So soll sich Allmersbach im Tal bis 2035 entwickeln
Der Gemeinderat von Allmersbach im Tal hat dem Gemeindeentwicklungskonzept „Strategie 2035“ zugestimmt. Als nächstes geht es darum, die gesammelten Ziele und Maßnahmen zu priorisieren und in die Tat umzusetzen – damit die Kommune attraktiv zum Wohnen und Arbeiten bleibt.
Von Anja La Roche
Allmersbach im Tal Ein Gemeindeentwicklungskonzept (GEK) klingt erst mal sehr unkonkret und nicht besonders aufregend. Und zu Beginn ist es das auch, denn es beinhaltet eine Menge grober Vorstellungen darüber, was in einer Gemeinde eben alles so verbessert werden könnte – zumindest, bevor es an konkrete Projekte geht. So brachte es Eberhard Bauer, Fraktionssprecher der Neuen Liste Allmersbach-Heutensbach (NLAH) am Ende der jüngsten Gemeinderatssitzung auf den Punkt: „Der Rahmen stimmt, aber die Arbeit geht erst los.“ Silvia Fichtner von der Stuttgarter Firma „Die Steg“ für Stadtentwicklung hatte in der Sitzung den nun entwickelten Masterplan für Allmersbach im Tal vorgestellt, welcher eine Sammlung an Zielen und Maßnahmen für die Gemeinde beinhaltet. Der Gemeinderat hat dem Masterplan am Ende der Sitzung einstimmig zugestimmt.
Zunächst stellte Fichtner einige positive und negative Aspekte der Gemeinde vor, die bereits bei der Bestandsaufnahme Anfang des Jahres erkannt wurden. In Allmersbach positiv sei beispielsweise die Infrastruktur mit Kita und Schulen, die Grundversorgung und das Fußwegenetz. Negativ seien dort etwa der starke Durchgangsverkehr, ungünstige (enge) Zuschnitte der Grundstücke im Ortskern, die ungenutzte Brachfläche an der Kirche und dass die Bachläufe schlecht in den Ort integriert werden. Positive Aspekte an Heutensbach seien die schöne dörfliche Struktur, die Landschaftspflege durch Landwirtschaft, die Begrünung am Ortsrand und die Anhöhe mit Ausblick. Negativ seien besonders die fehlende Grundversorgung und die wenigen innerörtlichen Entwicklungsflächen. Letzteres gelte auch für Allmersbach, weil dort viele attraktive Flächen fürs Parken besetzt würden.
Ein Mix aus Vorschlägen von Bürgern, Gemeinderäten und Fachexperten
In dem nun entwickelten Masterplan haben Silvia Fichtner und ihre Kollegin Gabi Kauß-Brockmann neben den Ergebnissen der Bestandsaufnahme auch die der Bürgerwerkstatt am 6. Juli und die der Klausurtagung des Gemeinderats am 22. Juli mitaufgenommen. Es handle sich bei dem GEK also um einen Mix aus Vorschlägen von Bürgern, Gemeinderäten und Fachexperten, erklärte Fichtner.
Wichtig sei bei den Überlegungen auch gewesen, dass Heutensbach und Allmersbach als eigenständige Orte erhalten werden. Gleichzeitig soll ein Wir-Gefühl bei den Einwohnerinnen und Einwohnern der Gemeinde gefördert werden. „Die Ortsmitten Allmersbach und Heutensbach sollen in ihren unterschiedlichen Identitätsmerkmalen weiter herausgearbeitet werden. Allmersbach, als Hauptort der Gemeinde, wirkt identitätsstiftend für die Gesamtgemeinde. Heutensbach behält seinen dörflichen Charakter“, heißt es im räumlichen Leitbild für das Gemeindeentwicklungskonzept.
Ebenso in die Konzeption miteinbezogen haben die Expertinnen verschiedene Herausforderungen, mit welchen die Gemeinde künftig zurechtkommen müsse, zum Beispiel der demografische Wandel, die Digitalisierung und der Klimawandel. Aber auch der Wandel am Arbeitsmarkt erfordere Veränderungen. So empfehlen sie, dass die Kommune einen Co-Working-Platz einrichtet, an welchem Menschen arbeiten können, die im Homeoffice beschäftigt sind.
Die ausgearbeiteten Ziele und Maßnahmen des Konzepts stellte Fichtner nicht mehr im Einzelnen in der Sitzung vor. Die Gemeinderäte hatten die Liste, die sich in Fichtners Präsentation über 21 Seiten erstreckt, vorab erhalten. Die Liste kann aber von jedem, der interessiert ist, im Ratsinformationssystem der Gemeinde angeschaut werden (siehe Anhang). Letztendlich handelt es sich sowieso um eine offene Liste, die jederzeit ergänzt werden kann.
Der Platz hinter dem Rathaus in Allmersbach soll aufgewertet werden
Genauer ging Fichtner in der Sitzung auf die Leitbilder für die Teilorte ein, die den einzelnen Maßnahmen übergeordnet sind. Bei Allmersbach sind das: Stärkung des Kernbereichs, Stärkung der Nahversorgung und Infrastruktur, Stärkung der Wohnfunktion, Aufwertung des Platzes am Rathaus und Maßnahmen zur Klimaanpassung und CO₂-Vermeidung. „Ich glaube es ist ganz wichtig, dass der Platz hinter dem Rathaus aufgewertet wird“, betonte Fichtner. Bei Heutensbach gehe es vor allem um den Treffpunkt am alten Rathaus, die Wiederbelebung der Gastronomie und die Nahversorgung – Fichtner kann sich beispielsweise einen Tante-M-Laden im Ort vorstellen.
Nachdem der Gemeinderat dem Konzept zugestimmt hatte, betonte Rall, dass dieses keine Sache für die Schublade sei. „Ich glaube, es ist wichtig, dass wir uns da in Ruhe Gedanken gemacht haben“, sagte sie.
Mit dem Masterplan ist nun die erste Phase, die Grobanalyse, erledigt. Dadurch können nun Anträge für das Programm für städtebauliche Erneuerung gestellt werden. Bei diesem Programm stellen Bund und Land den Kommunen finanzielle Hilfen für notwendigen Sanierungsvorhaben zur Verfügung. Für Allmersbach im Tal ist das interessant, um finanzielle Mittel für die Sanierung des Ortskerns Heutensbach zu erhalten, welche dieses Jahr durchgeführt wurde. Die Antragsfrist für das Programm 2024 ist am 2. November. „Im Frühjahr bekommen Sie Bescheid, ob Sie berücksichtigt werden. Es kann aber sein, dass das Programm überzeichnet ist“, erklärte Fichtner den Gemeinderäten.
Sie betonte aber auch, dass das Gemeindeentwicklungskonzept nicht nur wichtig sei, um Förderanträge stellen zu können, sondern auch, damit die Ziele einer Gemeinde klar definiert sind und bei Entscheidungen als Grundlage herangezogen werden können.
Wie geht es nun weiter? Im kommenden Jahr sollen vorbereitende Untersuchungen durchgeführt und eine Sanierungssatzung festgelegt werden (Phase zwei). Die Gemeinderäte müssen also noch überlegen, welche Maßnahmen sie priorisieren. Umgesetzt werden sollen die Maßnahmen zur Entwicklung von Allmersbach im Tal dann ab 2025 (Phase drei). Die Firma „Die Steg“ geht davon aus, dass der Prozess im Jahr 2033 abgeschlossen sein wird und die Abrechnung erfolgen kann (Phase vier).