Reise in die abgefahrene Welt der Quanten
Seit der Lektüre eines wissenschaftlichen Artikels zur Quantenverschränkung lässt die Quantenphysik den Aspacher Bernhard Komma nicht mehr los. Nun hat er ein Buch in einfacher Sprache über die kleinsten Teilchen geschrieben, das sich informativ und spannend liest.

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Bernhard Komma hat sich mit der Quantenphysik beschäftigt und seine Erkenntnisse in einem Buch aufgeschrieben. Foto: Alexander Becher
Von Nicola Scharpf
Aspach. Bernhard Komma, Nichtphysiker, will den Lesern seines Buchs „Die spin-nen, die Quanten“ von vornherein Berührungsängste nehmen und bezeichnet sein Erstlingswerk im Vorwort als Buch vom Laien für den Laien. „Sie müssen daher keine Angst haben, dass Sie die Thematik nicht verstehen werden. Ich denke, das schaffen Sie mit links.“ Womit die Leser bei der Lektüre, die Spaß und Vergnügen bereiten soll, die informieren, unterhalten und zum Nachdenken anregen will, allerdings rechnen müssen, davor warnt Komma: „Nach der Lektüre dieses Buches könnte Ihr Weltbild massiv erschüttert oder gar ganz zusammengestürzt sein.“ Weshalb? Weil auf der Ebene der kleinsten Teilchen alles um uns herum lediglich eine Ansammlung von Möglichkeiten ist, die mit bestimmten Wahrscheinlichkeiten eintreten, erklärt der leidenschaftliche Briefmarkensammler. „Teilchen sind überall und nirgends. Es bestehen lediglich Wolken von Aufenthaltswahrscheinlichkeiten.“
Bernhard Komma, 70 Jahre alt, war bis zum Renteneintritt als Bereichsleiter für Controlling, Finanzen und Rechnungswesen tätig, und hatte mit den Fachbereichen der Physik keine Berührungspunkte. Das änderte sich, als der bis dahin passionierte Leser von Kriminalromanen im Wartezimmer eines Backnanger Arztes einen wissenschaftlichen Artikel über die Quantenverschränkung in die Finger bekam. Die Welt der kleinsten Teilchen war für ihn von nun an so paradox, spannend und fantastisch, dass ihm Krimis dagegen langweilig erschienen. „Neben dem allgemeinen Verhalten der Quanten galt mein Interesse auch dem Zusammenspiel kleiner und kleinster Bausteine beim Menschen und im Universum. Die Quantenphysik zeigte mir dabei auf, dass unsere Welt eine revolutionär andere ist, als ich mir dies je vorgestellt habe. Sie wirkt wie Magie und fordert unser Vorstellungsvermögen aufs Äußerste heraus.“
Teilchen sind auch über Lichtjahre hinweg miteinander in Verbindung
Komma zieht als Beispiel die Quantenverschränkung heran, bei der die Eigenschaften von Teilchen über größte Entfernungen miteinander verbunden sind. „Nehmen wir an, wir haben zwei Elektronen, welche beide die Eigenschaft blau und rot annehmen können und im Paar immer rot-blau zeigen. Misst man nun ein Teilchen und es erscheint rot, dann erscheint bei einem viele Lichtjahre entfernten, verschränkten Teilchen sofort die Eigenschaft blau.“
Damit auch andere Menschen, die nur mit Grundkenntnissen der Physik ausgestattet sind, die Quantenwelt besser verstehen können, nähert sich Komma ihr im Buch schrittweise an. Er begibt sich zunächst auf die Spur des Atoms, nennt dabei Forscher und ihre wichtigsten Erkenntnisse, erklärt den Aufbau des Atoms und sorgt für Staunen: „Nehmen wir einen gut genährten Homo sapiens, der 100 Kilo auf die Waage bringt, und fragen uns, aus wie vielen Atomen er besteht. Sie haben dies natürlich sofort berechnet, da es ja relativ einfach ist. Der Mensch wiegt 100000 Gramm. Also muss man zu den 1023 noch die 105 hinzuaddieren und erhält 1028 Atome. Wow, dies sind 10 Quadrilliarden. Ausgeschrieben: 10000000000000000000000000000 Atome.“
Auf ähnlich unterhaltsame Weise beschäftigt sich Komma mit physikalischen Begriffen wie Materie, Protonen, Neutronen, Elektronen, Quarks, Teilchen und Antiteilchen sowie den Theorien zur Entstehung des Universums und verschiedenen Kräften wie der elektromagnetischen Kraft, der Schwer- und Kernkraft. Er streut Witze zur Quantenphysik ebenso ein wie farbige Abbildungen.
