Vom Schüleraustausch zur Partnerschaft
Seit über 40 Jahren sind die beiden Gemeinden Auenwald und Beaurepaire in Südfrankreich miteinander befreundet. 1987 wurde dies besiegelt. Jetzt formiert sich die Vorstandschaft des Partnerschaftskomitees neu. Die langjährige Vorsitzende Ulrike Rückert ist nun Ehrenvorsitzende.
Von Florian Muhl
Auenwald. „Die Partnerschaft mit unseren Freunden in Beaurepaire ist ein großes Glück und auch ein Geschenk für uns alle“, sagt Ulrike Rückert. „Wir feiern zusammen, lachen zusammen, sind füreinander da und helfen uns auch gegenseitig.“ Die langjährige Vorsitzende des Partnerschaftskomitees hat für ihre Aussage prompt ein aktuelles Beispiel parat. Am Sonntag gab es in ihrem Haus einen Wasserschaden. In der Mietwohnung über ihren Räumlichkeiten war wohl eine Muffe geplatzt oder ein Hahn nicht richtig zugedreht. Jedenfalls ergoss sich eine Wasserflut auf den Boden. Und da auch in Oberbrüden die Erdanziehungskraft wirksam ist, fand das Wasser einen Weg durch die Decke, spitzte weiter durch Küchenschränke und ergoss sich dann auf den Boden der Erdgeschosswohnung.
Ulrike Rückert bemerkte den Schaden erst am frühen Nachmittag, denn sie war mit Gästen aus Beaurepaire im Ländle unterwegs. Die Freunde aus Frankreich fackelten nicht lange und leisteten spontan Erste Hilfe in Sachen Hochwasserschutz beziehungsweise -beseitigung. Ebenso lobt die Oberbrüdenerin ihren Haus- und Hofklempner aus dem Dorf in höchsten Tönen. Auch er zögerte trotz des Sonntags keinen Moment, sprang vom Tisch auf, so schildert die Geschädigte, um vor Ort nach der Ursache zu suchen und noch Schlimmeres zu verhindern. Letztlich konnte das Arbeitstreffen eines Teils des Vorstands des Partnerschaftskomitees wie geplant am Dienstag in der gemütlichen Küche von Ulrike Rückert stattfinden.
Alle Gäste tragen zum Gelingen bei
Startschuss vor fast 50 Jahren
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Die Freundschaft zwischen Bürgern der beiden mehr als 700 Kilometer auseinanderliegenden Gemeinden währt aber schon viel länger als die genannten 33 Jahre, die der Verein nun besteht. Den Startschuss feuerten zwei Mädchen vor fast 50 Jahren ab, damals noch unwissend, welche Folgen ihre Freundschaft für die beiden Gemeinden haben würde. 1978 reiste die damals 15-jährige Schülerin Sigrid Keser im Rahmen eines Schüleraustauschs zu ihrer Austauschschülerin Sylvie und wurde von der Familie Gonon in Pact, einer Gemeinde des Kantons Beaurepaire, herzlich aufgenommen. Im folgenden Jahr erfolgte der Gegenbesuch. Nicht nur die Mädchen verstanden sich prächtig, sondern auch die Familien, die sich immer wieder besuchten. Anfang 1981 nahm das Blasorchester aus Beaurepaire über Sigrid Kontakt zu Vorsitzenden des Bürgervereins Ebersberg und der Trachtenkapelle auf. So gab es immer mehr Freundschaften zwischen Musikern. Im Lauf der Monate und Jahre fanden auch andere Vereine zueinander, aber auch Schulen und die Feuerwehr, Gewerbetreibende und die Landwirte. „Das war so ein tolles Miteinander, das lief alles wie von selbst. Wir mussten gar nichts tun, sondern nur helfen“, erinnert sich die Ehrenvorsitzende. Ihr Wunsch ist es, jetzt noch den Angelverein zu angeln, denn in Beaurepaire gebe es hinreißende und prächtige Fischgewässer.
Dieter Seiter übernimmt kommissarisch die Leitung
Kommissarisch hat jetzt der zweite Vorsitzende Dieter Seiter die Leitung des Partnerschaftskomitees übernommen. „Aber nur so lange, bis aus den Reihen der Jüngeren jemand bereit ist, diese Funktion zu übernehmen.“ Seiter ist optimistisch, dass sich bald jemand finden wird. Denn es gibt in den Reihen des erweiterten Vorstands bereits zahlreiche helfende Hände, die organisatorische Aufgaben übernehmen. So überlegen sich Christel Pabst und Kristin Jans die Ziele für die ein bis zwei Reisen und Ausflüge pro Jahr und kümmern sich auch ums Programm. Elisa Bader und Isabella Seiter kennen sich bestens bei den sozialen Medien aus und organisieren das Kinderferienprogramm. Dieter Kaske ist Kassier und Yvonne Bader ist Schriftführerin. Letztlich gehört auch Bürgermeister Kai-Uwe Ernst Kraft seines Amts zum Vorstand.
Erster Akt „Kurz vor meinem Abitur im Jahr 2005 hatte ich mich entschlossen nach Frankreich zu fahren, um mein Französisch zu verbessern“, schreibt Nadine Florl in der 20-Jahre-Partnerschaft-Festschrift. Die Auenwalder Partnerschaft mit Beaurepaire hatte dazu eingeladen, aber die Planung für die junge Frau war ein wenig kurzfristig. „Mit einer guten Portion Glück konnte ich trotzdem für zwei Wochen ins vorerst Ungewisse – aber auf jeden Fall in unsere schöne Partnerstadt – abreisen“, schrieb Florl.
Zweiter Akt Die angehende Abiturientin durfte im Süden Frankreichs sehr liebe Menschen kennenlernen, die es ihr an nichts fehlen ließen. „Da ich das Landleben schon immer gern hatte, war es mein Wunsch, auf einem Bauernhof mitarbeiten zu dürfen.“ Auch dies wurde der Auenwalderin durch ihre Gastgeber, die Familie Poncet, ermöglicht. „Ich war nun tagsüber bei der Familie Fanjat in Montseveroux. So verbrachte ich meine Tage mit dem 24-jährigen Sohn Nicolas beim Heumachen und den Schafen...“
Letzter Akt Auch nach dem Aufenthalt in Frankreich blieben die beiden in Kontakt. Mit dem Abi in der Tasche verschwand Nadine Florl wieder nach Montseveroux, um dort Ferien zu machen. Nach wundervollen zwei Wochen ist sie zwar nach Deutschland zurückgekehrt, aber nur, um die Koffer zu packen. „AIso bin ich im August 2005 von Auenwald in die Partnergemeinde Beaurepaire gezogen. Seitdem lebe ich hier ein schönes Leben mit vielen Tieren und vor allem mit meinem chéri Nico!“