Von Kai Wieland

Backnang. Wer sich das Bühnenprogramm beim 52. Backnanger Straßenfest genau anschaut, wird sich beim Blick auf die Bühne im Stiftshof vielleicht wundern. „Präsentiert von Kulturgut/Bürgerstiftung Backnang“, ist dort unter den Auftritten der Bands Rosario Smoving, Hiss und The Bangbags zu lesen. Wurde der Verein Kulturgut Hagenbach nicht zum Ende des vergangenen Jahres aufgelöst, wird sich da mancher fragen? Doch, wurde er, was aber nicht gleichzusetzen ist mit dem Ende der Einrichtung, die seit 2005 über viele Jahre hinweg eine prägende Kulturinstitution für Backnang gewesen ist. Konzerte mit renommierten Künstlern aus den Bereichen Jazz, Soul und Blues hatte der Verein ebenso im Programm wie Pop- oder Kabarettveranstaltungen.

„Es sind da verschiedene Dinge zusammengekommen“, erklärt Gründungsmitglied Bastian Burr den Schritt zur Vereinsauflösung. Zum einen sei durch die Corona-Pandemie der Kulturbetrieb auch im Verein weitgehend zum Erliegen gekommen. „Diese Phase hat auch dazu geführt, dass die Zahl unserer aktiven Mitglieder zurückgegangen ist. Vor allem für einige langjährige Mitglieder war es letztlich auch ein geeigneter Zeitpunkt, um sich aus dem Ehrenamt zurückzuziehen.“ Ein zweiter Faktor war der Wegfall der Gastronomie auf dem Hofgut Hagenbach, wodurch das Areal deutlich weniger belebt ist. „Uns kam deshalb schließlich der Gedanke, unsere kulturellen Aktivitäten auf neue, breitere Beine zu stellen.“

Einrichtungen sind seit jeher eng vernetzt

An diesem Punkt kommt die 2007 gegründete Bürgerstiftung Backnang ins Spiel. Sie fördert nachhaltige Projekte von Schulen, Vereinen und Organisationen und finanziert sich dabei aus den Stiftungserträgen, durch Spenden aus der Bürgerschaft und aus der Durchführung eigener Projekte. „Schon in unserer Präambel ist die Förderung von Kunst und Kultur als Ziel festgeschrieben“, sagt der Vorstandsvorsitzende Klaus Böhle. So reifte die Überlegung, den Verein Kulturgut Hagenbach in die Bürgerstiftung zu integrieren.

Vereinfacht wurde dieser Weg durch den Umstand, dass in der Satzung des Vereins die Bürgerstiftung ohnehin bereits als Empfänger des Vereinsvermögens eingetragen war, sollte es einmal zur Auflösung kommen – eine enge Verbindung zwischen den Einrichtungen gab es also ohnehin. 50 Prozent der Mittel werden nun in einen Stiftungsfonds Kulturgut überführt, die andere Hälfte wird direkt für Projekte der Säule innerhalb der Stiftung verwendet. „Natürlich arbeiten weiterhin alle ehrenamtlich, das Geld kommt zweckgebunden ausschließlich dem Kulturgut zu“, versichert Böhle.

Kultur von Backnangern für Backnanger

Soll heißen, der Verein existiert zwar nicht mehr in seiner bisherigen Form, die verbliebenen aktiven Mitglieder um Bastian Burr wollen ihr Engagement für die Kultur in Backnang aber fortsetzen. „Wenn man so will, finden unsere Veranstaltungen jetzt einfach nicht mehr unter der Käseglocke im Hagenbach statt, sondern überall in der Stadt. Kultur von Backnangern für Backnanger, so ist der Gedanke“, erklärt Burr.

Die Auflösung des Vereins beschließt zwar ein buntes Kapitel der Stadtgeschichte, doch für Bastian Burr birgt die neue Struktur vor allem große Chancen. „Wir müssen keine Vereinsposten wie Kassier oder Vorstand mehr besetzen, damit ist man auch etwas Ballast los“, so Burr. Auch Böhle bestätigt, dass die Arbeit in Projektstrukturen Vorteile bietet, weil sie Ehrenamtlichen mehr Freiraum bei ihrem Engagement gewährt. „Alle Vereine haben ja mit ähnlichen Problemen zu kämpfen, wenn es um die Mitgliedergewinnung geht.“ Der Vorteil der neuen Struktur liegt dabei auf der Hand: Wer sich zukünftig bei den Veranstaltungen des Kulturguts engagieren möchte, braucht nicht gleich Mitglied zu werden, sondern kann sich gezielt bei den Angeboten einbringen, die ihn auch persönlich interessieren.

Erste Veranstaltungen werden geplant

Das morgen beginnende Straßenfest möchten Bastian Burr und seine Mitstreiter mit einem Gemeinschaftsstand im Stiftshof – auch hier in Kooperation mit der Bürgerstiftung und dem Förderverein der Jugendmusik- und Kunstschule – sogleich nutzen, um bei dem einen oder anderen Getränk Interessenten und potenzielle Spender, auf welche die Bürgerstiftung bei ihren Aktivitäten grundsätzlich angewiesen ist, anzusprechen. Die drei eingangs genannten Bands wurden vom Kulturgut teilweise vermittelt. „Rosario Smoving waren bei uns auf dem Kulturgut schon 2018 auf der Bühne und haben ein tolles Konzert gespielt, die sind super für die Stimmung“, sagt Burr voller Freude, dass die eigenen Vorschläge vom Straßenfest-Team angenommen und umgesetzt wurden.

Auch über das Straßenfest hinaus laufen bei den Ehrenamtlichen bereits die Planungen. Ein erstes Highlight wird das Markgrafen-Open-Air von 12. bis 14. Juli sein, das wie schon bei der Erstauflage im vergangenen Jahr in Kooperation mit dem Heimat- und Kunstverein Backnang veranstaltet wird. „Das wird sicher wieder eine ganz tolle Geschichte“, sagt Burr. Ein Abend mit Backnanger Schulbands soll im September folgen, eine Bluesveranstaltung im Bandhaus im November. „Wir wollen Kooperationen eingehen und Kräfte bündeln, um Synergien zu nutzen“, sagt Klaus Böhle.

Kontakt Wer weitere Informationen zur Bürgerstiftung und zum Kulturgut sucht oder sich dort engagieren möchte, wird unter www.buergerstiftung-backnang.de fündig.