Bisher 253 Badetote in 2024

Warum Flüsse für Badende lebensgefährlich sind

Auch wenn die Sonne so sehr lockt – vor fließenden Gewässern sollten sich die Menschen hüten, mahnt DLRG-Präsidentin Vogt. Denn bei tödlichen Badeunfällen spielen Flüsse eine unrühmliche Rolle.

„Die meisten Menschen sind nicht in der Lage, sicher in Flüssen zu schwimmen“, warnt  DLRG-Präsidentin Ute Vogt. „Ich rate dringend davon ab, die Flüsse als Badegewässer zu nutzen“(gestelltes Foto).

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„Die meisten Menschen sind nicht in der Lage, sicher in Flüssen zu schwimmen“, warnt DLRG-Präsidentin Ute Vogt. „Ich rate dringend davon ab, die Flüsse als Badegewässer zu nutzen“(gestelltes Foto).

Von Markus Brauer/dpa

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft hat eindringlich davor gewarnt, in Flüssen zu schwimmen. In deutschen Gewässern sind in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres deutlich mehr Menschen ertrunken als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Badetoten stieg auf 253. Das waren 35 mehr als im Vorjahreszeitraum, wie die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) mitteilt.

"Bei einem beständigeren Sommer wären sicher noch mehr Menschenleben zu beklagen gewesen", sagt DLRG-Präsidentin Ute Vogt. Damit starben zum dritten Mal in Folge mehr Menschen in Flüssen. Im laufenden Jahr waren es 92, im Vorjahreszeitraum 77. "Die strömenden Gewässer bergen die meisten Gefahren", so Ute Vogt.

 

 

Derweil #Hochsommer am #Elbstrand! Wie immer ist die #DLRG#Hamburg#Altona vor Ort. Die Stelle im Bild ist die, an der es in den letzten zwei Jahren mehrere #Badetote gab. pic.twitter.com/yuEO3VFv6P — DLRG Bezirk Altona e.V. (@DLRG_HH_Altona) August 3, 2024

„Ich rate dringend davon ab, die Flüsse als Badegewässer zu nutzen“

„Die meisten Menschen sind nicht in der Lage, sicher in Flüssen zu schwimmen“, warnt die DLRG-Präsidentin eindringlich. Sie seien keine ausreichend geübten Schwimmer. „Ich rate dringend davon ab, die Flüsse als Badegewässer zu nutzen.“

Im gesamten Vorjahr ertranken bundesweit mindestens 378 Menschen und damit deutlich mehr als ein Jahr zuvor. 2022 wurden noch 355 tödliche Badeunfälle gezählt. Bis zum Stichtag 25. Juli 2023 zählten die Lebensretter noch 192 Badetote in deutschen Gewässern. Das waren 21 weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.

 

 

Viele Badetote in Flüssen

Schon im vergangenen Jahr hatten sich früheren Angaben zufolge die in der Regel unbewachten Binnengewässer als besonders gefährlich erwiesen:

  • Demnach gab es zwar in Seen 138 und damit 9 Todesfälle weniger als 2022.
  • In Flüssen und Kanälen aber starben deutlich mehr Menschen: Die DLRG zählte im vergangenen Jahr 135 Badetote in Flüssen – nach 105 ein Jahr zuvor.
  • In Kanälen ertranken 27 Menschen, ein Jahr zuvor waren es 19.

Gefährliche Strömung: Jüngste Badeunfälle

Auch in den vergangenen Tagen hielten Badeunfälle in Flüssen die Rettungskräfte in Atem:

  • Donau bei Ulm: In Ulm gingen die Helfer nicht mehr davon aus, einen seit Freitag (2. August) in der Donau vermissten 17-Jährigen lebend zu finden. „Er wird vermutlich in der Donau ertrunken sein“, teilt ein Polizeisprecher mit. Es gebe keine Hinweise darauf, dass der Vermisste das rettende Ufer erreicht habe, die Strömung sei stark. Der 17-Jährige hatte versucht, mit drei weiteren Männern durch die Donau zu schwimmen. Nur er erreichte das benachbarte Ufer nicht. Zeugen sollen beobachtet haben, wie der Teenager unterging.
  • Rhein bei Hohenteng: Zwei Menschen wurden am Sonntag (4. August) im Rhein bei Hohentengen in Baden-Württemberg von der Strömung mitgerissen. Die Jugendliche und die Frau, laut Polizei beide Nichtschwimmer, gelten seither als vermisst.

