Tour durch Naturgärten in Weissach und Waldrems
Zum Saisonstart von „Backnang blüht auf“ geht es auf einer Führung durch zwei naturnah gestaltete Gärten. Sie zeigen, dass es viele Möglichkeiten gibt, die Bedingungen für Flora und Fauna zu verbessern.
Von Christine Schick
Weissach im Tal/Backnang. Etwa ein Dutzend Frauen und Männer sind der Einladung der „offenen Gartenpforten“ gefolgt. Viele sind selbst im eigenen Garten aktiv oder im Naturschutz engagiert und gespannt auf die Anregungen, die die Besichtigungstour und Auftaktveranstaltung der Kampagne „Backnang blüht auf“ bereithält. Edith Reihle von der Stadt Backnang, die sich aber auch privat fürs Thema begeistert, begleitet die Tour zu den Gärten von Sabine und Joachim Jung in Weissach im Tal sowie von Jutta und Achim Schopf in Waldrems. Beide Ehepaare haben es sich zur Aufgabe gemacht, in ihren Refugien der Natur im Kleinen und Großen den roten Teppich auszurollen, und können an einigen Stellen beobachten, wie ihre Arbeit Früchte trägt.
Impressionen zur Besichtigungstour "offene Gartenpforten"
Zum Saisonstart von „Backnang blüht auf“ geht es auf einer Führung durch zwei naturnah gestaltete Gärten in Weissach im Tal und Waldrems. Sie zeigen, dass es viele Möglichkeiten gibt, die Bedingungen für Flora und Fauna zu verbessern.
Für Joachim Jung ist sein Garten Experimentierfeld, arbeitsintensives Dauerprojekt und Entspannungsort zugleich. „Ich geh ins Geschäft und dann in den Garten“, sagt er. „Auf dem Balkon bin ich im Urlaub.“ In der Nähe des Hauses, das die Familie schon in der vierten Generation beheimatet, stehen Mammutbaum und Koloradotanne und es ist angenehm kühl. Jung zeigt ein Waldbeet mit Farnen. „Wenn man es einfach mal wachsen lässt, sieht man schon, was sich verbreitet“, sagt er und zählt die Kandidaten auf: Weidenrösle, Maiglöckchen, Waldmeister, Bärlauch und Giersch. Auf dem Weg entlang kleiner Wiesenflächen erzählt Jung, dass nur mit der Sense gemäht wird. „Aber nie alles, es wird immer was stehen gelassen, damit immer was blüht.“ In der Nähe der Scheune finden sich viele, ganz verschiedene Sträucher und Bäume, alle Ahornarten sind vertreten, Birken, ein Apfel- oder Pfirsichbaum, Aroniabeerenstrauch bis hin zu einem Kiwibaum, der quasi das Vordach der Scheune bildet.
Steinpyramide und Käferkeller
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Außerdem gibt es eine Reihe von Extraprojekten wie eine Steinpyramide mit Hohlräumen, in denen sich Zauneidechsen wohlfühlen und vor ihren Feinden verstecken können. Vor zwei Jahren hat Joachim Jung einen sogenannten Käferkeller angelegt mit einen Stamm in einem Meter Tiefe sowie Steinen und weiterem Häckselmaterial. Besonders begehrt bei Insekten sind kleine markhaltige Äste von Brom- oder Himbeersträuchern, die er am Zaun positioniert. Auch Reisighaufen mit einer schützenden Gras- und Moosschicht gehören zu den Angeboten. „Man sieht wirklich Tiere, die man sonst nicht mehr sieht“, sagt er. Beispiele besonderer Gäste: Blauschwarze Holzbiene, Nashornkäferengerlinge, Hermelin oder Ringelnatter. Genauso die Vielfalt an heimischen und neu beheimateten Pflanzen kann sich sehen lassen. Wenn man dann noch das Gemüsebeet, die Ernte und Veredlung dazurechnet, kann man sich vorstellen, dass die Arbeit nicht schnell ausgeht.
