Schluchttour ist nach wie vor der Hit
Auch durch Regenwetter lassen sich viele Besucher aus nah und fern nicht davon abhalten, zu den Hörschbachwasserfällen zu wandern. Ein Securitydienst kassiert Parkgebühren und sorgt dafür, dass es kein Verkehrschaos gibt.

© Jörg Fiedler
Selbst bei schlechtem Wetter machten sich am Samstag viele Menschen auf den Weg in die Hörschbachschlucht. Kontrovers diskutiert wurde über die drei Euro Parkgebühr. Fotos: J. Fiedler
Von Wolfgang Gleich
Murrhardt. Bei der Anfahrt der Besucher zu den Parkplätzen bei den Hörschbachwasserfällen lief am Samstag alles perfekt wie bei einem Schweizer Uhrwerk. Ein einsamer Sicherheitsbeauftragter hielt die Autos bereits vor der Halle des Reit- und Fahrvereins an, erkundigte sich freundlich nach dem Wohin und erklärte, dass sein Unternehmen von der Stadt Murrhardt beauftragt sei, den Verkehr auf der Straße zu regeln.
An der Abzweigung zum Gelände der Gartenfreunde war eine zweite „Mautstation“ aufgebaut, an der ein zweiter Securitymitarbeiter drei Euro als Parkgebühr kassierte und den Weg zu einem der Parkplätze wies. Das Regeln des Fahrzeugverkehrs lief wie geschmiert. Das bereits im Frühsommer von Stadtverwaltung und Gemeinderat befürchtete Parkchaos blieb an diesem Tag aus. Dass sich die Zahl der zu regelnden Fahrzeuge in eher engen Grenzen hielt, lag wohl an dem alles andere als einladenden, tiefgrauen und wolkenverhangenen Himmel und dem bereits zur Mittagszeit einsetzenden Schnürlregen. Dies hielt allerdings diejenigen Wanderfreunde nicht ab, die sich unter dem Motto „Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern allenfalls unpassende Kleidung“ der Witterung zum Trotz teilweise sogar aus Aschaffenburg, Ilsfeld, Heidenheim, Bamberg und dem Remstal aufgemacht hatten, um die wilde Schönheit der Hörschbachwasserfälle zu genießen.
In sehr überschaubarem Rahmen bewegte sich auch der Besucherandrang im Biergarten beim Gelände der Gartenfreunde. Trocken und windgeschützt hatte es sich eine zwölfköpfige Wanderergruppe unter dem Vordach gemütlich gemacht, die an diesem Vormittag eine Lama- und Alpakawanderung unternommen hatte. Die Begeisterung über dieses außergewöhnliche Erlebnis wirkte noch nach und musste beim gemütlichen Ausklang noch ausgiebig gewürdigt werden. Sie habe sogar ein Guanaco führen dürfen, begeisterte sich ein Mädchen. Was sein Töchterchen an diesem Tag alles über die Neuweltkamele gelernt habe, ergänzte der Papa, werde sie sicherlich ihr Leben lang begleiten und die Begeisterung für Tiere und Natur am Köcheln halten. Ein weiteres Thema, das sowohl in dieser Gruppe wie auch am Nebentisch eifrig diskutiert wurde, waren die drei Euro Parkgebühr, die für das Abstellen der Autos abkassiert wurden. Drei Euro seien nicht die Welt, meinte dazu ein junger Mann aus Winnenden, aber wirklich einsehen könne er es dennoch nicht. Landauf, landab, in den Städten und Dörfern und hier sogar in der freien Natur, werde öffentlicher Raum, der doch eigentlich allen Menschen gehöre, privatisiert, indem er in Parkflächen umgewandelt werde.
Dafür, dass sich die Biergartenbesucher wohl und gut versorgt fühlten, waren an diesem Wochenende die Narren der Murreder Henderwäldler verantwortlich. Regina Kessel, Fabienne Poremba, Lena Hermann und Tobias Braun versorgten ihre Gäste mit Roten, Bratwürsten, Schweinehälsen, selbst gebackenen Apfel- und Pfirsichkuchen sowie den dazugehörenden Getränken. Natürlich hätten sie sich mehr Besucher gewünscht, bedauerten sie, aber vielleicht werde es ja am Sonntag noch besser. Nachdem die letztjährige Faschingssaison zum Teil und die diesjährige vollständig der Coronapandemie zum Opfer gefallen waren, sei der Verein für jede Einnahmequelle dankbar. Zudem sei es wichtig für den Zusammenhalt, endlich wieder einmal gemeinsam ein Projekt zu stemmen, physisch zusammenzukommen, sich zu unterhalten, was einen bewege und was man in den zurückliegenden Monaten erlebt habe, war sich das Quartett einig. Wohl habe man sich bemüht, aus der Situation das Beste zu machen, der virtuelle Narrenball, das Hähnchen-Drive-in am Aschermittwoch und andere Online-Veranstaltungen seien sehr gut angenommen worden, aber sie seien nun mal kein vollwertiger Ersatz. „Dass wir uns heute sehen, gemeinsam arbeiten und miteinander etwas für den Verein leisten können, das ist Balsam für die Seele“ brachte es Fabienne Poremba auf den Punkt.

© Jörg Fiedler
Für Groß und Klein ist eine Wanderung in der wildromantischen Schlucht ein Erlebnis.

© Jörg Fiedler
Der Andrang bei den Gartenfreunden Murrhardt war wegen des Regens nicht allzu groß.