Weindorf-Team berichtet von bedrohlicher Situation
Während die Debatte über Messerkriminalität in der Stadt Fahrt aufnimmt, schildert ein Betroffener seine Sicht.
Von Christine Bilger
Stuttgart - Das Stuttgarter Weindorf ist am vergangenen Sonntag zu Ende gegangen. Zwar sprachen die Organisatoren von einem friedlichen und ruhigen Fest, das in den anderthalb Wochen Tausende Menschen in die Innenstadt lockte. Doch das Team der Winzerlaube Beurer und Bauerle hat das ganz anders erlebt. Die Mitarbeiter mussten in einer Nacht selbst miterleben, wie es ist, wenn jemand mit einem Messer vor einem steht. Insofern mag der Fall auch als Beispiel gelten, wenn nun über Maßnahmen für mehr Sicherheit in Stuttgart diskutiert wird.
„Es war schon spät, wir saßen mit allen zusammen und haben Musik an gehabt“, sagt Adrian Beurer. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten sich noch unterhalten und hocken wollen, nachdem die Gäste längst gegangen waren. Es sei schon lang nach Mitternacht gewesen. Draußen auf dem leeren Weindorf ging ein Mann vorbei und rief, sie sollten ihre Musik ausmachen. Das Team antwortete entsprechend, er solle sie in Ruhe lassen und seines Weges gehen. „Da dachten wir, es wäre vorbei. Aber dann kam er plötzlich wieder um die Ecke und hatte ein Messer in der Hand und bedrohte uns“, berichtet Beurer. Er zeigt die Bewegung, mit der der Mann das Messer bewegt habe – ausgestreckter Arm auf Hüfthöhe, das Messer in der Faust, in bogenförmiger Bewegung nach vorne. „Gott sei Dank war die Security sofort zur Stelle“, lobt Beurer die Sicherheitsleute, die nach Feierabend zwischen den Lauben patrouillieren. Der Mann habe zurückgehalten werden können, die Polizei sei auch „unglaublich schnell, in wenigen Minuten“ da gewesen.
Die Polizei bestätigte den Vorfall. Ein 23-Jähriger sei in der Nacht zum Mittwoch gegen 2.15 Uhr festgenommen worden. Er kam nach der Anzeigenaufnahme wieder auf freien Fuß, die Einsatzkräfte beschlagnahmten das Messer. Der Fall wurde als Bedrohung aufgenommen. Die Bedrohten sagten, der Mann habe geschrien: „Ich bringe euch alle zu Allah!“ Die Polizei bestätigt, diese Aussage protokolliert zu haben. Warum er das rief, ist nicht geklärt. Man gehe aber nicht von einer extremistischen Tat aus, sondern von einem Streit, der sich wegen der Musik entzündet habe.