Ungenehmigte Auffüllung wird korrigiert

Riva-Holding-Chef Marcus Püttmer muss 4000 Kubikmeter Erde aus dem Park der Villa Adolff in Backnang wieder abfahren lassen

Das Trauerspiel um die Gestaltung des Gartens der Villa Adolff nähert sich allmählich einem guten Ende. Seit einigen Tagen ist ein Bauunternehmen damit beschäftigt, die zu viel angekarrte Erde wieder abzufahren. Dies verlangt die Stadt Backnang, weil vonseiten der Riva Holding GmbH vor mehreren Jahren etwa 6600 Kubikmeter zu viel Material abgeladen worden sind.

Im Garten der Villa Adolff herrscht seit einigen Tagen wieder rege Bautätigkeit. Eigentlich sollte die Erde schon bis zum 1. März weg sein. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Im Garten der Villa Adolff herrscht seit einigen Tagen wieder rege Bautätigkeit. Eigentlich sollte die Erde schon bis zum 1. März weg sein. Foto: A. Becher

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Eine frohe Botschaft konnte Helmut Wagner unlängst im Ausschuss für Technik und Umwelt verkünden. Die unendliche Geschichte um die Auffüllung im Garten der Villa Adolff, die im bisherigen Umfang nicht genehmigt war, scheint dem Ende entgegenzugehen. Und es war so etwas wie Erleichterung zu spüren, als der Leiter des Baurechtsamtes verkündete, dass im Garten des Kulturdenkmals seit einigen Tagen eine rege Bautätigkeit herrscht, mit der der unrechtmäßige Zustand wieder korrigiert wird. Mehrere Bagger schichten derzeit Erde um und laden Material auf Lastwagen auf. Wagner zeigte sich zuversichtlich, dass die Arbeiten bis Ende April abgeschlossen sind. Und auch Erster Bürgermeister Siegfried Janocha sagte: „Wir freuen uns, dass es jetzt endlich klappt.“

Nach der Beendigung der Arbeiten muss Marcus Püttmer den Nachweis eines Vermessungsbüros vorlegen, dass die korrekte Menge an Erde abgefahren wurde. Marcus Püttmer ist der allein vertretungsberechtigte Geschäftsführer der Riva Holding GmbH. Eigentlich sollte er die Abfuhr der Erde bereits bis zum 1. März beendet haben. Gestern sagte er auf die Frage, warum dies nicht geschehen sei: „Wir haben kein Unternehmen gefunden, das es bis zu diesem Termin erledigen konnte.“ Die unbelastete Erde wird nun von der Firma Geiger zur Abdeckung der alten Backnanger Hausmülldeponie in Steinbach verwendet. Der längst stillgelegte Bereich der Deponie erhält auf elf Hektar Fläche eine zwei Meter dicke Deckschicht und wird dann mit einem Mischwald rekultiviert. Die 4000 Kubikmeter Erde aus dem Garten der Villa kommen da gerade recht, auch wenn die Menge bei Weitem nicht reicht, so Gerald Balthasar von der Abfallwirtschaft Rems-Murr.

Amphitheater war aus mehreren Gründen nicht genehmigungsfähig

Ursprünglich wollte Hermann Püttmer, der Chef der Riva-Gruppe, im Garten der Villa ein Amphitheater für Konzerte anlegen. Diese Pläne waren von der Stadt abgelehnt worden. Wagner erklärte gestern nochmals: „Das gibt der Bebauungsplan nicht her und eine Änderung des Bebauungsplans ist nicht vorgesehen.“ Laut Wagner sollte der von Püttmer vorgesehene Veranstaltungsort Platz für 600 bis 700 Gäste bieten. Ein solcher Konzertplatz ist aus Sicht der Stadtverwaltung aufgrund der fehlenden Parkplätze und wegen der Beschallung des Stadtgebiets nicht genehmigungsfähig. Wagner: „Es handelt sich um eine sehr prominente Stelle im Stadtgebiet. Prominent in dem Sinne, dass der Schall über die gesamte Stadt getragen werden würde.“

Das Hickhack um die dubiose Erdauffüllung zieht sich nun bereits über fünf Jahre (siehe Info). Zuletzt hatte die Stadt Backnang dem Eigentümer eine Frist bis zum 1. März dieses Jahres gesetzt und nochmals die Forderung nach dem Rückbau begründet. Auf der Grundlage eines Planungsvorschlags des Landschaftsarchitekten Sigurd Henne, der vor fast drei Jahren bereits von der Stadt beauftragt worden war, wurde im August vergangenen Jahres eine geänderte Modellierung des Grundstücks baurechtlich genehmigt. Laut dieser Baugenehmigung müssten 6600 Kubikmeter Erde abgefahren werden. Für die Anlage des Parks sind etwa 2600 Kubikmeter Humus oder Oberboden nötig. Sollte auf dem Areal bereits Material gelagert sein, das dafür geeignet ist, würde sich die Abfuhrmenge auf 4000 Kubikmeter reduzieren. Während die Modellierung des Geländes eigentlich bereits abgeschlossen sein sollte, hat der Bauherr bis Ende März 2020 Zeit, um das Gelände mit Büschen und Bäumen zu bepflanzen.

Der Versuch, mit Hermann Püttmer gestern über den aktuellen Stand des Verfahrens zu sprechen, scheiterte. Pressesprecher Witold Buenger teilt schriftlich mit: „Herr Püttmer empfindet eine Stellungnahme derzeit nicht sinnvoll und bittet Sie, von einem Anruf abzusehen.“

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Erstellt:
26. März 2019, 06:00 Uhr

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