Probleme werden Stück für Stück gelöst
FMO räumt Startschwierigkeiten nach der Umstellung des Busverkehrs ein – Bei mehreren Linien im Stadtgebiet gibt es Änderungen
Vor drei Monaten wurde der Busverkehr im Stadtgebiet umgestellt. Zeit für einen Zwischenbericht im Backnanger Gemeinderat. Das Fazit in Kurzform: Die Aufgabe war riesig. Die Probleme zu Beginn waren es ebenso. In den vergangenen drei Monaten wurde vieles nachgebessert. Jetzt läuft der Busverkehr gut, aber es gibt trotzdem noch viel zu tun. Den Stadträten wurden einige konkrete Änderungen vorgestellt.

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Auch OB Frank Nopper war Leidtragender der Startprobleme. Bei einem Selbstversuch wartete er bei Kälte und Regen 20 Minuten auf den Bus. Foto: A. Becher
Von Matthias Nothstein
BACKNANG. Eine riesige Welle der Empörung rollte zu Jahresbeginn auf die Verantwortlichen für den Busverkehr zu. Die Vorwürfe waren vielfältig: Verspätungen, Ausfälle, Unfreundlichkeit, fehlende Verbindungen. Anfang März unternahm die Stadtspitze in Form von Oberbürgermeister Frank Nopper, Erstem Bürgermeister Siegfried Janocha und Baudezernent Stefan Setzer gar einen Selbstversuch und testete den Busverkehr im Stadtgebiet auf verschiedenen Strecken. Das Dreigestirn machte die Erfahrung: Auf manchen Linien funktioniert der Busverkehr ganz prima, auf anderen überhaupt nicht. So wartete ausgerechnet OB Nopper in Maubach 20 Minuten auf seinen Bus. Damit war auch gleich ein Sorgenkind ausgemacht: die Linie361, die zwischen Heiningen und Steinbach verkehrt.
Marco Trovato, der Geschäftsführer des Friedrich Müller Omnibusunternehmens (FMO), erklärte, an was es auf dieser Linie hakt: „Vor allem an der Optikreuzung haben wir brutal viel Zeit verloren.“ Aber seit die Verkehrsführung am 11. März geändert wurde – die Autofahrer können nun zweispurig nach Stuttgart abbiegen –, fließt der Verkehr viel besser, „das hat uns sehr geholfen“. FMO-Betriebsleiter Albrecht Dünkel nannte die Verbindung ebenfalls eine problematische Linie, da sie 35 Haltestellen habe, was bei Personal mit mangelnder Routine alleine schon zu Problemen führe. Zudem gibt es in Waldrems zwei Bushaltestellen, die nur 150 Meter Abstand haben. Eine davon, die Haltestelle Bottwarstraße, wird zum 15. April aufgegeben. Laut Dünkel habe sie ohnehin nur wenig Fahrgastaufkommen. Und ein weiterer Aspekt: Sie liegt so nahe zur Optikreuzung, dass der stehende Bus Einfluss auf die Ampelschaltung nimmt. Wenn es beim Einsteigen aber länger dauert, dann wird der Verkehr auf der B14 ausgebremst, obwohl der Bus noch gar nicht bis zur Kreuzung gekommen ist. Die Aufhebung der Haltestelle betrifft laut Gisela Blumer nur die Fahrtrichtung Heiningen/Steinbach. Die Gegenrichtung ist davon nicht betroffen, so die Leiterin des Rechts- und Ordnungsamts. Blumer glaubt, dass durch die Änderungen zwei bis drei Minuten an Verspätung reingeholt werden könnten.
Weitere Verbesserungen gibt es laut Dünkel auf der Linie366. Betroffen sind dabei vor allem die Schüler des Gymnasiums in der Taus. Sie schaffen es nach Unterrichtsschluss nicht rechtzeitig, die Haltestelle Sommerrain zu erreichen. Ab den Sommerferien fährt der Bus fünf Minuten später vom Bahnhof los, dann müsste alles klappen, rechnet Dünkel vor. Gleiches gilt für den Taus-Schulbus aus Kleinaspach. Künftig fährt dieser drei Minuten früher los, dann reicht es für die Schüler pünktlich zum Schulbeginn. Probleme gab es auch vom Tausgymnasium mittags nach Aspach zurück. Das Problem in diesem Fall war, dass der Bus zuvor für eine Fahrt zwischen Oberbrüden und dem Bildungszentrum eingesetzt war und aufgrund der engen Taktung nicht rechtzeitig am Tausgymnasium war. Dies ist vor allem für jene Schüler problematisch, die auf Linien in Richtung Rielingshausen oder Marbach wechseln müssen und auf Pünktlichkeit angewiesen waren. Geprüft werde ferner die Linie363, weil dort die Schüler der Schickhardt- und Mörikeschule lange Wartezeiten hätten.
Verkehrsdezernent Peter Zaar vom Rems-Murr-Kreis sagte, er habe mit dem Zwischenbericht ganz bewusst drei Monate gewartet. Inzwischen seien die Anfangsprobleme gelöst, jetzt zeige es sich, welche strukturellen Schwächen die neuen Linien hätten. Seine Einschätzung: „Im Großen und Ganzen läuft es recht gut.“ Trovato ergänzte: „In Anbetracht der Größe und der Komplexität sind wir mit der Umstellung nicht unzufrieden, ich würde sogar sagen, wir sind zufrieden. Aber wir sind uns klar, das ist noch nicht der optimale Zustand.“ Insgesamt wurden 30 neue Fahrzeuge angeschafft, sodass mittlerweile im Stadtgebiet nur noch die neuesten Fahrzeuge unterwegs sein dürften. Zudem wurden 60 Busfahrer neu eingestellt, davon waren 20 Prozent schon Fahrer bei den früheren Betreiberfirmen OVR und RBS.
Zaar räumte ein, „in Teilen haben wir noch technische Probleme“. So würden zum Beispiel die Fernsteuerungen für die Ampeln noch nicht funktionieren. Auch Trovato sprach die Hardware-Antennen-Probleme an. Zudem werden in den nächsten Tagen in Zusammenarbeit mit dem Büro Karajan die Meldepunkte optimiert und ins System eingearbeitet. Eine Optimierungsmöglichkeit ist für Gisela Blumer die Verlegung der Haltestellen von den Busbuchten auf die Fahrbahn. Dies würde für die Fahrer das Losfahren vereinfachen, wäre aber ein Nachteil für den restlichen Verkehr. Blumer versprach, dies zu prüfen. Mehrere Stadträte monierten verschiedenste Aspekte. So kritisierte Willy Härtner (Grüne), dass in den Bussen die Zeit nicht mehr angezeigt werde. Armin Dobler (SPD) sprach das Personal an. Die Fahrer hätten oft große sprachliche Probleme und seien in Einzelfällen unfreundlich gegenüber Schülern gewesen. Sabine Kutteroff erklärte angesichts der großen Startschwierigkeiten: „Man muss sich fragen, ob man nicht zu optimistisch an die Umstellung herangegangen ist.“ Nopper widersprach, Trovato habe auf diversen Terminen immer wieder gesagt, es werde bei der Umstellung zu Problemen kommen. Mehrfach wurde kritisiert, dass es keine Direktfahrten mehr zur Rems-Murr-Klinik Winnenden gebe. Ingrid Beerkircher (CDU) regte an, wenn der Busverkehr eines Tages völlig problemlos läuft, einen Schnuppertag abzuhalten, an dem die Busangebote kostenlos genutzt werden können. Dies würde den ÖPNV stärken. Des Weiteren forderte sie eine Verlängerung der Kurzstrecke auf vier Haltestellen.