt eine Beschreibung des vollständigen Prozesses vom Grundprodukt bis hin zum Endprodukt. Ein Notfallkonzept soll sicherstellen, dass die Kinder ihr Essen bekommen, auch wenn es im Betrieb zum Beispiel Krankheitsfälle gibt.