„Siegfried der Drachentöter“ bekommt viel Applaus
Backnangs Erster Bürgermeister Siegfried Janocha wird in den Ruhestand verabschiedet. OB Friedrich würdigt ihn als loyalen Stellvertreter.

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Ein letztes Mal steht Siegfried Janocha im Mittelpunkt, Oberbürgermeister Maximilian Friedrich und Stadträtin Ute Ulfert spenden ihm Beifall.Foto: Alexander Becher
Von Kornelius Fritz
Backnang. „It’s my life“ spielte das Saxofonquintett des Städtischen Blasorchesters für Siegfried Janocha. Dessen Leben wird sich nun verändern: Nach 45 Dienstjahren ist Backnangs Erster Bürgermeister am Freitagabend in den Ruhestand verabschiedet worden. Zahlreiche Persönlichkeiten aus Backnang und dem Umland kamen ihm zu Ehren ins Technikforum und würdigten Janocha mit stehendem Applaus.
Oberbürgermeister Maximilian Friedrich kennt Janocha schon aus seiner Kindheit: Damals war dieser Kämmerer in Auenwald, als Friedrichs Vater dort Bürgermeister war. Der OB erinnert sich zum Beispiel noch an gemeinsame Skiausfahrten: „Damals hätten wir nicht geahnt, in welchen Funktionen wir später einmal zusammenarbeiten werden.“ Schon in Friedrichs Zeit als Bürgermeister in Berglen gab es immer wieder berufliche Begegnungen mit Janocha, richtig intensiv wurde die Zusammenarbeit dann nach seiner Wahl zum Backnanger OB. Hier habe er Janocha von Anfang an als engagierten und loyalen Stellvertreter erlebt: „Seine Unterstützung und sein Wissen waren für mich von unschätzbarem Wert.“
Im Namen des Gemeinderats dankte die CDU-Fraktionsvorsitzende Ute Ulfert dem scheidenden Ersten Bürgermeister, der vor seiner Wahl im Jahr 2017 bereits zwölf Jahre Kämmerer der Stadt gewesen war. Ulfert erinnerte an große Projekte wie den Bau der Murrbäder oder die Entwicklung des Gewerbegebiets Lerchenäcker, die unter Janochas Ägide verwirklicht wurden. Zugleich betonte sie aber auch dessen menschliche Qualitäten. Selbst seine Sparappelle habe Janocha nie mit erhobenem Zeigefinger, sondern „auf sympathische Art“ vermittelt.
Mit einer humorvollen Rede erinnerte Axel Thomaier, Leiter des Rechnungsprüfungsamtes, an seinen ehemaligen Chef. Mit seiner hohenlohischen Schlitzohrigkeit sei dieser ein würdiger Nachfolger des legendären Walter Schmitt gewesen. Janocha habe immer nach pragmatischen und effizienten Lösungen gesucht. „Im Kampf gegen die Bürokratiedrachen wird uns Siegfried der Drachentöter schmerzlich fehlen“, sagte Thomaier. Als Geschenk der Belegschaft übergab er eine Ruhebank für den Garten, passend zum Apfelbäumchen, den der Gemeinderat geschenkt hatte.
Janocha selbst fand die Lobeshymnen „für schwäbische Verhältnisse schon fast zu viel. Trotzdem hätte ich noch unendlich lange zuhören können.“ In seiner Abschiedsrede blickte er noch einmal auf mehr als vier Jahrzehnte im öffentlichen Dienst zurück. „Kommunalpolitik ist die Kunst, das Machbare möglich zu machen“, sagte er. Das sei nicht immer einfach gewesen, trotzdem habe er es als Privileg empfunden, sich für das Wohl der Stadt einzusetzen.
Nun beginnt für Siegfried Janocha ein neues Kapitel, doch seinen alten Chef wird er schon sehr bald wiedersehen. Maximilian Friedrich hat ihn nämlich für heute Abend ins Stadion eingeladen. Dort werden die beiden allerdings unterschiedlichen Mannschaften die Daumen drücken. Janocha hält zum VfB Stuttgart, der OB ist hingegen bekennender Bayern-Fan. Und in diesem Punkt wird es zwischen den beiden wohl auch keinen Konsens mehr geben.