 

 

  • Rhein bei Düsseldorf: Ebenfalls am Sonntag wurden mehrere Menschen im Rhein in Düsseldorf von der Strömung erfasst. Eine Frau wurde dabei lebensgefährlich verletzt, ihr Mann wird vermisst. Der Mann war in den Fluss gesprungen, um seiner Frau zu helfen, dabei aber selbst in Schwierigkeiten geraten.
  • Ruhr bei Essen: Auch in der Ruhr bei Essen lief eine Suche nach einem vermissten 42-Jährigen. Der Mann sei am Montag (5. August) vermutlich zum Schwimmen oder zur Abkühlung auf Höhe eines Freibades ins Wasser gegangen, so ein Polizeisprecher. Nach erster Einschätzung sei von einem Unglücksfall auszugehen.
  • Eisbach in München: Nach einem Badeunfall im Eisbach im Englischen Garten in München starb ein 24-Jähriger im Krankenhaus. Der Mann war Ende Juli ein Wehr hinuntergestürzt, nachdem er es in der starken Strömung nicht mehr geschafft hatte, sich an einer Kette festzuhalten, wie die Feuerwehr damals mitteilte. Passanten hatten den Mann laut Polizei knapp zehn Minuten später leblos aus dem Wasser gezogen. Er wurde in kritischem Zustand in eine Klinik gebracht. Im Eisbach kommt es immer wieder zu tödlichen Badeunfällen, vor rund einem Monat ertrank dort ein 26 Jahre alter Student.

 

 

2023 gab es die meisten Badetoten in Bayern

  • Insgesamt ertranken 2023 die meisten Menschen in Bayern. Dort wurden insgesamt 62 Badetote gezählt, 2022 zuvor waren es 70.
  • In Baden-Württemberg ertranken 43 Menschen, 14 mehr als 2022.
  • In Bremen sank die Zahl der Todesfälle von 5 auf 2.
  • In Niedersachsen ging die Zahl der Ertrunkenen von 42 auf 33 zurück. 
  • In Hamburg dagegen verdoppelte sie sich von 10 auf 21.

Gefährliches Baden im Fluss

Laut DLRG sind Flüsse und Seen die größten Gefahrenquellen. Nur vergleichsweise wenige Gewässerstellen werden von Rettungsschwimmern bewacht. Das Risiko, dort zu ertrinken, ist deshalb um ein Vielfaches höher als an Küsten oder in Schwimmbädern. Zudem lassen bei ungeübten Schwimmern in Notlagen die Kräfte schneller nach und sie geraten leichter in Panik.

 

 

Welche Rolle spielt die Schließung von Bädern?

In den Bäderschließungen der vergangenen Jahre sehen DLRG-Experten einen Grund für die unverändert hohe Zahl an Badeunfällen. Die Schwimmausbildung kommt demnach an vielen Grundschulen zu kurz oder fällt ganz weg, weil kein Schwimmbad erreichbar ist. „Gerade die Kinder und Jugendlichen bereiten uns Sorgen, wenn wir an den kommenden Sommer denken“, erklärt DLRG-Präsidentin Ute Vogt.

Eine von der DLRG in Auftrag gegebene Befragung durch das Meinungsforschungsinstitut Forsa zeigt, dass sich die Zahl der Grundschulkinder, die nicht schwimmen können, seit 2017 von zehn auf 20 Prozent verdoppelt hat. „Wie Jungen und Mädchen lesen, schreiben und rechnen lernen, so müssen sie auch schwimmen lernen“, fordert Ute Vogt. „Wir müssen dahin kommen, dass jedes Kind am Ende der Grundschule sicher schwimmen kann.“

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Erstellt:
8. August 2024, 09:52 Uhr
Aktualisiert:
8. August 2024, 19:31 Uhr

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