Rems-Murr-Kreis fördert Kontaktstelle für Frauen weiter
Der Rems-Murr-Kreistag spricht sich mehrheitlich dafür aus, das Beratungsangebot „Frau und Beruf“ in Ludwigsburg bis 2026 weiter zu bezuschussen. Die Befürchtung mancher Gremiumsmitglieder, damit Doppelstrukturen zu schaffen, teilt die Verwaltung nicht.
Von Lorena Greppo
Rems-Murr. Für den (Wieder-)Einstieg ins Berufsleben, eine Umorientierung oder den Schritt in die Selbstständigkeit bietet die Kontaktstelle „Frau und Beruf“ in Ludwigsburg eine lösungsorientierte, kreative und kostenfreie Beratung. Weil auch Frauen aus dem Rems-Murr-Kreis dieses Angebot wahrnehmen, hatte die Stadt Ludwigsburg 2020 die Kreisverwaltung um eine Beteiligung an den Kosten gebeten. Ob und wie dies erfolgen sollte, war damals im Kreistag nicht unumstritten, man einigte sich aber nach mehreren Beratungen 2021 darauf, die Kontaktstelle für die Jahre 2022 und 2023 mit einer Förderung in Höhe von 25000 Euro zu unterstützen. Im Anschluss sollte evaluiert werden, inwiefern diese Förderung weitergeführt werden soll. In diesem Monat war es so weit und erneute wurde das Thema im Gremium kontrovers diskutiert.
Die Chancengleichheitsbeauftragte des Rems-Murr-Kreises Larissa Zimmermann präsentierte die Zahlen. Bekanntheitsgrad und Inanspruchnahme von „Frau und Beruf“ seien in den vergangenen Jahren angestiegen, verkündete sie. War die Quote der Teilnehmerinnen aus dem Rems-Murr-Kreis im Vorjahr noch bei zwölf Prozent, so habe sie sich 2023 auf 16 Prozent erhöht. „Als die Unterstützung 2020 erstmals diskutiert wurde, lag die Quote bei 8,9 Prozent“, so Zimmermann. Zugleich beträgt die anteilige Förderung des Rems-Murr-Kreises am Angebot aktuell bei 8,7 Prozent. Und auch in absoluten Zahlen zeigt sich an Anstieg der Fallzahlen: Ließen sich 2022 noch 83 Frauen aus dem Rems-Murr-Kreis durch „Frau und Beruf“ beraten, so waren es bis Anfang Dezember dieses Jahres bereits 110 Teilnehmerinnen.
Ähnliches Angebotbeim Jobcenter im Kreis?
Die Kontaktstelle verfolgt die Ziele, das Fachkräftepotenzial von Frauen für die Wirtschaft zu erschließen, Frauen eine gleichgestellte und gleichberechtigte Teilhabe am Erwerbsleben zu ermöglichen und Migrantinnen ihrer Qualifikation entsprechend in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Christine Besa (Grüne) bemängelte, dass das Beratungsangebot im Rems-Murr-Kreis noch immer zu wenig wahrgenommen werde. Sie wollte wissen, wie das Klientel, vor allem auch die Migrantinnen, erreicht werden. Larissa Zimmermann zeigte auf, dass man die Informationen unter anderem über die Integrationshelfer streue. Auch biete man Termine im Landratsamt an, um den Fahrtweg zu verringern. Der Hauptkritikpunkt aus dem Gremium, welcher von Jürgen Hestler (SPD) vorgetragen wurde, war die Befürchtung, mit dem Angebot Parallelstrukturen zu schaffen. Denn auch im Jobcenter gibt es eine Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt. „Das Jobcenter hat das gleiche Angebot und hat noch Kapazitäten. Da frage ich mich: Was kann die Kontaktstelle in Ludwigsburg besser?“, so Hestler. Und tatsächlich lesen sich manche Aspekte dieser besonderen Hilfe des Jobcenters ähnlich wie das Angebot von „Frau und Beruf“. Im Verwaltungs-, Schul- und Kulturausschuss wollten die Gremiumsmitglieder daher noch keine Entscheidung treffen und baten die Verwaltung, den Sachverhalt bis zur Verabschiedung des Haushalts im Kreistag aufzuarbeiten.
Das tat sie eigenen Angaben zufolge und vermeldete, dass Doppelstrukturen mit der Bundesagentur für Arbeit (BA) nach Aussage der Geschäftsführung nicht bestünden. „Die Angebote ergänzen sich stattdessen und die Kontaktstelle wird auch von der BA als sinnvoll erachtet“, hieß es. Auch die Beauftragte für Chancengleichheit habe bestätigt, dass das Angebot einen Mehrwert im Rems-Murr-Kreis biete. Man verwies in den Sitzungsunterlagen zudem darauf, dass die Notwendigkeit zum Erhalt der Kontaktstelle sich unter anderem durch den fortwährenden Bedarf der Arbeitgeber in Baden-Württemberg an Arbeitskräften zeige. „Eine zentrale Ressource, die einen Beitrag zur Deckung des Fachkräftebedarfs leisten kann, stellt die Steigerung der Erwerbstätigenquote von Frauen dar.“ Die Verwaltung empfahl daher auch, den Zuschuss für die Kontaktstelle bis einschließlich 2026 beizubehalten. Der Großteil der Kreisrätinnen und Kreisräte ließ sich davon überzeugen und stimmte für den Vorschlag, fünf Mitglieder der SPD-Fraktion schienen nicht überzeugt und stimmten dagegen.
Geschichte Die Kontaktstelle geht auf ein Förderprogramm des Landes zurück. Unterstützt wurde sie anfangs auch von der Stadt Ludwigsburg, welche allerdings 2020 meldete, dass die Stelle ohne eine Finanzspritze eingestellt werden müsste.
Aufgaben Die Kontaktstelle Frau und Beruf Ludwigsburg – Region Stuttgart bietet lösungsorientierte, kreative, kompetente und kostenfreie Beratung für alle Frauen aus dem Rems-Murr-Kreis, die sich berufliche Veränderungen und Orientierung wünschen – auch online. Darüber hinaus bietet sie Workshops, Vorträge und Gruppencoachings an. Frauen erhalten Unterstützung, wie der (Wieder-)Einstieg ins Berufsleben gelingen kann – vom Bewerbungstraining über den Bewerbungsunterlagencheck bis hin zur Berufswegplanung mit und ohne Teilzeit. Berufserfahrene Frauen erhalten Unterstützung, wenn sie beruflich weiterkommen oder einen neuen Weg einschlagen wollen. Existenzgründerinnen erhalten Unterstützung von der Diskussion der Geschäftsidee über die Erstellung des Businessplans bis hin zur Positionierung und Sichtbarkeit.
Kontakt Für eine kostenfreie Beratung kann man sich direkt an die Kontaktstelle wenden unter Telefon 07141/9104422 oder per E-Mail an info@frauundberuf-ludwigsburg.de. Die Anmeldung zum Newsletter für Veranstaltungen und Aktionen ist über die Homepage der Kontaktstelle www.frauundberuf-ludwigsburg.de möglich.