Backnanger sammelt Trommelmischer in allen Ausprägungen
Sammellust Günter Vogt aus Backnang sammelt die PS-starken Nutzfahrzeuge als Miniaturmodelle seit fast 30 Jahren. Spezialisierte Tauschbörsen sucht er nicht auf, aber er geht mit offenen Augen durch die Welt und hat auch schon mit dem Enkel ein beiderseits gewinnbringendes Geschäft gemacht.
Von Bernhard Romanowski
Backnang. Sie kommen aus Spanien, aus der Schweiz, vom Baltikum. Es gibt sie aus Blech, aus Plastik und sogar aus Schokolade. Manche lassen sich aufblasen, andere fahren eigenständig herum und machen Geräusche. Die Vielfältigkeit überrascht ihn manchmal selbst, wie Günter Vogt beim Besuch unserer Zeitung bekennt. An den Objekten seiner Sammelleidenschaft kommt man gar nicht vorbei, ohne sie staunend zur Kenntnis zu nehmen. Gleich im Flur seiner Wohnung in Backnang, die er mit Gattin Angelas bewohnt, präsentieren sich die Trommelmischerfahrzeuge – vielen als Betonmischerlastwagen bekannt – in verschiedensten Farben und Ausprägungen.
Eines der Exemplare ist lenkbar und dient einem Kind als fahrbarer Untersatz. Ein etwas kleineres Vehikel aus Lettland macht einen Höllenlärm und war lange Zeit das Lieblingsspielzeug von Enkelchen Jonas. Dem heute Fünfjährigen war freilich nicht bewusst, dass er die Großeltern damit manchmal fast an den Rand des Wahnsinns brachte, wie die Vogts augenzwinkernd erzählen. Die Begehrlichkeiten der insgesamt vier Enkel der Vogts, davon drei Mädels, hat auch der Betonmischer der Firma Bosch überlebt, der als Schokoversion eine besondere Form der Versuchung darstellt.
Günter Vogt hat Trommelmischer aus Holz, aus Lego, als Puzzle und als Quietscheente für die Badewanne. Er hat Schlüsselanhänger in Form der charakteristischen Lastwagen, als Bleistiftspitzer und Aufbügler für die Kleidung, als T-Shirt-Motiv und sogar als Weihnachtsschmuck für das besondere Flair am Christbaum. Eines dieser Exponate, einen schmucken Nikki-Pullover mit entsprechendem Aufdruck, hat er dem Enkel seinerzeit im Tausch gegen ein leckeres Eis abgeluchst. Seitdem schlägt der Kleine seinem Opa häufiger mal ein Tauschgeschäft vor, wie Vogt lachend berichtet.
Doch woher kommt die Obsession für die Trommelmischer? Begonnen hat alles 1995, wie Günter Vogt erzählt. Damals war er Leiter von zwei Mischwerken der Firma Hofer in Hof. Da begann er die Miniaturexemplare zu sammeln, die von verschiedenen Firmen als Mitgebsel – neudeutsch Give-away genannt – bei geschäftlichen Treffen verteilt werden. Er fragte auch häufiger im Bekanntenkreis herum, ob nicht irgendjemand irgendwen kenne, der irgendwas in der Art besitze. So wuchs der Bestand langsam. Wenn er irgendwo etwas entdeckte, das seiner Sammelliebe entsprach, griff er zu, wenn es preislich nicht jenseits aller Vernunft lag. Auf Sammelbörsen oder Ähnliches ging und geht er nicht. Auch verfolgt er kein finanzielles Interesse mit seiner Sammlung, wie er sagt.
„Wenn wir zum Beispiel in Backnang einkaufen gehen und meine Frau noch in die Drogerie muss, gehe ich kurz rüber zum Spielwarenladen und gucke, ob es vielleicht was Neues in Gestalt eines Trommelmischers im Schaufenster zu entdecken gibt“, schildert der 72-Jährige seine Passion. Auch selbst Hand angelegt hat Günter Vogt schon, um ein neues Exemplar für seine Sammlung zu schaffen. Mit seinem Schwager fertigte er eine Form aus Silikon an, die dann mit Gips angefüllt wurde und nach dessen Härtung schließlich einen stolzen Trommelmischer preisgab.
Möglicherweise wird der Enkel einmal die Sammlung übernehmen
Mitunter verliert er auch schon mal den Überblick, wie er gesteht, und fragt sich beim Anblick eines interessanten Objekts: Hast du das schon oder nicht? Was er auf jeden Fall nicht als Miniatur, sondern bislang nur als Foto hat, ist ein Betonmischerauto auf Basis eines Trabbis, jener Automarke also, die seinerzeit in der DDR vorherrschend war.
Das ist mittlerweile ja schon eine ganze Weile her und die Vogts, die vor zehn Jahren nach Backnang zogen, nachdem sich ihre Kinder schon aus beruflichen Gründen in der Region niedergelassen hatten, blicken in die Zukunft. Vielleicht, so mutmaßt der Senior, hat der Enkel ja später Ambitionen, die Sammlung seines Großvaters zu übernehmen und fortzuführen.