„Wir sind jetzt wirklich sehr zufrieden“

Das Interview: Sabine Welte-Hauff, Heidi Ahlers und Tobias Stüer sprechen über Erweiterung der Aspacher Conrad-Weiser-Schule

Die Aspacher Conrad-Weiser-Schule wird vergrößert. Doch statt eines Neubaus für 6,4 Millionen Euro kommt jetzt eine Alternativlösung für rund 2 Millionen. Wir haben mit Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff, Rektorin Heidi Ahlers und Konrektor Tobias Stüer über die Zukunft der Schule gesprochen.

Konrektor Tobias Stüer, Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff und Rektorin Heidi Ahlers (von links) vor dem Nebengebäude der Conrad-Weiser-Schule in Aspach, welches aufgestockt werden soll. Im Untergeschoss sind unter anderem eine Küche und Aufenthaltsräume geplant. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Konrektor Tobias Stüer, Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff und Rektorin Heidi Ahlers (von links) vor dem Nebengebäude der Conrad-Weiser-Schule in Aspach, welches aufgestockt werden soll. Im Untergeschoss sind unter anderem eine Küche und Aufenthaltsräume geplant. Foto: A. Becher

Von Silke Latzel

Zum Verständnis: Können Sie bitte noch einmal kurz skizzieren, wie die Erweiterung der Conrad-Weiser-Schule zum Thema wurde?

Ahlers: Schon in dem Moment, in dem vom Gemeinderat beschlossen wurde, dass die Conrad-Weiser-Schule eine Gemeinschaftsschule wird, war klar, dass die Räume der Schule für eine zweizügige Gemeinschaftsschule nicht ausreichen. Dann gab es immer wieder Gespräche, wie und wann angebaut wird.

Welte-Hauff: Und im Frühjahr 2018 hat der Gemeinderat dann beschlossen, dass wir uns dem Bau nähern wollen und in diesem Zusammenhang auch einen Zuschussantrag nach den Schulbauförderrichtlinien beim Land Baden-Württemberg stellen. Und so kam es dann zur Ausschreibung.

Der nächste Schritt war dann...

Welte-Hauff: Ein Zuschussantrag verlangt eine Kostenschätzung und so war es notwendig, einen Planentwurf zu erstellen, um konkrete Kosten zu ermitteln. Und weil es sich um ein Großbauprojekt handelt, mussten wir diese Planungsleistungen ausschreiben. Man hat sich dann entschieden, einen nicht offenen Planungswettbewerb durchzuführen und zehn Architekten daran zu beteiligen, die Lösungsvorschläge erarbeiten sollten. Und deren Kostenschätzung sollte für den Zuschussantrag aufgenommen werden. Der Wettbewerb wurde dann auch durchgeführt. Dabei ging das Architekturbüro Kamm im November 2018 als Sieger hervor. Deren Entwurf sah einen Neubau für zirka 6,4 Millionen Euro vor.

Dann kam Mitte dieses Jahres recht plötzlich die Entscheidung, der Siegerentwurf wird nicht umgesetzt. Wieso?

Welte-Hauff: Im Prinzip war es so: Für die Architekten gab es die Vorgabe, dass der Neubau der Schule nicht mehr als 4,4 Millionen Euro kosten darf. Und alle Entwürfe lagen darüber. Man hat sich aber damals noch nicht näher damit befasst. Ausschlaggebend war eigentlich der Haushaltsplan, der 2019 das erste Mal nach dem neuen Haushaltsrecht aufgestellt wurde – und der sieht ja auch die Abschreibungen mit vor. Und dann haben wir festgestellt, dass die Gemeinde, wenn wir unseren Investitionsplan wie geplant umsetzen wollen, in eine Höchstverschuldung geraten würde. Da haben wir dann begonnen, umzudenken.

Hätte man da nicht eigentlich schon viel früher draufkommen können?

