Radfahrer geben statt 4,5 jetzt die Note 4,4

Backnang rangiert beim Fahrradklimatest des ADFC immer noch deutschlandweit auf den hinteren Rängen

Die neusten Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests fürs gesamte Bundesgebiet liegen jetzt vor. Die Stadt Backnang rangiert dabei deutschlandweit auf den hinteren Rängen. Konkret: Bei den Städten der Größenordnung von 20000 bis 50000 Einwohner hat es bei 311 Städten zu Platz 290 gereicht. Immerhin stieg die Bewertung von der Schulnote 4,5 von vor zwei Jahren auf jetzt 4,4.

Mit die schlechtesten Noten gab es beim ADFC-Fahrradklimatest für die Sicherheit der Radler. Hier besteht Handlungsbedarf.Foto: A. Becher

© Tobias Sellmaier

Mit die schlechtesten Noten gab es beim ADFC-Fahrradklimatest für die Sicherheit der Radler. Hier besteht Handlungsbedarf.Foto: A. Becher

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Für Tobias Großmann, den Leiter des Stadtplanungsamts, ist das Ergebnis keine große Überraschung, „wir sind an dem Thema dran und arbeiten an Verbesserungen, aber selbst die jetzt getroffenen Sofortmaßnahmen werden erst in der nächsten Umfrage im nächsten Jahr positiv durchschlagen“. Erfreulich ist aus seiner Sicht, dass die Beteiligung an der Umfrage deutlich gestiegen ist und die Ergebnisse so repräsentativer sind. So lautete eine Kritik am Klimatest vor zwei Jahren, dass nur 63 Radfahrer sich daran beteiligt hätten. Nun sind es mit 184 Teilnehmern fast dreimal so viele Bewertungen. Großmann: „Die Stadt hatte mit dem ADFC gemeinsam dazu aufgerufen, beim Test mitzumachen.“

Bei der Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) wurden für Backnang folgende Stärken festgestellt: Es gibt kaum Fahrraddiebstähle, gute Ampelschaltungen und die Möglichkeit, Fahrräder in den öffentlichen Verkehrsmitteln mitzunehmen. Negativ wurde bewertet, dass nur wenige Einbahnstraßen für Radfahrer geöffnet sind, dass nur bestimmte Gruppen Fahrrad fahren.

In der Einzelbewertung freute sich Großmann vor allem über die Note 3,6 beim Thema Erreichbarkeit des Stadtzentrums. Auch Konflikte mit Fußgängern scheinen in Backnang eher weniger ein Thema zu sein. Drei Punkte wurden als Schwächen genannt. So etwa die Verkehrsführung an Baustellen. Das wundert Großmann eher weniger: „Die Note wurde wohl unter dem Eindruck der aktuellen Bautätigkeit vergeben, da ist es in Backnang in der Tat derzeit schwer, eine optimale Route zu finden. Aber die vielen Baustellen sind wohl auch für Autofahrer lästig.“

Jürgen Ehrmann, Vorsitzender des ADFC-Ortsvereins Backnang, erinnerte daran, dass die Stadt im Herbst bereits 55000 Euro bewilligt habe für Sofortmaßnahmen, dass aber fast noch nicht davon umgesetzt sei. Dabei seien laut Ehrmann sogar 145000 Euro notwendig, damit ein Minimum an Maßnahmen für die Sicherheit der Radfahrer umgesetzt werden könnte. Ganz oben auf seiner Agenda stehen die Beseitigung von Schlaglöchern auf den Schulwegen und das Anbringen von Querungen auf den Schulwegen etwa im Bereich Maubacher Höhe. Trotz der Kritik lobte Ehrmann die Zusammenarbeit mit der Stadt.

Großmann versprach, die Mängelliste abzuarbeiten. So sei etwa die Beschilderung und Markierung des Stromberg-Murrtal-Radwegs in vollem Gange. Dagegen werden die Radschutzstreifen in der Annonay- und Eugen-Adolff-Straße erst im Herbst angelegt. Das hängt damit zusammen, dass dort in den Sommerferien Abbrucharbeiten anstehen. Aufgrund der hohen Nachfrage wurden auch weitere Fahrradboxen für den Bahnhofsbereich bestellt. Ferner werde die Schulradwegeplanung mit den Schulen weiterentwickelt. Großmann: „Mit dem eingeschlagenen Weg werden wir eine Verbesserung erreichen.“ Ehrmann sieht es ähnlich. In einer Pressemitteilung schreibt er, dass eine genauere Analyse trotz aller Mängel nämlich auch zeige, „dass Backnang mit dem Radinfrastrukturkonzept auf dem richtigen Weg ist – wenn dieses denn nun zügig umgesetzt wird“.

In der Einzelbewertung der Stärken und Schwächen hat Backnang laut Umfrage besonders schlechte Ergebnisse beim Sicherheitsgefühl (Note 4,6), bei den Abstellanlagen (4,6), beim Fahren auf Radwegen und Radfahrstreifen (4,7), bei der Falschparkerkontrolle auf Radwegen (4,9), bei der Breite der (Rad)wege (4,9) und bei der Werbung für das Radfahren (4,9). Dies sind laut Ehrmann alles Punkte, die in der Expertenwerkstatt Fahrrad unter Beteiligung des ADFC diskutiert wurden und im Konzept der Stadt aufgeführt sind.

Zwar haben alle baden-württembergischen Städte in der Größenklasse Backnangs im Schnitt auch nur die Note 3,9 erreicht. Aber mit der 4,4 rangiert die Murr-Metropole bei den 50 aufgelisteten Städten auf Rang 49.

Info
Geringere Zufriedenheit

Der ADFC hat die Ergebnisse des Fahrradklima-Tests im Bundesverkehrsministerium präsentiert und mit Minister Andreas Scheuer die Siegerstädte ausgezeichnet.

Geehrt wurden die besten drei Städte aus sechs Stadtgrößenklassen sowie die Städte, die sich jeweils am stärksten verbessern konnte und die familienfreundlichste Stadt, die über Zusatzfragen ermittelt wurde. Diesen Titel trägt nun das westfälische Wettringen. Karlsruhe hat Münster in seiner Größenklasse überholt und ist auf Platz 1. Bei den Großstädten über 500000 Einwohnern liegt Bremen vorne.

Die Zufriedenheit der Radfahrer ist gesunken. Zudem fühlen sich Radfahrer immer unsicherer.

Mehr Infos unter www.adfc.de

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Erstellt:
11. April 2019, 06:00 Uhr

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