Talbau stößt an Grenzen
Florierendes Unternehmen in Oberweissach möchte erweitern – Schwierige Verhältnisse und Gegenwind von Anwohnern
Die Firma Talbau in Oberweissach möchte erweitern. Das Unternehmen, das Fertighäuser herstellt, benötigt zusätzliche Produktions-, Büro- und Ausstellungsflächen, um konkurrenzfähig zu bleiben und Arbeitsplätze am Ort zu sichern. Doch bei den Entwicklungsmöglichkeiten tun sich Grenzen auf. Zudem melden Anlieger Bedenken an.

© Jörg Fiedler
Der Ortseingang von Oberweissach könnte sich bald stark verändern: Die Firma Talbau (rechts) möchte erweitern und plant dazu unter anderem einen Neubau auf der anderen Straßenseite. Foto: J. Fiedler
Von Armin Fechter
WEISSACH IM TAL. Dass die Talbau erweitern möchte, kommt nicht von ungefähr: Das Unternehmen floriert, die Geschäfte laufen, die Mitarbeiterzahlen steigen. Die vorhandenen räumlichen Kapazitäten in der Zangershalde in Oberweissach reichen daher nicht mehr aus. Geschäftsführer Sven Feil ist deshalb schon vor einigen Jahren auf die Gemeinde zugegangen, um die Erweiterungswünsche anzumelden. Eine erste Idee bestand darin, das Schulhaus-Areal in Anspruch zu nehmen. Doch dann kam die Flüchtlingskrise, die Gemeinde musste rasch möglichst viele Unterkünfte bereitstellen, um die Menschen unterzubringen. Das alte Schulhaus wurde damit für viele Neuankömmlinge zu einer ersten Bleibe.
Inzwischen steht das Schulhaus wieder leer, doch die Pläne haben sich geändert. Während der Altbau als Schmuckstück im Ort erhalten bleiben soll, blickt die Talbau jetzt in die entgegengesetzte Richtung: Auf der Wiese zwischen Ebniseestraße und Brucher Bach könnten die Produktionskapazitäten in einem Neubau ausgeweitet werden.
Diese Erweiterung stößt dort quasi an eine natürliche Grenze: Im Regionalplan ist ein Grünzug festgeschrieben – und daran will der Verband Region Stuttgart nicht rütteln lassen, wie Bürgermeister Ian Schölzel erklärt. „Ein landschaftlich sensibler Bereich“, betont auch der Planer Jochen Roos, der für die Gemeinde den entsprechenden Bebauungsplan bearbeitet. Also gibt es dort keinen Platz für die von der Firma zusätzlich benötigten Büro- und Ausstellungsräume.
Folglich kam die Überlegung auf, einen weiteren Neubau auf der gegenüberliegenden Seite der Ebniseestraße zu errichten. Dort ist Grünland, das die Gemeinde ohnedies gern in eine Zeile mit gemischter Wohn- und Gewerbenutzung umwandeln würde. „Wir suchen Flächen für unsere Handwerksbetriebe“, sagt der Bürgermeister und verweist auf das Gebiet Hart in Unterweissach, für das die Gemeinde zwar einen Bebauungsplan aufgestellt hat, wo sie aber die nötigen Grundstücke nicht bekommt. Ähnlich sieht es mit der angedachten Zeile an der Ebniseestraße aus: Auch da ist vorerst nicht mit der Realisierung zu rechnen, weil die Grundstücksfragen offen sind. Für das Einzelvorhaben der Talbau allerdings hat Schölzel dem Verband Region Stuttgart, der für Inselvorhaben sonst nicht zu haben ist, ein Okay abgerungen.
„Wir sehen uns in der Verantwortung“, begründet der Bürgermeister das Vorgehen und nennt als Stichwort neben der Standortsicherung auch die Gewerbesteuer. „Die Firma will in Oberweissach bleiben“, erklärt er – sollte sie aber dort nicht erweitern können und wegziehen müssen, würde sie eher in Richtung Welzheimer Wald als an einen anderen Platz in der Gemeinde gehen.
Firma will mit ihren Plänen auch den zukünftigen Bedarf abdecken
Geschäftsführer Sven Feil macht deshalb deutlich, dass das Unternehmen so plane, „dass auch der zukünftige Bedarf gedeckt ist“. Das Gebäude auf der anderen Straßenseite solle chic und repräsentativ aussehen und dem Nachhaltigkeitsgedanken entsprechen. Beispielsweise soll der Bau nach den Worten von Planer Roos ein Biodiversitätsdach erhalten, „auf dem Natur stattfindet“ und das „für Insekten interessant“ ist.
Die Anwohner freilich sehen das Vorhaben kritisch, wie sich in der jüngsten Gemeinderatssitzung zeigt. Schon jetzt gibt es Klagen über Lärm. Hinzu kämen dann noch ein stattlicher Neubau für die Produktion, dessen Abmessungen für Widerspruch sorgen, und ein zweiter Baukörper am Ortseingang.
Auch die Gemeinderatsmitglieder stehen den Plänen mit gemischten Gefühlen gegenüber. Einerseits wollen sie dem Bedarf des Unternehmens gerecht werden. So sagt Carl Höfer (CDU/FWV): „Wir haben die Pflicht, das Gewerbe zu stärken.“ Gleichzeitig plädiert er dafür, wie im Falle des Schlehner-Areals abzuwägen und aufeinander einzugehen: „Ein bisschen abgespeckt, aber so, dass es funktioniert.“
Auch Luciano Longobucco (Liste Weissacher Bürger) wünscht, dass die Höhenentwicklung auf das Notwendigste beschränkt und der Lärmschutz berücksichtigt werden soll. „Man muss es in einem größeren Zusammenhang sehen“, unterstreicht Irmgard Hestler (SPD), die das Pendlerunwesen kritisiert: Es gehe auch um die 60 Arbeitsplätze von Menschen, die in der Gemeinde oder in der Umgebung wohnen. Thomas Heller (Unabhängige Bürgerliste) würde schließlich das komplette Vorhaben lieber auf der Seite am Brucher Buch realisiert sehen.
Diese Option möchten auch andere Gemeinderäte noch nicht aufgeben: Bürgermeister Schölzel möge noch einmal in Gespräche mit der Region gehen. Gleichwohl fasste das Gremium aber in seiner Sitzung den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan Stockwiesen mit der Lösung beidseits der Ebniseestraße. Um das Projekt mit den Bürgern zu erörtern, soll es eine öffentliche Beteiligung geben.