Er zitiert berühmte Physiker wie Albert Einstein, Niels Bohr oder Max Planck und wählt häufig die direkte, unmittelbare Ansprache des Lesers: „Ich habe an dieser Stelle leider eine ausgesprochen schlechte Nachricht für Sie: Sie bestehen zu 99,999999 Prozent aus nichts, aus leerem Raum. Es liegt mir fern, Sie beleidigen zu wollen, aber Sie sind ganz schön hohl. Nehmen Sie Ihren rechten Zeigefinger und versuchen Sie, damit die Handfläche Ihrer linken Hand zu durchbohren. Die Hand ist ja zu 99,999999 Prozent hohl. Das müsste daher doch problemlos möglich sein. Na, hat es geklappt? Nein? Nun, das hätte ich Ihnen auch gleich sagen können. Materie besteht zwar im Wesentlichen aus leerem Raum, macht sich aber durch verschiedene Kräfte, die Sie spüren, bemerkbar. Was Sie als Widerstand wahrnehmen, sind elektromagnetische Wechselwirkungen.“
Das Buch entstand aus einer mehrere Ordner umfassenden Loseblattsammlung
Die Beschäftigung mit der Quantenphysik hat Komma zeitlich ganz schön in Anspruch genommen: Das Schreiben des Buchs hat drei Jahre gedauert. Manchmal saß er zwölf Stunden in seinem Arbeitszimmer. Aber es gab auch Phasen, da hatte er über Wochen hinweg keine Lust zum Schreiben. Den Ausschlag, aus seiner mehrere Ordner umfassenden Loseblattsammlung ein Buch zu schreiben, hat Kommas Frau gegeben. „Sie meinte, jetzt hast du dir so viel Arbeit gemacht, die Themen auch für einen Laien verständlich darzustellen, wieso schreibst du nicht ein Buch?“, erzählt Komma.
Die Quantenphysik wirft bei Komma weitergehende Fragen auf: „Wer hat so etwas Abgefahrenes entworfen?“ Er kommt zu dem Schluss: „Das ist geschaffen worden.“ Im letzten Kapitel des Buchs äußert er daher seine Gedanken zum Thema Gott. Die Recherche zum Buch habe ihn Gott einen Schritt näher gebracht. „Schon das bloße Vorhandensein von Materie erscheint mir als Wunder, denn allein in der Elementarteilchenphysik gibt es 26 Naturkonstanten, deren Werte bei der Entstehung des Universums exakt getroffen werden mussten. Es muss sich hinter der Schöpfung eine Idee verbergen, in der die Existenz von Leben eine ganz zentrale Rolle gespielt hat.“
Komma ist stolz darauf, dass er das Buchprojekt trotz vieler Widrigkeiten durchgezogen hat. Im Moment widmet er sich vermehrt seinen anderen Interessen wie Gartenarbeit, lesen, mit seiner Frau spazieren gehen oder der ehrenamtlichen Betreuung psychisch Kranker am ZfP in Winnenden. Aber Ideen für ein Folgeprojekt in Buchform sind vorhanden. Zum Beispiel will er sich gerne Einsteins Relativitätstheorien vornehmen.
Das Buch „Die spin-nen, die Quanten. Wie tickt die Welt? Nicht so, wie es scheint!“ von Bernhard Komma ist im Buchhandel sowie in Online-Shops und bei Books on demand erhältlich. ISBN: 978-3-7568-0340-8. 206 Seiten mit farbigen Abbildungen.