Welte-Hauff: Man war am Anfang in der Art noch gar nicht mit der Sache konfrontiert. Und es war natürlich klar: Umsetzen wollen und müssen wir etwas für die Schule, um sie attraktiver zu machen. Auch der Gemeinderat wollte, dass man irgendwie versucht, auch nach Alternativen zu suchen. Und da sind wir in uns gegangen, haben noch einmal alles Revue passieren lassen und haben ermittelt, was das Neubauprojekt eigentlich so teuer macht.

Und das war?

Welte-Hauff: Beispielsweise der Hartplatz, der durch den Neubau einen anderen Standort gebraucht hätte. Deshalb haben wir uns dann überlegt, ob man nicht doch etwas im Bestand umsetzen kann, und kamen dann auf die Idee mit der Aufstockung und dem Anbau an das bestehende Gebäude. Und alle waren von dieser Idee ganz angetan, weil dabei die noch ausstehende energetische Sanierung des Altbestands inkludiert war. In Anbetracht der Notlage der Schule und dass man wirklich schnell etwas umsetzen muss, hat man sich entschieden, jetzt zu handeln und noch einmal einen Förderantrag zu stellen.

Und wenn der neue Förderantrag bewilligt wird, wann kann dann mit den Bauarbeiten begonnen werden?

Ahlers: Wenn alles nach Plan läuft, könnten wir in den Sommerferien 2020 anfangen, zu bauen.

Welte-Hauff: Sofern wir den vorgezogenen Baubeginn genehmigt bekommen. Aber wir wären vonseiten der Gemeinde sofort bereit, zu agieren, wir haben ja schließlich schon einen gewissen Planansatz für die Schule bereitgestellt und wären eigentlich schon handlungsfähig.

Von wem kam denn der Denkanstoß, nach einer anderen baulichen Lösung zu schauen?

Welte-Hauff: Es wurde im Gemeinderat immer wieder gefragt, ob man nicht irgendwo die Schule aufstocken oder etwas anbauen kann, auch damals, als ich noch Bauamtsleiterin war. Aber es ist ja auch legitim, sich erst einmal „neutrale Personen“ von außerhalb an den Tisch zu holen, die ohne „Tunnelblick“ frei mit der Sache umgehen. Und so kam dann damals der Vorschlag, den Wettbewerb durchzuführen, bevor man den Zuschussantrag stellt.

Jetzt hat der Wettbewerb ja auch Geld gekostet, mit Preisgeldern für die Siegerentwürfe etwa 200000 Euro. Das Geld ist jetzt weg...

Welte-Hauff: Das Wettbewerbsverfahren wurde in öffentlicher Sitzung im März 2018 mit Kosten in Höhe von 105000 Euro vom Gemeinderat beschlossen, somit anerkannt. Dann wurde auch noch ein Verfahrensbetreuer für rund 25000 Euro beauftragt. Auch das wurde in öffentlicher Sitzung entschieden. Man muss das ja mal so sehen: Das sind ja Planungsleistungen, tiefgründige, wochenlange Entwurfsentwicklungen seitens namhafter Architekten und so etwas kriegt man nicht umsonst. Die Bedeutung des Projekts war natürlich gegeben, deshalb hat der Gemeinderat ja entschieden, dass man das Geld in die Hand nimmt. Wenn man einen solchen Wettbewerb beschließt, dann steht noch lange nicht fest, dass man die Ergebnisse auch umsetzt. Dies ist immer noch kein Grundsatzbeschluss gewesen, den der Gemeinderat getroffen hat. Es war eine Ideenfindung. Und es ist es dann schon wert, wenn man einen Kostenansatz von 4,4 Millionen hat, dass man sich schon intensiv damit beschäftigt.

Frau Ahlers und Herr Stüer, inwieweit waren Sie an dem Prozess beteiligt, eine alternative Lösung zu entwickeln?

Ahlers: Wir waren von Anfang an in die Gespräche involviert, haben uns gemeinsam überlegt, wie man mit der Aufstockung und dem Anbau an das Gebäude unsere Pläne realisieren kann.

