Abholzung erhöht Malaria-Risiko
Wie der Mensch neue Seuchenherde schafft
Malaria ist eine der tödlichsten Infektionskrankheiten. Der Erreger begleitet den Menschen bereits seit Hunderttausenden von Jahren. Im unberührten Regenwald finden Mücken als Überträger nur selten ideale Brutbedingungen vor. In abgeholzten Gebieten hingegen fühlen sich die Plagegeister besonders wohl.
Von Markus Brauer/dpa
Malaria, auch Sumpffieber oder Kaltes Fieber genannt, gehört seit Menschengedenken zu den heimtückischsten Krankheiten. Die Malaria-Erreger werden durch Stiche von weiblichen Anopheles-Mücken übertragen.
Malaria – Geißel der Menschheit
Schon ein Stich einer infizierten Mücke reicht aus, um sich anzustecken. Erst nach einigen Tagen merken die Betroffenen, dass sie erkrankt sind. Doch für viele ist es dann schon zu spät. Malaria verursacht Fieber, Anämie und neurologische Probleme und kann unbehandelt tödlich verlaufen.
Die Mücken stechen vor allem nachts zu. Die Erreger – sogenannte Plasmodien – gelangen in die Blutbahn und vermehren sich in der Leber. Die in Afrika verbreitete und schwerste Form, die Malaria tropica, wird durch den Erreger Plasmodium falciparum ausgelöst. Plasmodien sind einzellige Parasiten, die große medizinische Bedeutung haben, da die Krankheitserreger der Malaria zu dieser Gattung gehören.
Trotz umfangreicher Maßnahmen zur Kontrolle und Ausrottung lebt noch immer fast die Hälfte der Weltbevölkerung in Regionen mit Malaria-Risiko. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkrankten 2022 schätzungsweise 249 Millionen Menschen in 85 Ländern der Welt an Malaria, 608.000 Menschen starben daran. Bei den meisten Todesopfern handelt es sich um Kinder unter fünf Jahren.
Malaria-Gebiete weiten sich aus
Die Gebiete, in denen Malaria grassiert, weiten sich wieder aus. Grund ist auch das Eingreifen des Menschen in die Natur. So begünstigt die massive Abholzung im brasilianischen Amazonasgebiet einer neuen Studie in den „Proceedings“ der US-nationalen Akademie der Wissenschaften „PNAS“ zufolge die Ausbreitung der gefährlichen Infektionskrankheit.
Ecological change increases #malaria risk in the Brazilian Amazon | PNAS https://t.co/3hRnFd6tfK On average, a 1% increase in monthly deforestation is associated with a 6.3% increase in malaria cases the following month@HarvardDRCLAS@HarvardMalaria@GHP_HarvardChan@minsaude — Marcia Castro (@marciacastrorj) October 21, 2024
Nach der Auswertung von Daten aus den Jahren 2003 bis 2022 kommt ein Forscherteam aus den USA und Brasilien zu dem Schluss, dass die Zunahme der monatlichen Entwaldungsrate um ein Prozent bereits einen Monat später zu einer Steigerung der Malaria-Fälle um durchschnittlich 6,3 Prozent führt.
Abholzung führt zu mehr Malaria-Fällen
Der Einfluss der Zerstörung des Regenwaldes auf das Malaria-Risiko variiere zwar von Bundesstaat zu Bundesstaat, schreiben die Experten. Allerdings legten die Ergebnisse nahe, dass die Abholzung mit einer Erhöhung der Malaria-Fälle einen Monat später im direkten Zusammenhang stehe.
Grund dafür dürfte sein, dass die in Brasilien hauptsächlich für die Übertragung von Malaria verantwortliche Mücke Nyssorhynchus darlingi nach der Abholzung günstigere Brutbedingungen vorfinde, berichtet das Team um Burton H. Singer von der University of Florida und Marcia C. Castro von der Harvard T.H. Chan School of Public Health in Boston.
Nyssorhynchus darlingi bevorzuge Bruthabitate mit sauberem und teilweise von der Sonne beschienenem Wasser, mit Wasservegetation, aber frei von sich zersetzenden organischen Stoffen. In naturbelassenen Wäldern, wo das Licht meist knapp ist, sind die Bedingungen nur selten gegeben. Am Rand von Holzeinschlaggebieten finden die Mücken die idealen Brutbedingungen hingegen häufig vor. Zudem ist dort die Wahrscheinlichkeit für einen Kontakt zwischen Menschen und Mücken höher.