Teurer Glasfaseranschluss für die Schule in Burgstetten
Für den Anschluss der Grundschule Burgstall ans schnelle Internet verlangt die Telekom rund 102000 Euro. Der Kostenanteil für die Gemeinde liegt bei etwas über 10000 Euro. Reichlich Diskussionsstoff im Gemeinderat, der jetzt die Entscheidung vertagt hat.

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Die Telekom ist der einzige Bieter, der der Gemeinde ein Angebot für den Glasfaseranschluss der Schule gemacht hat. Foto: Alexander Becher
Von Simone Schneider-Seebeck
Burgstetten. Spätestens seit der Schließung der Schulen während der Coronapandemie ist klar: Eine schnelle Internetverbindung ist ein Muss. Bei privaten Nutzern, allerdings auch bei den Lehranstalten. Laut dem Statistikportal Statista verfügten einer Erhebung zur Glasfaserquote von Schulen nach Landeshauptstädten in Deutschland zufolge im Jahr 2021 immerhin 71 Prozent der öffentlichen Schulen Stuttgarts über einen entsprechenden Anschluss. Das entspricht Platz sechs. Während in deutschen Großstädten etwa 70 Prozent der Schulen über einen Breitbandanschluss verfügen, sind es in kleinen Landgemeinden lediglich 16,3 Prozent. Keine Frage – Online-Unterricht, der ständig unterbrochen wird, macht keinen Spaß. Allerdings hängt reibungslose Kommunikation via Internet auch von den Gegebenheiten der Haushalte ab.
Kein Wunder, dass in der jüngsten Gemeinderatssitzung in Burgstetten die Diskussion um einen Glasfaseranschluss für die Grundschule in Burgstall einen breiten Raum einnahm. Erst im Oktober hatte das Thema Breitbandausbau im Gemeindegebiet auf der Tagesordnung gestanden. Die Pläne und Angebote der drei Unternehmen Wisotel GmbH, GVG Glasfaser GmbH und Deutsche Glasfaser Holding GmbH wurden präsentiert. Bisher ist dazu allerdings noch keine Entscheidung gefallen.
Hohe Kosten auf der einen Seite,dringender Bedarf auf der anderen
Unabhängig davon ging es jetzt um den Glasfaseranschluss der Grundschule Burgstall. Als einziger Bieter hatte nun ausgerechnet die Telekom, die kein Interesse am flächendeckenden Ausbau der Gemeinde gezeigt hatte, ein Angebot unterbreitet, mit Kosten von rund 102000 Euro. Die Hälfte würde der Bund übernehmen, 40 Prozent das Land, 10 Prozent bleiben an der Gemeinde hängen. Auf den ersten Blick mag der Gemeindeanteil von 10200 Euro günstig erscheinen, doch sorgte die Gesamtsumme für ausgiebige Diskussionen im Gremium, auch im Hinblick auf den Steuerzahler.
Insgesamt acht Kilometer Glasfaser sollen verbaut werden, zum größten Teil können bereits vorhandene Leerrohre genutzt werden. Tatsächlich stehen lediglich auf einer Länge von 40 Metern sowie an der Schule Tiefbauarbeiten an. Unverständlich für die Ratsmitglieder daher, wie der sechsstellige Betrag zusammenkommt. Wobei Klaus Schwaderer (Freie Wählervereinigung Burgstetten) etwas süffisant anmerkte: „Wenn man den Vertrag anschaut, muss man sich nicht wundern, dass das so viel kostet.“
Michael Murer, Technischer Leiter des Zweckverbands Breitbandausbau Rems-Murr-Kreis, erläuterte etwas die Zusammensetzung. So schlagen die acht Kilometer Glasfaser mit 27000 Euro zu Buche, 33000 Euro soll die technische Infrastruktur kosten. Ob denn die Fördermittel wirklich zur Verfügung stünden, wollte Gerd Bollinger (FWB) wissen. Diese seien auf jeden Fall reserviert, so Murers Antwort. Manuel Gärtner (Bürgervereinigung Burgstetten) zweifelte an der schnellen Umsetzung des Glasfaseranschlusses durch den einzigen Bieter: „Was gibt uns die Gewissheit, dass man vor einem anderen Unternehmen fertig wird, das alles selbst bezahlt?“
Der Breitbandausbau in der Kommune dauert wohl noch Jahre
So kreiste die Diskussion vor allem um zwei Punkte – den Zeitplan der Umsetzung des Breitbandausbaus in der Gemeinde sowie die hohen Kosten für den Schulanschluss. Diesbezüglich gab Gärtner auch zu bedenken: „Gewerbetreibende ohne Anschluss zahlen Steuern, damit andere den Ausbau bekommen.“ Er warf auch die Frage in die Runde, wofür die Grundschule überhaupt einen so schnellen Ausbau benötige.
Bürgermeisterin Irmtraud Wiedersatz sprach sich für das Angebot der Telekom aus, insbesondere auch aufgrund der Förderzusage: „Wenn wir sie nicht kriegen – ein anderer nimmt sie. Gespart ist deswegen nicht.“ Zu bedenken gab sie auch, dass der Breitbandausbau in der Gemeinde noch Jahre dauern würde.
Letztlich einigte sich das Gremium darauf, die Entscheidung über die Vergabe des Auftrags an die Telekom zu vertagen. Bis Ende März haben die Gemeinderäte Zeit, dann läuft die Frist für die Fördergelder ab. Zuvor soll noch konkret abgefragt werden, wozu die Schule den schnelleren Internetzugang benötigt. Schulleiterin Antje Hummel wird am 23. März in die Gemeinderatssitzung kommen und dies erläutern.