Pläne für Sportzentrum werden konkret
TSG Backnang 1846 strebt Grundsteinlegung auf dem Hagenbach bis spätestens 2021 an – Neue Gebäude und Außenangebote
Dass die TSG Backnang 1846 auf dem Hagenbach Großes vorhat, ist seit einiger Zeit bekannt. Erst war von einem Sportgarten die Rede, dieser ist mittlerweile Teil der Idee eines Sportvereinszentrums. Obwohl es in den vergangenen zwei Jahren ruhig ums Projekt wurde, „ist im Verborgenen viel passiert“, versichert der Vorsitzende Rainer Mögle. 2021, wenn der Klub den 175. Geburtstag feiert, soll möglichst der Grundstein gelegt sein.

© Pressefotografie Alexander Beche
Haben schon recht klare Vorstellungen davon, wie es auf dem Hagenbachgelände in wenigen Jahren aussehen soll: Der TSG-Vorsitzende Rainer Mögle sowie seine beiden Stellvertreter Claudia Krimmer und Wolfgang Richter (von links).Foto: A. Becher
Von Steffen Grün
BACKNANG. Vor drei Jahren hatte Mögle anlässlich seiner Wahl an die Spitze des größten Sportvereins der Stadt im Interview mit unserer Zeitung über das Projekt gesprochen. Damals sah er 2021 auf dem Hagenbach „etwas, das wächst, etwas zwischen der Grundsteinlegung und der Schlüsselübergabe. Es muss nicht fertig sein, denn der Vorteil unseres Sportgarten-Konzepts ist, dass es einzelne Module sind“. Weil der Beratungsprozess intensiv ist und der Teufel im Detail steckt, ist der 55-Jährige in Sachen Zeitplan ein wenig vorsichtiger geworden, für den Rest gilt: Die Ideen und die Ziele sind dieselben geblieben, auch wenn der Arbeitstitel mittlerweile Sportvereinszentrum lautet.
Im Dienste der Allgemeinheit geht’s darum, alle Generationen in einer alternden Gesellschaft mit verschiedensten Angeboten in neuen Räumen sowie unter freiem Himmel in Bewegung zu halten. Im ureigenen Interesse des Vereins ist es, wieder zu wachsen und nicht weiter zu schrumpfen, die treuen Mitglieder zu binden und neue Beitragszahler zu gewinnen. Beides zu forcieren, ist der Anspruch des ambitionierten Projekts, das in den kommenden Monaten so richtig Fahrt aufnehmen soll. Das beginnt schon mit der morgigen Jahreshauptversammlung, bei der die modernisierte Satzung abgesegnet werden soll, die zum Beispiel die Weichen für die Einstellung eines hauptamtlichen Geschäftsführers stellt. „Das neue Sportvereinszentrum kann nicht mehr rein ehrenamtlich geplant und vor allem später betrieben werden“, betont Mögle, wie dringend diese Professionalisierung in seinen Augen ist.
Bei den erwarteten Kosten geben sich die Macher noch schmallippig
Immerhin hat Claudia Krimmer derzeit eine auf das Projekt bezogene 75-Prozent- Stelle, was die stellvertretende Vorsitzende mit den TSG-Vorstandskollegen an der Seite automatisch zu der treibenden Kraft macht. „Wir sind im Beratungsprozess, arbeiten dabei sehr eng mit dem Württembergischen Landessportbund und dem Architekturbüro zusammen“, sagt Krimmer. Es gab Workshops zum Betriebskonzept und zur Wirtschaftlichkeit, in einigen Wochen soll sich der sogenannte Projektlenkungsausschuss mit Vertretern der Stadt zum ersten Mal treffen: Dann geht es um die Bebauungspläne und Themen wie den Verkehr, die Parkplätze oder die ÖPNV-Anbindung. „Über diesen Sommer hinweg sollen die Gespräche mit den Banken beginnen“, verrät Krimmer, doch was die erwarteten Kosten angeht, halten sich die Verantwortlichen noch sehr bedeckt. Mögle begründet es mit dem „Fluch der ersten Zahl, wir können uns noch nicht festlegen“. Es hänge auch davon ab, was mit der bisherigen Geschäftsstelle passiert. Mehr als „die Kostenermittlung läuft“ ist dem Vereinschef nicht zu entlocken, aber „die Wirtschaftlichkeit muss gegeben sein, bevor die Bankengespräche beginnen“.