Jutta und Achim Schopf ist es genauso wichtig, ihren Garten so zu gestalten, dass er auch den Tieren dient. Als sie vor 20 Jahren nach Waldrems zogen, haben sie im Garten viele heimische Büsche gepflanzt, einen Teich angelegt und vor acht Jahren ein angrenzendes Grundstück erworben, auf dem sie weitere Vorhaben unter der Überschrift „Bauerngarten“ umsetzen wie das Entwickeln einer Magerwiese, die Anlage eines Sandbeets für Insekten oder Trockenholzhaufen als besonderer Unterschlupf. Eidechsen, Wiesel, Distelfinken danken. Apropos: „Seitdem dort Wiesel unterwegs sind, haben wir weniger Probleme mit Mäusen“, sagt Jutta Schopf. Es scheint so, als habe sich im Kleinen wieder ein natürliches Gleichgewicht eingestellt. Die Gäste können neben Schneeball, Holunder, Weiß- und Sanddorn auf dem Areal außerdem Zwergpaduaner bestaunen, eine Dame hat ganze acht Küken im Schlepptau.
Gleich zu Beginn sucht eine Taube Kontakt, setzt sich auf den Kopf eines Besuchers. Schopf erzählt, dass sie das in einem Stuttgarter Parkhaus aus dem Nest gefallene Tier großgezogen hat. Erst später wurde klar, dass Peggy eigentlich ein Mann ist.
Bildergalerie Weitere Eindrücke aus den beiden Gärten finden sich in einer Bildergalerie unter www.bkz.de.Gartenjahr Mit „Backnang blüht auf“ bieten die Stadt und ihr Fachteam übers Gartenjahr bis in den Herbst verschiedene Veranstaltungen an. Neben dem Zier- und Nutzgartenwettbewerb (Anmeldefrist endet 3. Juni) gibt es auch wieder Vorträge, Workshops und Führungen.
Besichtigungen Nach dem Auftakt unter dem Motto „offene Gartenpforten“ können ebenfalls mit dem Fahrrad gemeinsam mit dem ADFC am Samstag, 8. Juni, um 10.15 Uhr öffentliche naturnahe und weitere sehenswerte Gartenflächen besucht werden, die Fachkundige näher erläutern. Eine weitere Gartenführung findet am Mittwoch,
10. Juli, in Schöntal statt. Zwei Gärtnermeister präsentieren ihren Garten und beantworten Fragen zu Selbstversorgung, Saatgut und Naturgarten.
Veredeln Wie man sein Obst und Gemüse während der Erntezeit haltbar machen kann, erfährt man in den Workshops von Ute Bartels. Am Samstag, 20. Juli, um 10 Uhr werden gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Aufstriche und Chutneys eingeweckt und am Dienstag, 10. September, erklärt Bartels praxisnah das Fermentieren von Gemüse. Die Anmeldung zu beiden Workshops ist über die Volkshochschule Backnang möglich.
Samenprojekt Für die eigene Aussaat von Gemüse und Salat können Interessierte Samen für Tomaten, Salat, Erbsen und Co. in der Stadtbücherei Backnang ausleihen. Über 40 alte, samenfeste Sorten von fünf verschiedenen Gemüsearten werden angeboten, die in dieser Form größtenteils nicht im Handel erhältlich sind. Sie können zu Hause gesät und zu Pflanzen herangezogen werden. Sobald die neuen Samen ausgereift sind, werden sie geerntet, getrocknet und ein Teil davon wird an die Stadtbücherei zurückgegeben.
Abschluss Das „Backnang blüht auf“-Gartenjahr schließt am Freitag, 25. Oktober, mit dem Vortrag „Der Garten im Winter – Ästhetik und Naturnähe vereint“ von Frieder Weigand. Der Gartenexperte zeigt, welche Frühjahrsblüher sich für Insekten eignen, und beantwortet Fragen zum Ende der Gartensaison.
Kontakt Nähere Informationen zu Thema und Angeboten gibt es beim Gartenteam der Stadt Backnang per E-Mail an garten@backnang.de, im Garten-Newsletter oder auf der Website der Stadt Backnang unter www.backnang.de/backnang-blueht-auf.