Waldbegehungen künftig ohne Förster
Bei einer Veranstaltung der Bürgerinitiative „Walderhalt statt Windindustrie“ hat Revierförster Benno Picard Informationen zur Situation des Waldes vermittelt. Dies wurde von Windkraftbefürwortern kritisiert. Forst BW hat darauf reagiert und wird weitere Teilnahmen unterlassen.
Von Lorena Greppo
Aspach/Oppenweiler. Die Pläne von EnBW und Uhl Windkraft, im Jahr 2025 einen Windpark mit bis zu acht Einzelanlagen auf der Gemarkung der Gemeinden Aspach und Oppenweiler zu bauen, finden nicht bei allen Bürgern Anklang. Als Reaktion darauf hat sich beispielsweise die Bürgerinitiative (BI) „Walderhalt statt Windindustrie“ gegründet (wir berichteten). Diese zeigt sich rege, organisiert regelmäßig Informationsveranstaltungen, Waldbegehungen und Ähnliches. „Wir bemühen uns um Referenten, die mit Forstwirtschaft und dem Thema Wald insgesamt zu tun haben“, erklärt Peter Spathelf. Der Spiegelberger ist einer der Gründungsmitglieder der BI.
Auch Revierförster Benno Picard begleitete im Herbst eine der Waldbegehungen und lieferte den Teilnehmern Informationen zu dem geplanten Windpark und zu den entstehenden Eingriffen in den Wald. Damit soll nun aber Schluss sein. Ein weiterer gemeinsamer Termin in der vergangenen Woche wurde von Forstbezirksleiter Martin Röhrs abgesagt. Der Grund: Bei Windkraftbefürwortern sei durch die Teilnahme Picards an der Waldbegehung der Eindruck entstanden, dass Forst BW der gebotenen Neutralität als Anstalt des öffentlichen Rechts, welche der Rechtsaufsicht des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg unterliegt, nicht gerecht wird. Forst BW habe sich deshalb gezwungen gesehen, die Waldbegehungen mit der BI bis auf weiteres zu unterlassen.
Forstbezirksleiter sieht für die Kritik keinen Grund
Martin Röhrs macht aber auch klar: Die Annahme, dass Benno Picard und er gegen die Windkraft agieren würden, sei falsch. „Das ist nicht der Fall.“ Er sehe keinen Grund für die Kritik. Es sei lediglich die Situation vor Ort erläutert worden, es ging also um eine reine Faktenvermittlung. „Wir waren der Meinung, maximale Transparenz dient der Sache“, erklärt Röhrs die Beweggründe.
Dass die Vertreter des Forstbezirks für Waldbegehungen angefragt werden, ist auch nichts Neues. „Grundsätzlich bieten wir das immer an“, sagt Röhrs. Als Anwohner im Sommer 2021 gegen die Baumfällarbeiten im Sachsenweiler Wäldchen Vorwürfe erhoben, nahm sich der Forstbezirksleiter bei einem Vor-Ort-Termin mehr als zwei Stunden Zeit, um sich die Bedenken der Bürger anzuhören, darauf einzugehen und das eigene Vorgehen zu erklären. Bei einem Termin mit den Projektträgern des geplanten Windparks habe man entschieden, auch bei diesem Thema für solche Informationsveranstaltungen offen zu sein.
Die Entscheidung über die Genehmigung trifft das Landratsamt
Röhrs führt aus: „Forst BW ist für die Landesregierung tätig und hat den Auftrag, im Staatswald Flächen für Windenenergieanlagen bereitzustellen. Das machen wir auch.“ Seine eigene Rolle sieht Martin Röhrs durch die Forstreform deutlich verbessert: Inzwischen ist er nämlich nicht mehr in das Genehmigungsverfahren involviert, die Entscheidung über eine Genehmigung trifft das Landratsamt. Röhrs erinnert sich diesbezüglich an andere Zeiten: „Wir hatten vor mehr als zehn Jahren einen Ortstermin zur Windkraft. Damals habe ich erläutert, wo genau die Windräder hinkommen sollen.“ Die Situation sei für ihn damals unangenehm gewesen. „Es wurde der Vorwurf geäußert, ich wolle die Windräder unbedingt durchsetzen, weil Forst BW damit Geld macht“, sagt er. Jetzt könne dieser Vorwurf gar nicht erst aufkommen, denn auf das Genehmigungsverfahren könne er keinen Einfluss mehr nehmen.
Weil der Forstbezirksleiter weiß, dass an dem Projekt in Oppenweiler und Aspach großes Interesse besteht, habe er mit der EnBW und Uhl Windkraft gesprochen und die Möglichkeit erörtert, eine gemeinsame Veranstaltung anzuberaumen. Bei dieser wären die Vertreter von Forst BW auch wieder dabei. Wie groß die Nachfrage ist, zeigte sich auch bei der Waldbegehung, die letztlich ohne Begleitung des Försters stattfand. Nach Angaben Spathelfs kamen 70 bis 80 Personen am Sandbruch zusammen, um den Ausführungen eines Vertreters der BI zu folgen. „Wir hatten überlegt, ob wir die Veranstaltung überhaupt machen sollen oder nicht“, berichtet Spathelf in Bezug auf die Absage von Forst BW. Allerdings hatten Vertreter aus Verwaltung, Gemeinderat, Vereinen und Organisationen sowie von verschiedenen Parteien in Aspach und Oppenweiler zugesagt. Zudem seien auch Jäger und Waldbesitzer mit dabei gewesen. Nach Angaben der BI hätten sich die Teilnehmer davon überzeugen können, dass gerade das Waldstück, in dem die Windkraftanlagen Nummer fünf und sechs geplant sind, ein sehr gutes Beispiel für einen naturnahen Wald abgibt.
Ihre Bemühungen um Fachleute, welche die Waldbegehungen begleiten, will die BI aufrechterhalten. Vorgesehen war, den Wald in jeder Jahreszeit zu begutachten. Einen Experten des Dialogforums Energiewende und Naturschutz von BUND und Nabu Baden-Württemberg habe man ebenfalls angefragt, so Spathelf. Dieser habe es aber abgelehnt, an der Waldbegehung teilzunehmen – mit der gleichen Argumentation wie nun der Forstbezirk. Dennoch hat die BI einige Termine im Visier, die sich für eine Veranstaltung anbieten könnten, beispielsweise zum Tag des Waldes (21. März) und zum Tag des Baumes (25. April).
Termin Die Bürgerinitiative „Walderhalt statt Windindustrie“ macht mit ihren Informationsveranstaltungen weiter; der nächste Infoabend findet am 20. Januar um 19 Uhr in der Gemeindehalle in Jux statt.