Klar ist: Es ist ein Mehr-Millionen-Projekt, aber „die Kassenlage ist gut“, wie der Vorsitzende stolz verkündet. Jetzt kommt es auf die konkrete Ausgestaltung an, für die sich die Macher in der Planungsphase bereits bestehende und sehr unterschiedliche Sportvereinszentren in Bietigheim, Besigheim oder Schorndorf anschauten. Alle lieferten interessante Einblicke, aber keine Blaupause: Eine solche suchten die Backnanger auch nicht, denn die eigene Lösung muss eine maßgeschneiderte sein. Der zu Beginn als Bestandteil angedachte Sportkindergarten war bereits vor zwei Jahren vom Tisch und wird von der Stadt nun in der Plaisir realisiert, die TSG sitzt als Kooperationspartner allerdings mit im Boot. „Auch von der Idee einer Physiotherapiepraxis haben wir uns fürs Erste verabschiedet“, verrät Mögle. „Leider auch nur Priorität zwei“ habe die Bewegungslandschaft, die sich die Turner für den Leistungssport eigentlich dringend wünschen, für die sie bereits eine stattliche Summe auf die hohe Kante gelegt haben und die auch schon aus den Plänen für die Karl-Euerle-Halle gestrichen wurde. „Wir müssen erst mit den anderen Bausteinen Geld verdienen“, erklärt Mögle und tröstet die enttäuschte Abteilung damit, dass immer noch genug Platz für eine spätere Realisierung dieser Geräteturnhalle bleibt.
Hinzugekommen sind die Räumlichkeiten für den Reha- und Gesundheitssport, in denen mit geeigneten Geräten trainiert werden kann, auch wenn es sich nicht um ein Fitnessstudio im herkömmlichen Sinne handeln soll. In Stein gemeißelt ist insgesamt noch nichts, denn „das Raumkonzept entsteht gerade“, so Mögle. Im Spätherbst ist eine Infoveranstaltung für die Mitglieder, Anwohner und alle Interessierten geplant, eine außerordentliche Hauptversammlung soll den Weg dann Ende 2019 oder Anfang 2020 frei machen. Hält dieser Zeitplan, dann könnte es mit der Grundsteinlegung bis zum 175. Geburtstag der TSG Backnang 1846 klappen.
Für ihre Vision eines Sportgartens auf dem Hagenbach räumte die TSG Backnang 1846 schon im Oktober 2015 einen Innovationspreis beim Stuttgarter Sportkongress ab. Mittlerweile ist von einem Sportvereinszentrum die Rede, für das etwa 7 300 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Wie das Baugrundgutachten ergab, kann auch der Hang Richtung Größeweg genutzt werden.
Neue Bauwerke sind für Gymnastik-, Fitness- und Mehrzweckräume notwendig, auch die neue Geschäftsstelle könnte integriert werden. Angedachte Außensportangebote sind ein Kleinspielfeld, eine Finnenbahn, ein Street-Work-out-Bereich und verschiedene Geräte zur Verbesserung von Beweglichkeit, Kraft, Balance und Koordination. „Ganz wichtig“ ist dem TSG-Vorsitzenden Rainer Mögle ein inklusiver Kinderspielplatz, „der könnte vielleicht sogar vorgezogen werden“. Noch nicht abgehakt ist ein Beachvolleyballbereich, „aber es wird schwierig“. Grundsätzliche Bedeutung hat die Barrierefreiheit, um tatsächlich Sport für alle Altersklassen anbieten zu können.
Morgen um 19.30 Uhr findet in der Hagenbachhalle die Hauptversammlung statt. Der wichtigste Tagesordnungspunkt ist der Beschluss über die modernisierte Satzung, die auch die Datenschutzgrundverordnung berücksichtigt. Der Vereinszweck wurde neu definiert und um Integration und Inklusion erweitert. Der Vorstand soll kleiner werden und nach einjähriger Übergangsphase aus dem Vorsitzenden, maximal zwei Stellvertretern, dem Finanzvorstand (bislang Kassier) sowie höchstens sechs Beisitzern bestehen. Zudem muss die Möglichkeit, einen hauptamtlichen Geschäftsführer einstellen zu können (wie ihn Vereine in vergleichbarer Größe in der Regel schon haben), explizit in der Satzung auftauchen.