Parksituation soll entschärft werden

Experten und Bürger diskutieren in Allmersbach im Tal über markierte Parkflächen, Anwohnerparken, Bürgerbus und Radspuren

Parken ist ein Problem in Allmersbach im Tal, sowohl für Parkplatzsuchende als auch für die Anwohner. In einer Bürgerveranstaltung mit dem Titel „Parkraummanagement in Allmersbach im Tal – Was ist sinnvoll und notwendig?“ diskutierten rund 50 Bürger mit Experten vom Fraunhofer-Institut Stuttgart über drei verschiedene Szenarien.

Auto an Auto: Die Industriestraße in Allmersbach im Tal ist regelmäßig komplett zugeparkt. Das Problem soll jedoch mit neuen Regelungen angepackt werden. Fotos: Fraunhofer-Institut Stuttgart

© Fraunhofer Institut

Auto an Auto: Die Industriestraße in Allmersbach im Tal ist regelmäßig komplett zugeparkt. Das Problem soll jedoch mit neuen Regelungen angepackt werden. Fotos: Fraunhofer-Institut Stuttgart

Von Annette Hohnerlein

ALLMERSBACH IM TAL. Brennpunkte des sogenannten ruhenden Verkehrs gibt es einige im Ort. Da ist zum einen das Gebiet zwischen Industrie- und Friedhofstraße mit einer Mischung aus Industrie- und Wohnbebauung. Dort prallen die Interessen von parkplatzsuchenden Mitarbeitern der Firma Harro Höfliger und ruhebedürftigen Anwohnern aufeinander. Aber auch die Ortsdurchfahrt von Allmersbach, die nördlichen Wohngebiete, die Bereiche rund um Schule und Kindergärten und die Ortsmitte von Heutensbach wurden als Problemzonen ausgemacht.

Um das Thema Parken umfassend und wissenschaftlich fundiert anzugehen, wurde das Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation beauftragt, das bereits einige andere, meist größere Kommunen zu diesem Thema beraten hat. Ein Team um Bernd Bienzeisler erarbeitete eine Analyse des Istzustands und organisierte einen Entscheidungsprozess unter Einbeziehung der Bürger, an dessen Ende ein Bündel an Maßnahmen stehen soll, das die Parksituation in der Gemeinde deutlich verbessert. Ein Paket, das sich die Gemeinde 14000 Euro kosten lässt.

Markierte Parkbuchten und verkehrsberuhigte Zonen

Bienzeisler stellte den Besuchern in der Turn- und Versammlungshalle drei Szenarien vor, die er und seine Mitarbeiter auf der Basis der Ergebnisse der ersten Bürgerveranstaltung im Juli erarbeitet hatten. Das erste Szenario enthält verschiedene Einzelpunkte: markierte Parkbuchten in den Ortsdurchfahrten und anderen Straßen, verkehrsberuhigte Zonen rund um die Schule und die beiden Kindergärten und in der Umgebung der Firma Höfliger Anwohnerparkplätze, Zwei-Stunden-Parkplätze für Fremdparker und die Ausweisung von Lieferzonen.

Szenario 2 sieht zusätzlich vor, eine Radspur entlang der Ortsdurchfahrten und an der Allmersbacher/Heutensbacher Straße anzulegen, Ausweichparkplätze in Heutensbach zu schaffen, einen Bürgerbus einzurichten und Mitfahrbänke zu installieren. Außerdem soll in weiten Teilen von Allmersbach und Heutensbach das Parken nur noch auf markierten Flächen erlaubt sein.

Den größten Eingriff stellt Szenario 3 dar: Zusätzlich zu den Maßnahmen in Szenario 1 und 2 sollen auf dem gesamten Gemeindegebiet nur noch Anwohner mit Ausweis unbegrenzt parken dürfen, Fremdparker dagegen nur zwei Stunden lang. An kritischen Stellen wie entlang den Ortsdurchfahrten soll das Parken ganz verboten werden. Dafür sollen am Ortsrand Parkplätze beziehungsweise Park-and-ride-Parkplätze entstehen, Ziele innerorts sollen mit Shuttlebussen angefahren werden.

