Tickets im VVS sollen erneut teurer werden

Die Tarifanpassung im ÖPNV mit Preiserhöhungen von durchschnittlich 7,9 Prozent soll ab August greifen. Der Umwelt- und Verkehrsausschuss des Rems-Murr-Kreistags stimmt dem zu – allerdings sind längst nicht alle damit einverstanden.

Besonders die Unzuverlässigkeit der S-Bahn wurde im Gremium mehrfach angeprangert. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Besonders die Unzuverlässigkeit der S-Bahn wurde im Gremium mehrfach angeprangert. Foto: Tobias Sellmaier

Von Lorena Greppo

Rems-Murr. Die Preisentwicklung im ÖPNV der Region kennt nur eine Richtung: nach oben. Und so verwundert es nicht, dass auf der Tagesordnung der ersten Sitzung der Jahres im Umwelt- und Verkehrsausschuss des Kreistags exakt dieses Thema erneut ganz oben steht. Und wie jedes Jahr entbrennt im Gremium eine heftige Debatte um das Für und Wider der Erhöhung, die dieses Mal im August schon greifen und in Höhe von durchschnittlich 7,9 Prozent ausfallen soll (siehe Infotext). Da hilft es auch nicht, dass die neue VVS-Geschäftsführerin Cornelia Christian zu Gast ist, um die Hintergründe zu erklären und dem Gremium den Beschluss schmackhaft zu machen. Sie muss sich reichlich Beschwerden anhören.

Viel eher zieht das Argument, das jedes Jahr ausschlaggebend ist: Stimmt der Rems-Murr-Kreis gegen die Preisanpassung und die VVS-Gesellschafterversammlung mehrheitlich ebenso, so müssen diejenigen, die den Vorschlag abgelehnt haben, Ausgleichsleistungen erbringen. Und die fallen womöglich in Millionenhöhe an. „Wenn wir Nein sagen, übernehmen wir die Finanzierungsverantwortung“, bilanzierte Landrat Richard Sigel. Dieses sei das Totschlagargument der gesamten Diskussion, hob Christoph Jäger (CDU) hervor. So müsse man dafür stimmen, auch wenn es schwerfalle.

Das sahen allerdings nicht alle im Gremium so. Ihre Fraktion werde die Erhöhung nicht mittragen, kündigte Astrid Fleischer (Grüne) an. „Mit einer Preissteigerung bieten wir keinen Anreiz umzusteigen“, betonte sie. In Sachen Verkehrswende sei das also kontraproduktiv. „Wir brauchen einen ÖPNV, den sich mehr Leute leisten können“, forderte sie. Zudem seien die Leistungen des VVS im Rems-Murr-Kreis „mangelhaft bis ungenügend“, sagte Fleischer im Hinblick auf die Probleme auf der Schiene. Und auch Klaus Riedel (SPD) machte seinen Unmut deutlich: „Image und Verlässlichkeit des VVS sind katastrophal“, befand er. Seine Fraktion werde sich daher auch gegen die Tarifanpassung stellen.

Mobilitätsgarantie wird hinterfragt

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Auch die Ankündigung einer Verbesserung der Mobilitätsgarantie konnte ihn nicht besänftigen. Dass Reisende schon bei einer Verspätung von 20 Minuten (bislang 30 Minuten) ein Taxi nehmen können, kommentierte Riedel mit den Worten: „Das ist doch Kabarett!“ Schließlich gebe es längst nicht an jedem Bahnhof einen Taxistand. Ulrich Scheurer (CDU) bezeichnete die Mobilitätsgarantie gar als Mogelpackung, denn bei Streiks oder Unwettern greife sie nicht.

Cornelia Christian verwies darauf, dass schließlich nicht alles schlecht sei: Im Busverkehr etwa laufe es im Kreis richtig gut. Sie bat auch um Verständnis, schließlich würde auf der Schiene gerade riesig investiert, was langfristig Verbesserungen bringe. Hinzu kommen allgemeine Preissteigerungen, etwa beim Personal. Zudem, so die VVS-Geschäftsführerin, treffen die Preiserhöhungen nur den Gelegenheitsverkehr. Und die machen nur etwa 20 Prozent der Fahrten im VVS aus. Denn wer das Deutschlandticket abonniert hat, dem kann das alles egal sein, der zahlt weiterhin 49 Euro im Monat (Jugendliche sogar weniger). Und das sind einige Menschen: Der VVS verzeichnete im vergangenen Jahr mit 539000 Abonnenten ein Allzeithoch.

Rückendeckung erhielt sie unter anderem von Raimon Ahrens (Freie Wähler): „Wir können nicht sagen, wir wollen höchste Standards, aber die Preise sollen gefälligst nicht steigen.“ Und hohe Qualität biete man an vielen Stellen im Kreis, nämlich bei den Bussen und bei der Wieslauftalbahn. Christoph Jäger brachte die Möglichkeit auf, dass höhere Preise im Gelegenheitsverkehr sogar dazu führen könnten, dass mehr Menschen dann auf das vergleichsweise günstige Deutschlandticket wechseln.

Bei Weitem nicht alle waren von dieser Argumentation überzeugt und so fiel die Abstimmung auch recht knapp aus. Den 13 Stimmen für die Tarifanpassung standen acht Gegenstimmen aus den Reihen der Grünen und der SPD sowie eine Enthaltung (Ulrich Scheurer) gegenüber.

So ändern sich die Ticketpreise ab August

Da der VVS aus betrieblichen Gründen keine 5-Cent-Preise anbietet, finden die Kostensteigerungen in 10-Cent-Schritten statt. Somit liegen manche Preissteigerungen deutlich abseits der angekündigten 7,9 Prozent.

Kurzstrecke Statt bisher 1,80 Euro kostet das Ticket künftig 2 Euro (Kostensteigerung von elf Prozent).

Einzelticket Erwachsene zahlen bisher für ein konventionelles Einzelticket (online erworbene Fahrkarten sind etwas günstiger) innerhalb einer Zone 3,10 Euro. Ab August sind es 3,30 Euro (Anstieg von 6,5 Prozent); für vier Zonen steigt der Preis von 6,40 Euro auf 6,90 Euro. Die Kindertickets bleiben weiterhin mindestens 50 Prozent günstiger.

4er-Ticket Bei diesen Tickets (konventionell) wird für eine Zone ein Euro mehr fällig, statt 11,80 Euro kostet das Ticket dann 12,80. Bei vier Zonen betragen die Mehrkosten sogar zwei Euro: Statt 23,90 Euro müssen Erwachsene dann 25,90 Euro bezahlen.

Tagesticket Ein Einzeltagesticket (Erwachsene, konventionell) für eine Zone kostet statt 6,20 Euro ab August 6,60 Euro. Für vier Zonen werden statt 12,80 Euro dann 13,80 Euro fällig.

Stadtticket Das vergünstigte Stadtticket (für eine Person) kostet statt 3,50 Euro dann 3,80 Euro.

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Erstellt:
6. März 2024, 06:00 Uhr

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