Nicola Leibinger-Kammüller
Trumpf-Chefin klagt über „Planwirtschaft“ der Ampel
Der Ditzinger Maschinenbau- und Laserkonzern Trumpf fordert angesichts der Flaute Entlastungen für die Betriebe statt Subventionen und Protektionismus.
Von Matthias Schmidt
Vor dem Hintergrund eines Gewinnrückgangs um fast 19 Prozent appelliert der Ditzinger Maschinenbau- und Laserkonzern Trumpf dringend an die Politik, die Betriebe zu entlasten. Das Land stehe vor der Entscheidung, „ob es die Augen vor dem globalen Wettbewerb weiter verschließen möchte, indem wir glauben, in einen Subventionswettbewerb mit China und den USA einzutreten und auf eine Planwirtschaft zuzusteuern“, sagte die Trumpf-Vorstandschefin Nicola Leibinger-Kammüller bei der Bilanzpressekonferenz.
Deutlich kritisierte sie auch Teile der Wirtschaft. „Was mich besonders bestürzt, ist die auch in der Industrie gewachsene Haltung, sofort nach dem Staat zu rufen“, sagte die Trumpf-Chefin, denn damit werde „dem planwirtschaftlichen Agieren der Ampel medial wie politisch eine De-facto-Legitimation erteilt“. Als Beispiel nannte sie Werften, Energie- und Stahlkonzerne sowie Banken, an die „mit großer Geste staatliche Milliarden als Bürgschaften ausgeschüttet“ würden. Dies sei Geld, das andernorts dringend benötigt würde, etwa „bei der steuerlichen Entlastung von Handwerk und Mittelstand“.
Subventionen helfen der Wirtschaft nicht, sagt Leibinger-Kammüller
Weder Subventionen noch ein neuer Protektionismus würden der exportstarken deutschen Wirtschaft helfen, so das Credo von Leibinger-Kammüller. Es bräuchte vielmehr strukturelle Entlastungen. Stattdessen aber würden die Wettbewerbsbedingungen noch verschärft, etwa durch hohe Energiekosten oder das Lieferkettengesetz.
Bei Trumpf ist im Geschäftsjahr 2023/24 der Umsatz um 3,6 Prozent auf 5,172 Milliarden Euro zurückgegangen. Betroffen waren beide große Geschäftsbereiche: Werkzeugmaschinenbau und Lasertechnik zur Chipherstellung. Die Auftragseingänge insgesamt brachen um etwas mehr als zehn Prozent ein, der Gewinn vor Steuern sank um knapp 19 Prozent auf 501 Millionen Euro.
Auch dank frühzeitig eingeleiteter Sparmaßnahmen sei man noch glimpflich durch die Konjunkturkrise gekommen, so die Einschätzung der Vorstandsvorsitzenden. Für das laufende Geschäftsjahr 2024/25 aber sei „bestenfalls“ mit einem stagnierenden Auftragseingang zu rechnen. Der Umsatz werde folglich sinken, da anders als im Vorjahr kein Altbestand an Aufträgen mehr abzuarbeiten ist. Für „naiven Optimismus“ gebe es derzeit weder konjunkturelle noch politische Anzeichen, so Leibinger-Kammüller.
Bei den tariflich beschäftigten Trumpfmitarbeitern an den Standorten Ditzingen, Gerlingen und Hettingen wirkt sich die Nachfrageflaute in einer gegenüber dem Rekordwert vom Vorjahr deutlich verminderten Gewinnbeteiligung aus. Die Prämie sinkt um fast 2000 Euro auf 1810 Euro. Auszubildende und Studierende der Dualen Hochschule erhalten 365 Euro.