Stadt Backnang baut Schuppen für Wiesenbesitzer
Mit dem Pilotprojekt in Steinbach will Backnang einen Beitrag zum Erhalt der Streuobstwiesen leisten.
Von Kornelius Fritz
Backnang. Mit einem Pilotprojekt will die Stadt Backnang Besitzer von Streuobstwiesen im Stadtteil Steinbach unterstützen. Am Ortsausgang Richtung Oberbrüden plant sie einen Geräteschuppen mit sechs Einzelboxen, die Wiesenbesitzer zum Preis von jeweils 30 Euro im Monat mieten können. Der Ausschuss für Technik und Umwelt stimmte dem Bau bei einer Enthaltung zu, obwohl die geschätzten Kosten von knapp 400.000 Euro einigen Stadträten sehr hoch vorkamen. Bis August 2025 soll der neue Geräteschuppen fertig sein.
Mit dem Projekt will die Stadt Backnang einen Beitrag zum Erhalt der Streuobstwiesen leisten, die für diese Region typisch sind. Allerdings ist die Kulturlandschaft in Gefahr, weil es an Leuten fehlt, die bereit und in der Lage sind, Bäume und Wiesen zu pflegen. Viele Streuobstwiesenbesitzer sind mittlerweile zu alt, um die Pflege zu übernehmen, und finden keinen Nachfolger. Manchmal scheitert es auch daran, dass die Interessenten keinen geeigneten Raum haben, wo sie Rasenmäher, Leitern oder einen Anhänger unterstellen können. Denn auf den Wiesen selbst ist es in der Regel verboten, eine Hütte zu errichten.
Wenn der neue Geräteschuppen in Steinbach steht, ist zumindest dieses Problem gelöst. Geplant ist ein Gebäude in Holzständerbauweise mit einem Pultdach, auf dem eine Fotovoltaikanlage Strom erzeugt. Die sechs Abstellkammern haben eine Größe von jeweils 27 Quadratmetern. Auch Licht und Steckdosen wird es dort geben, aber keinen Wasseranschluss und auch keine Heizung. Der Standort ist aus Sicht von Erstem Bürgermeister Stefan Setzer ideal, weil sich etliche Streuobstwiesen in der Nähe befinden. Die Stadt hatte die Fläche von der Gärtnerei Schock gekauft, die direkt nebenan weiterhin aktiv ist.
Bei großer Nachfrage sind sechs weitere Garagen möglich
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Die monatliche Miete wurde auf Anraten des Steinbacher Ortschaftsrats bewusst niedrig angesetzt. „Für die Stadt ist das kein Geschäft, aber das soll es auch nicht sein“, erklärte Stefan Setzer. Vielmehr gehe es darum, die Menschen zu unterstützen, die sich in ihrer Freizeit für den Erhalt der Streuobstwiesen engagieren.
Wie viele das in Steinbach sein werden, ist schwer abzuschätzen. „Erste Interessenten haben sich schon beim Ortsvorsteher gemeldet“, berichtete Setzer. Bewohner von Steinbach sollen bei der Vergabe Vorrang vor Auswärtigen haben. Sollte sich herausstellen, dass die sechs Boxen nicht reichen, wäre es möglich, deren Zahl in einem zweiten Bauabschnitt zu verdoppeln. Doch schon der erste Abschnitt hat einen stolzen Preis: Geschätzte Gesamtkosten von 395.000 Euro für sechs Garagen – da musste mancher Stadtrat schlucken. „Ich frage mich, ob der Nutzen diese Rieseninvestition rechtfertigt“, meinte SPD-Fraktionschef Heinz Franke. Auch Rolf Hettich (CDU) empfindet die Aufwendungen als „sehr hoch“. Stefan Setzer argumentierte dagegen, der Preis beinhalte auch die Erschließungsarbeiten und die Fotovoltaikanlage auf dem Dach. Das überzeugte letztlich auch die zweifelnden Stadträte. „Ich stimme zu, allerdings mit Bauchgrummeln“, sagte Heinz Franke.
Wichtig ist dem Gemeinderat aber, dass der Geräteschuppen auch wirklich nur zum Abstellen von Gartengeräten verwendet wird und die Nutzer den Lagerraum wieder abgeben müssen, wenn sie keine Streuobstwiese mehr bewirtschaften. Das soll laut Stefan Setzer gewährleistet sein: „Diese Räume sind weder ein Partykeller noch eine Garage für Wohnmobile“, stellte der Erste Bürgermeister klar. Über die Einhaltung der Regeln werde der Ortschaftsrat wachen und Setzer ist sich sicher: „Im Dorf funktioniert die soziale Kontrolle noch.“
Sollte das Pilotprojekt in Steinbach erfolgreich verlaufen, kann sich Stefan Setzer vergleichbare Schuppen auch in anderen Backnanger Stadtteilen vorstellen. Vorausgesetzt, es finden sich auch dort Grundstücke, die sich für einen solchen Bau eignen.