Polizei zähltDemonstrantennicht mehr

Sprecher Keilbach: Halten uns ausDieseldiskussion bewusst heraus

Stuttgart Die Stuttgarter Polizei zieht Konsequenzen aus negativen Erfahrungen in Zusammenhang mit Zahlenangaben zu den jüngsten Dieseldemonstrationen. „Ab sofort zählen wir keine Demonstrationsteilnehmer mehr“, sagte Polizeisprecher Stefan Keilbach unserer Zeitung am Dienstag auf Anfrage. „Wir wollen damit verhindern, dass Interessensgruppen von uns veröffentlichte Zahlen jeweils für sich auslegen. Dieses Spiel machen wir nicht mit.“ Keilbach erklärte, das Ganze erinnere ihn an frühere Demonstrationen gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21, wo polizeiliche Angaben über Teilnehmerzahlen regelmäßig in Zweifel gezogen worden seien. „Das tun wir uns nicht mehr an“, sagte der Sprecher. „Wir lassen uns in politischen Diskussionen nicht zum Spielball machen.“

Auslöser für diesen Entschluss waren Beschwerden darüber, dass die Polizei die Teilnehmerzahl der jüngsten Dieseldemonstration am Samstag in der Heilmannstraße mit 800 Teilnehmern als zu niedrig angegeben habe. In der Woche zuvor hatte die Polizei rund 1200 Teilnehmer gemeldet. Auch in unserer Redaktion gingen Beschwerden ein: „An der Dieseldemo des Porsche-Mitarbeiters Ioannis Sakkaros haben weit mehr als 2000 Teilnehmer teilgenommen. Es werden jeden Samstag mehr“, schrieben Demonstrationsteilnehmer.

Polizeisprecher Keilbach begründete den Ausstieg aus der Zahlendiskussion auch damit, dass es keine polizeiliche Aufgabe sei, Demonstranten zu zählen. „Wir orientieren uns bei der Personalplanung für Demonstrationen nicht an Teilnehmerzahlen, sondern an dem Gefahren- und Schwierigkeitspotenzial.“ Das sei in diesem Fall sehr gering, da nicht zu erwarten sei, dass von den Teilnehmern Störungen ausgingen: „Aus rein polizeitaktischer Sicht brauchen wir die Zahl nicht“, sagte Keilbach. Es sei jedoch jedem unbenommen, selbst zu zählen oder einen Gutachter damit zu beauftragen. „Wir zählen bei Dieseldemos jedenfalls nicht mehr.“

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Erstellt:
6. Februar 2019, 03:14 Uhr

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