Weitere Hiobsbotschaft für Bahnpendler
Nachdem vergangene Woche die Taktung der S3 reduziert wurde, schränkt nun auch Go-Ahead Baden-Württemberg seinen Bahnbetrieb ein.

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Go-Ahead schränkt seinen Zugverkehr mit sofortiger Wirkung ein. Archivfoto: Alexander Becher
Von Kai Wieland
Rems-Murr. In der Vorwoche erhitzte die Ankündigung der S-Bahn Stuttgart, die Züge der Linie S3 ab sofort bis Anfang Mai dieses Jahres nur noch im Halbstundentakt verkehren zu lassen, die Gemüter. Begründet wurde diese Entscheidung unter anderem mit der guten zusätzlichen Abdeckung der Strecke zwischen Stuttgart und Backnang durch die häufig verkehrenden Regionalbahnen von Go-Ahead Baden-Württemberg. Dieses Argument verliert mit der Pressemitteilung von Go-Ahead vom Montag, nach der das Unternehmen seinen Zugverkehr mit sofortiger Wirkung einschränken muss, allerdings doch erheblich an Überzeugungskraft.
Erneut sorgen technische Probleme für fehlende Fahrzeuge
Als Begründung werden in der Pressemitteilung wie schon bei der Reduzierung des S-Bahn-Takts technische Ursachen genannt, welche in der Konsequenz einen Mangel an einsatzfähigen Fahrzeugen bedeuten. So sei bei Umrüstungsmaßnahmen eher zufällig an zwei Fahrzeugen eine ungleichmäßige Gewichtsverteilung festgestellt worden. „An einzelnen Achsen wichen die Radaufsatzstände zu stark voneinander ab“, erklärt eine Pressesprecherin des Unternehmens. „Dies hat zu teilweise ungleich abgefahrenen Radsätzen geführt.“ Daraufhin habe man die Radsatzmessung an der gesamten Flotte überprüft und aus Sicherheitsgründen alle Fahrzeuge aus dem Betrieb genommen, die von diesen Unregelmäßigkeiten betroffen sein könnten. Wie viele Fahrzeuge nun tatsächlich einer Reparatur bedürfen, müsse in den kommenden Wochen erst noch untersucht werden.
Überraschend deutlich formuliert Fabian Amini, Geschäftsführer von Go-Ahead Baden-Württemberg, in besagter Pressemitteilung seine Bestürzung über diese Entwicklung: „Wir wurden von dieser Nachricht vollkommen überrascht“, sagt Amini. Man sei nun dabei, die genaue Fahrplanung angesichts der neuen Gegebenheiten vorzunehmen und wolle die Fahrgäste schnellstmöglich darüber informieren. Diesen wiederum bleibt bis dahin nichts anderes übrig, als sich vor Fahrtantritt regelmäßig über Zugausfälle und Änderungen zu informieren, wozu das Unternehmen auch rät.
Kürzere Züge und weniger Sitzplätze sind nicht zu vermeiden
Auf jeden Fall müssen sich Bahnpendler vorerst auf vollere Züge und weniger Sitzplätze einstellen. Zwar konnte am gestrigen Dienstag laut einer Sprecherin von Go-Ahead der Fahrplan weitgehend eingehalten werden, allerdings sei dies nur mit verkürzten Zügen möglich gewesen. Das sei auch für die kommenden Tage die Vorgehensweise, hieß es in einer weiteren Pressemitteilung von gestern Nachmittag. Man wolle auf diese Weise die Fahrgäste möglichst zuverlässig bedienen, anstatt kurzfristig Züge ausfallen zu lassen, erklärte Amini in dieser. Fix gestrichen werde lediglich der IRE-1-Streckenabschnitt zwischen Stuttgart und Aalen, welcher die Pendler aus Backnang allerdings nicht betrifft. Züge mit weniger Sitzplätzen seien allerdings unvermeidbar und Zugausfälle auch weiterhin möglich.
Weitere Einschränkungen durch Weichenarbeiten
Damit sind die schlechten Nachrichten für Bahnpendler allerdings noch nicht erschöpft. Die S-Bahn Stuttgart kündigte an, dass am Samstag, 18. Februar, sowie von 20. bis 24. Februar Weichenarbeiten in Bad Cannstatt vorgenommen werden sollen. Der daraus resultierenden Reduzierung der betroffenen S-Bahn-Linien auf den halbstündigen Takt könnten Pendler aus Backnang zwar gelassen entgegensehen, schließlich ist das auf der Linie S3 ohnehin bereits der Fall. Weil aber auch die Linien S2 und S1 in diesem Zeitraum halbstündig verkehren und zudem die Lage bei den Regionalbahnen angespannt bleibt, muss in der kommenden Woche mit vollen Bahnen gerechnet werden. Das gilt insbesondere auch für das Heimspiel des VfB Stuttgart gegen den 1. FC Köln am Samstag, für das die Bahn eine frühzeitige Anreise empfiehlt.
Pendler aus Backnang, die am Montag aus Sorge vor Zugausfällen bei Go-Ahead auf die Linie S4 über Ludwigsburg auswichen, waren indessen ebenfalls schlecht beraten. Aufgrund einer dortigen Stellwerksstörung gegen 9.30 Uhr kam es laut einem Sprecher der Deutschen Bahn zu durchschnittlich 20 Minuten Verspätung bei 35 Personenzügen, zeitweise sei gar kein Zugverkehr möglich gewesen.
Gründung Die Go-Ahead Baden-Württemberg GmbH wurde 2017 gegründet, der Unternehmenssitz ist in Stuttgart. Es handelt sich dabei um eine Tochtergesellschaft der Go-Ahead Verkehrsgesellschaft Deutschland GmbH, welche wiederum eine Tochter des britischen Unternehmens Go-Ahead ist.
Betrieb Fünf regionale Schienenstrecken mit über 700 Streckenkilometern betreibt Go-Ahead Baden-Württemberg seit 2019. Die Züge werden elektrisch betrieben.