Vorübergehendes Heim für Hund, Katze und Kaninchen in Großerlach

Bei Anzeigen überprüft das Veterinäramt Privathaushalte. Vernachlässigte Tiere werden beschlagnahmt und kommen ins Tierheim Großerlach.

Marco Ahlert (Tierheim) und Veterinärhygienekontrolleurin Lisa Jung mit dem lieb gewonnenen „Kampfschmuser“. Foto: Florian Muhl

Marco Ahlert (Tierheim) und Veterinärhygienekontrolleurin Lisa Jung mit dem lieb gewonnenen „Kampfschmuser“. Foto: Florian Muhl

Von Florian Muhl

Großerlach. „27 Katzen, keine kastriert, alle in einer Zwei-Zimmer-Wohnung, das war erst vergangene Woche“, berichtet Jutta Wilhelm. Das Veterinäramt wurde informiert und die Tierärztin machte sich auf den Weg zu der Wohnung im nördlichen Rems-Murr-Kreis zur außerplanmäßigen Kontrolle. „Zum Glück waren alle Tiere in einem guten Zustand“, sagt Wilhelm.

„Eher eine Ausnahme“, weiß die Tierärztin aus Erfahrung. „Oft sind die Hunde oder Katzen sehr vernachlässigt.“ Die Meldungen kommen von Bürgern, der Polizei, von Ordnungsämtern, Tierärzten und Nachbarn – insgesamt kommen beim Veterinäramt 30 Anzeigen jeden Monat an, in der Regel betrifft es Heimtierhaltungen. „Dann müssen wir natürlich schauen, wie wir in die Wohnung kommen. Manche, die nichts zu verbergen haben, lassen uns rein, manchmal ist’s schwieriger, da muss man das Betretungsrecht anordnen.“ Und wenn es zur Beschlagnahmung von Tieren kommt? „Das mache ich immer mit Polizei“, bekennt Jutta Wilhelm. Teilweise sind die Tierhalter alles andere als einsichtig und deshalb aufgebracht und werden handgreiflich, sodass die Polizeibeamten einschreiten müssen, sie mit Kabelbindern an den Händen fixieren und so in Schach halten.

Manche Hunde mussten bei Minusgraden im Freien leben

Dieses Vorgehen war beispielsweise angesagt, als ein American Staffordshire Terrier und ein Dogo Argentino den nicht einsichtigen Hundehaltern weggenommen wurden. Die Hunde mussten im Freien bei Minusgraden leben, ohne Hundehütte. Um Hunde vermitteln zu können, müssen gerade Kampfhunde einen Wesenstest machen. So auch der American Staffordshire Terrier, der zu den Kampfhunden zählt. „Das ist aber eher ein Kampfschmuser“, muss Marion Bentrup, die Leiterin des Tierheims lachen, „das ist wirklich ein ganz Lieber“. Tatsächlich ist er so zahm wie ein Lamm.

„Wir haben einen Vertrag mit dem Tierheim Großerlach“, erklärt Jutta Wilhelm. „Immer, wenn wir Tiere beschlagnahmen, wenn die erheblich vernachlässigt sind oder abgemagert oder schwerwiegende Verhaltensstörungen aufzeigt, werden die nach Paragraf 16a des Tierschutzgesetzes den Haltern zunächst vorübergehend weggenommen.“ Dann braucht das Veterinäramt eine Unterbringungsmöglichkeit und dann ist Erlach zur Aufnahme der armen Tiere verpflichtet. „Bei einer größeren Anzahl von Tieren auf einen Schlag kann es sein, dass ich mal auf ein anderes Tierheim ausweichen muss, wir haben ja noch drei kleinere im Kreis, Winnenden, Plüderhausen oder Schorndorf“, erklärt die Tierärztin.

Notfall Das Veterinäramt ist erreichbar unter Telefon 07191/895-4062. Sollte das Veterinäramt telefonisch nicht erreichbar sein, dann läuft auf dem Anrufbeantworter ein Band mit der Nummer der Leitstelle. Dort kann man dann anrufen und diese leiten den Notfall an die Tierärzte weiter. Hat man die Nummer der Leitstelle nicht zur Hand, kann jeder Bürger und jede Bürgerin eine Meldung über die 112 abgeben. Diese setzen sich dann ebenfalls immer mit uns in Verbindung. Im Zweifel bei einem Notfall also einfach die 112 verständigen.

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Erstellt:
24. August 2023, 06:00 Uhr

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