Und so wie die Lösung jetzt aussieht, ist sie zufriedenstellend für Sie?

Ahlers: Ja. Wir werden oben zehn weitere Klassenzimmer haben, Aufenthaltsmöglichkeiten im Untergeschoss, eine Küche ist geplant und ein Bereich, wo die Schüler dann essen können.

Stüer: Auch die Situation für den Sport in den kommenden Jahren ist so gewährleistet. Das birgt für uns die Chance, unser Sportprofil weiter auszubauen, ohne mit Überbrückungslösungen arbeiten zu müssen. Außerdem kann der Bau relativ schnell durchgeführt werden.

Welte-Hauff: Außerdem war es uns wichtig, dass wir mit der Aufstockung auch Barrierefreiheit herstellen. Das war Voraussetzung und insofern schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe.

Barrierefreiheit heißt, es kommt ein Aufzug?

Welte-Hauff: Ein Aufzug und ein Steg, der das Neben- mit dem Hauptgebäude verbindet. So haben wir zwei Bestandsgebäude mit Zugang zum Aufzug, das hätten wir bei der ursprünglichen Planung nicht gehabt, da hätte man noch zusätzlich kräftig investieren müssen.

Stüer: Bei einem Neubau hätten wir einfach zwei Aufzüge haben müssen. So haben wir jetzt einen, der beide Gebäude miteinander verbindet, was wartungsfreier ist und kostengünstiger.

Und während des Baus ist es geplant, den Betrieb normal weiterlaufen zu lassen?

Ahlers: Fast normal. Aber die Planung ist durchdacht – etwa dass die Tätigkeiten, die Lärm machen, in den Ferien oder an Nachmittagen stattfinden, an denen kein Unterricht ist. Und die Gemeinde wird, sollte es doch Schwierigkeiten geben, da Lösungen finden.

Sind die Pläne für ein neues Gebäude denn jetzt ganz vom Tisch?

Welte-Hauff: Die Entwürfe ruhen bei uns und gefallen uns auch sehr für den Rückbereich. Wir wünschen der Schule natürlich, dass sie sich derart entwickelt, dass wir möglicherweise irgendwann noch einen weiteren Anbau benötigen, aber da müsste schon ein ganz „gewaltiger Sprung“ erfolgen, auch bei der Zahl der Schüler.

Ahlers: Also ich denke, unsere Schüleranmeldungen waren mit 46 Schülern wunderbar, wir haben unser Ziel mehr als erreicht. Aber wir sind eine ländliche zweizügige Gemeinschaftsschule, das macht uns aus. Und wir haben momentan auch nicht das Bestreben, zur dreizügigen Schule zu werden.

Stüer: Durch die Sanierung des Altbestands haben wir auch den Vorteil, dass wir uns nicht darüber unterhalten müssen, ob uns in den nächsten zehn Jahren ein Dach über dem Kopf zusammenfällt oder dass Räume asbestverseucht sind. Und ich finde es wirklich wichtig, zu sagen, dass die Pläne, so wie sie jetzt kommen, tatsächlich unserem Bedarf entsprechen. Dass es Schulen gibt, die durch die Gelder der Gemeinde andere Möglichkeiten haben, das wissen wir. Es geht immer besser. Aber für das, was wir hier an Geldern kriegen können, sind wir wirklich zufrieden.

Gibt es für die Sanierung des Altbaus schon eine Kostenschätzung?

Welte-Hauff: Noch nicht, die werden gerade quasi in Nachtarbeit ermittelt. Da wir zeitnah die Zuschussanträge stellen müssen, brauchen wir ein gewisses Zahlenmaterial. Derzeit müssen wir noch mit Schätzungen umgehen, weil alles so schnell gehen muss. Aber das lässt sich so natürlich eher kalkulieren, als wenn man jetzt auf der „grünen Wiese“ ganz neu plant.

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Erstellt:
1. Oktober 2019, 11:30 Uhr

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