Im Anschluss an die Präsentation waren die Besucher um ihre Meinung gefragt. Sie diskutierten mit Bernd Bienzeisler und seinen Kolleginnen Simone Martinetz und Nicole Knorr in drei Gruppen die vorgestellten Varianten.

Bedenken gab es wegen der Zwei-Stunden-Regelung für Fremdparker. Diese würde dazu führen, dass die Parkscheibe nach zwei Stunden einfach weitergedreht oder das Auto umgestellt würde. Thema war auch die Regelung für Anwohner, die ohne Zeitlimit parken dürfen, falls sie einen Ausweis für beispielsweise 60 Euro pro Jahr erwerben. Dadurch würde kein einziger zusätzlicher Parkplatz entstehen, so der Einwand. „Vielleicht ist das ja ein Anreiz, die Garage leer zu räumen und für das Auto zu nutzen“, regte Nicole Knorr an.

Einig war man sich darin, dass es in Heutensbach und im Industriegebiet bei der Firma Höfliger viel zu wenige Parkmöglichkeiten gibt. „Das ist ein Thema, da muss man was machen“, bestätigte Bernd Bienzeisler.

Besucher klagt über „Rennstrecke im Berufsverkehr“

Ein genervter Anwohner plädierte für schräge Parkplätze entlang der Straße Im Wacholder, um die Straße schmäler zu machen und so den Verkehr zu verlangsamen: „Das ist eine Rennstrecke im Berufsverkehr. Da wird weit über 50 Stundenkilometer gefahren.“

Ein anderer Bürger sah dagegen in einer solchen Maßnahme eine große Gefahr für Fußgänger, die beim Ausfahren aus derartigen Parkplätzen leicht übersehen würden.

Ein weiterer Brennpunkt sei an der Einmündung der Beethovenstraße in die Straße Im Vogelsang, so ein Besucher. Patienten der dortigen Arztpraxis provozierten durch ihre geparkten Autos immer wieder gefährliche Situationen.

Insgesamt sei Szenario 2 als am attraktivsten angesehen worden, berichtete Simone Martinetz aus ihrer Gruppe. Die Einführung eines Bürgerbusses und die Aufstellung von Mitfahrbänken sei genauso begrüßt worden wie die Anlage von Radspuren.

Ein ähnliches Fazit zog ihre Kollegin Knorr und betonte, dass die Maßnahmen zur Regulierung des Parkens konsequent kontrolliert werden müssen. Das ist auch der Verwaltung klar, die seit einigen Wochen eine zusätzliche Kraft für Kontrollen am Abend und an den Wochenenden eingestellt hat, wie Bürgermeister Ralf Wörner wissen ließ.

Bernd Bienzeisler fasste zusammen: „Allmersbach ist zu heterogen für Szenario 3. Es wird wohl eine Mischung aus Szenario 1 und 2 geben.“

Ralf Wörner kündigte an, dass die Diskussion weitergehen werde, und lud die Bürger ein, sich auch in Zukunft einzubringen und den Entscheidungsprozess im Gemeinderat mitzuverfolgen.

Am Ende wurde der Bürgermeister deutlich: „Wenn sich jemand eine Karre kauft, muss er sich auch überlegen, wo er sie hinstellt“, appellierte er an die Eigenverantwortung seiner Mitmenschen. Und er wagte einen Blick in die Zukunft: „In zehn Jahren werden wir alle viel mehr Fahrrad fahren.“

Szenario 2 wurde eingehend diskutiert. Es sieht unter anderem vor, eine Radspur entlang der Ortsdurchfahrten und an der Allmersbacher/Heutensbacher Straße anzulegen, Ausweichparkplätze in Heutensbach zu schaffen, einen Bürgerbus einzurichten und Mitfahrbänke zu installieren.

Szenario 2 wurde eingehend diskutiert. Es sieht unter anderem vor, eine Radspur entlang der Ortsdurchfahrten und an der Allmersbacher/Heutensbacher Straße anzulegen, Ausweichparkplätze in Heutensbach zu schaffen, einen Bürgerbus einzurichten und Mitfahrbänke zu installieren.

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Erstellt:
11. Oktober 2019, 06:00 Uhr

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