Wie ein Kinobesuch in Backnang die Lust am Lesen weckt
Der Verein für Leseförderung lädt Auenwalder Grundschüler ins Universum-Kino ein. Bevor der Film losgeht, wird aber erst mal vorgelesen.
Backnang/Auenwald. Der Duft von frischem Popcorn liegt in der Luft und der Saal im Backnanger Universum-Kino ist gut gefüllt – und das an einem Mittwochmorgen um halb zehn. Die rund 130 Kinder, die gespannt auf den Film warten, sind Schülerinnen und Schüler der Grundschule Oberbrüden/Unterbrüden. Auf Einladung des Vereins für Leseförderung dürfen sie sich kurz vor den Osterferien im Kino die Verfilmung des Otfried-Preußler-Klassikers „Das kleine Gespenst“ anschauen.
Aber was hat ein Kinofilm mit Leseförderung zu tun? Mehr als man denkt, findet Theo Kaufmann. „Wir setzen gerne auf die Kombination verschiedener Medien“, erklärt der Vereinsvorsitzende. Denn so könne man auch Kinder erreichen, die nur wenig Bezug zu Büchern haben.
Die Rektorin wird zum Gespenst
Bevor der Film startet, wird deshalb auch an diesem Vormittag erst einmal vorgelesen. Als Gast hat Kaufmann dafür den BKZ-Redaktionsleiter Kornelius Fritz eingeladen, der das erste Kapitel des beliebten Kinderbuchs vorträgt. Rektorin Jutta Fußnegger übernimmt die Rolle des kleinen Gespensts, das seit uralten Zeiten auf der Burg Eulenstein haust und „niemandem etwas zuleide tut, außer man ärgert es“.
Kornelius Fritz kennt das Buch aus seiner Kindheit, später hat er es den eigenen Kindern vorgelesen. Inzwischen sind die dafür aber zu alt. „Deshalb freue ich mich, dass ich heute endlich mal wieder vorlesen darf“, verrät der Vater von zwei Teenagern.
Der Verein für Leseförderung mit Sitz in Waiblingen organisiert regelmäßig Aktionen an Schulen mit dem Ziel, Kinder für Bücher zu begeistern. Ein besonders enger Draht besteht zu den beiden Grundschulen in Auenwald. Für die Zweitklässler in Unterbrüden bieten Theo Kaufmann und Lehrerin Tanja Reiff einmal pro Woche einen Leseclub an. Dort lesen die Kinder einfache Texte, anschließend müssen sie dazu in der App Antolin Quizfragen beantworten. Das motiviere die Kinder ungemein, weiß Jutta Fußnegger. Auch Jungs könne man auf diese Weise zum Lesen bringen.
Das Vorlesen wird inzwischen schon eingefordert
Auch im regulären Unterricht spielen Geschichten in Auenwald eine wichtige Rolle: „Während die Kinder vespern, lesen wir ihnen immer etwas vor“, erzählt die Schulleiterin. Das werde von diesen inzwischen schon eingefordert.
Theo Kaufmann weiß, dass regelmäßiges Vorlesen die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Kinder später auch selbst zu Büchern greifen. Zwar lasse die Begeisterung fürs Lesen in der Pubertät etwas nach, vor allem bei Jungs. Doch wer in der Kindheit mit Büchern sozialisiert worden sei, der entdecke das Lesen später häufig wieder. Der Vereinsvorsitzende hat zwar nicht den Anspruch, aus jedem eine Leseratte zu machen. „Aber wenn am Ende nur ein Kind zum Leser wird, sehe ich das als Erfolg.“ kf
Gründung Der Verein für Leseförderung wurde 2004 in Waiblingen gegründet. Anlass war das schlechte Abschneiden deutscher Schüler in der Pisa-Studie beim Thema Lesekompetenz. „Wir waren geschockt und dachten, da müssen wir etwas tun“, erinnert sich Theo Kaufmann, der damals in der Lehrerfortbildung tätig war.
Aktivitäten Heute hat der Verein mehr als 1000 Mitglieder. Er unterstützt und finanziert zahlreiche Aktivitäten zum Thema
Lesen. Unter anderem vergibt er seit 2008 jedes Jahr einen Jugendsachbuchpreis. Die Jury setzt sich jeweils zur Hälfte aus Kindern und Erwachsenen zusammen.