Schüler erkunden Ausbildungsplätze in Backnang
Bei der Ausbildungstour gestern Nachmittag haben sich zahlreiche Schüler und Schülerinnen in verschiedenen Backnanger Unternehmen umgeguckt. Dort haben ihnen die Mitarbeiter präsentiert, welche Ausbildungsberufe und dualen Studiengänge es gibt.
Von Anja La Roche
Backnang. Gestern sind in Backnang rund 250 Schüler und Schülerinnen in Bussen von Firma zu Firma gependelt, um sich dort umzuschauen. Der Gewerbeverein hat gemeinsam mit der Stadt eine Ausbildungstour auf die Beine gestellt, bei der sich Interessierte über die verschiedenen Ausbildungen und dualen Studiengängen in den Backnanger Unternehmen informieren können. Vergangenes Jahr hatten die Wirtschaftsjunioren Rems-Murr mit der „Nacht der Ausbildung“ erstmals ein solches Angebot in die Stadt gebracht.
Zwei extra eingerichtete Buslinien bringen die Schüler am gestrigen Nachmittag zu den 18 teilnehmenden Unternehmen. Beim Technologiezentrum von Harro Höfliger in Backnang etwa steigen gegen 15.45 Uhr zwei Schülergruppen aus. Darunter der 16-jährige Leonidas mit vier Mitschülern. Sie besuchen die Gemeinschaftsschule in Sulzbach an der Murr und machen nächstes Jahr ihren Realschulabschluss. Noch keiner von ihnen weiß, wo es danach für sie hin geht, aber sie wollen alle in der Nähe von Backnang bleiben. „Ich habe keine Lust, von zu Hause wegzugehen, ich habe meine Leute hier“, sagt Leonidas. Das Angebot kommt ihm also gelegen, um sich nach einer Ausbildung umzugucken, die er kommendes Jahr beginnen könnte. Dabei weiß er: „Ich will auf keinen Fall im Büro arbeiten.“
Ein Azubi führt die Schüler durch die Produktionshalle
Der Ausbilder Sebastian Trost stellt ihnen im Empfangsbereich des Technologiezentrums Produkte vor, die die Maschinen herstellen können, die bei Harro Höfliger entwickelt werden: Darunter jede Menge Verpackungen, auch sterile für medizinische Produkte. Wie die Entwicklung der Verpackungsmaschinen aussieht dürfen die Jugendlichen sogleich mit eigenen Augen sehen: Der Azubi Arton Rushiti führt sie durch die Produktionshalle. Dort montieren die Beschäftigten verschiedenste Maschinen. „Je nach Produkt sind die unterschiedlich“, sagt Rushiti, das mache die Arbeit mit ihnen vielfältig. Der Mechatroniker Robin Kopp zeigt den Jugendlichen wie er eine Maschine testet. So zwei bis vier Monate dauere eine solche Testphase. Er berichtet außerdem von seinem Auslandsaufenthalt als Azubi an einem Standort der Firma in Portland (USA).
Wenn die Azubis an den Maschinen arbeiten, bekommen sie stets Unterstützung, berichtet Rushiti. Ihm mache seine Ausbildung viel Spaß. Harro Höfliger bietet Ausbildungen zum Mechatroniker und Fachinformatiker an. Zudem werden vier verschieden duale Studiengänge angeboten, etwa in Informatik. Zum Schluss gibt Ausbilder Sebastian Trost der Gruppe noch mit auf den Weg: „Wenn ihr euch noch so unsicher seid, was ihr nach der Schule machen wollt, macht ruhig noch ein Praktikum. Das ist ein großer Schritt für euch, investiert da ruhig ein bisschen Zeit.“
Auch das Restaurant Markgraf empfängt Besucher
Im Backnanger Restaurant Markgraf, einem Unternehmen der Mayer & Söhne Erligheim, schaut sich gegen 16.30 Uhr eine Gruppe 14- und 15-jähriger Schüler von der Max-Eyth-Realschule um. Die Restaurant- und Veranstaltungsleiterin Sabine Müller-Ringelspacher führt die fünf Jungen und Mädchen durch die Küchen und Veranstaltungssäle. Das Markgraf-Team kümmere sich etwa um das Catering bei Hochzeiten, Konzerten und Tagungen. „Wir bieten auch Showkochen und alles, was das Herz begehrt an“, erzählt Müller-Ringelspacher.
Dieses Wochenende würden über 600 Zuschauer im Bürgersaal zu Gast sein und eine Kapelle mit über 100 Musikern auftreten – diese Menschen gelte es im Foyer zu verpflegen. „Da bist du froh, wenn du abends im Bett bist, oder?“, fragt der Schüler Dustin. „Naja, es macht ja auch Spaß“, antwortet die Restaurantleiterin und erinnert die Schüler ebenfalls an die Möglichkeit eines Praktikums. Beim Markgraf können die jungen Leute sich beispielsweise zum Koch oder zur Gastronomiefachkraft ausbilden lassen. „Kommt in den Service“, empfiehlt Müller-Ringelspacher.
Die Schüler hören der Restaurantleiterin interessiert zu. Sie sind begeistert davon, bei der Ausbildungstour so viele Firmen kennenzulernen. „Ich finde es richtig cool“, sagt Dustin. Er wäre viel lieber schon früher aus dem Schulunterricht gegangen, um das Angebot besser zu nutzen. „Es bringt uns halt auch etwas“, fügt seine Mitschülerin Sina hinzu.
Um 19 Uhr startet die Afterparty im Biegel. Eine Bühne ist aufgebaut, Partybeleuchtung installiert. Eine Zeltüberdachung schützt die Besucher vor Nieselregen und Radio-DJ Josh Kochhann sorgt für gute Musik. Die Schüler und Schülerinnen können Gutscheine für alkoholfreie Getränke einlösen, die sie bei den Unternehmen erhalten haben. Um 19.30 Uhr spielt Kochhann allerdings nur für eine Handvoll Gäste. Der Vorstand des Gewerbevereins Stefan Hopp und der Wirtschaftsbeauftragte Reiner Gauger sprechen trotz der leeren Party von einer erfolgreichen Ausbildungstour und zufriedenen Firmen. Dass diesmal weniger Schüler als die 330 im vergangenen Jahr teilgenommen haben, lässt die Organisatoren nicht verzagen. Das Ziel ist vielmehr, wenn möglich, das Angebot zu etablieren.