Ziel ist ein intelligentes Energiemanagement
Schlaue Systeme (6) Die Aspacher Firma Solmey bietet Fotovoltaikanlagen inklusive Speichersysteme und Wallbox fürs E-Auto aus einer Hand. Dabei errechnet KI den zu erwartenden Stromertrag, lernt das Nutzungsverhalten der Kunden kennen und schaltet Verbraucher ein und aus.
Von Florian Muhl
Aspach. „Ziel unserer Anlagen ist Strom zu sparen, den Strom intelligent zu verteilen, wo er grad benötigt wird, und den Strom aus der Fotovoltaikanlage so optimal zu nutzen“, erklärt Dietmar Meyer. Vor knapp 14 Jahren hat er seine Firma Solmey in Aspach-Rietenau gegründet. Seitdem plant und installiert er Komplettanlagen, das heißt Fotovoltaikanlagen inklusive Wechselrichter, Speichersysteme und auch Ladestation fürs Elektroauto.
Im Team von Dietmar Meyer befinden sich auch Elektriker und Monteure. Die meisten Anlagen, die der Unternehmer installiert, haben eine Größe von rund zehn Kilowatt (kW). Er bietet aber auch stärkere Anlagen für Gewerbetreibende oder Kommunen an. Eine 546-kW-Anlage – seine bisher größte – hat der Solarexperte dieses Jahr in der Gemeinde Aspach aufgebaut. Nicht ohne Stolz sagt er: „In diesem Jahr werde ich 30000 Module verbaut haben. Und kein einziges davon ist aus China gekommen.“ Er setzt möglichst auf deutsche Produkte beziehungsweise Hersteller und hat dabei bislang nur gute Erfahrungen gemacht.
Die Anlagen von Solmey nutzen künstliche Intelligenz (KI). „Deswegen kann unser System Geräte ansteuern und Verbraucher ein- und ausschalten“, erklärt Dietmar Meyer. Als Beispiele für die Verbraucher nennt er die Wallbox, die Warmwassererzeugung, die Wärmepumpe oder Waschmaschine. Herzstück jeder Anlage ist der Energiemanager, eine etwa faustgroße Hardware, die in den Zählerschrank mit eingebaut wird. Dort fließt alles zusammen, alle Informationen, die vom Speicher, von der Wallbox, von den Wechselrichtern, selbst die vom Haushaltszähler.
Intelligente Ansteuerung der Verbraucher auch dank Wetterdaten
Zusammen mit den Wetterdaten nutzt der Manager alle Infos, um die Geräte intelligent anzusteuern, das heißt ein- und auszuschalten. Im Fokus steht dabei stets, Strombezug aus dem Netz zu vermeiden und möglichst alles aus der eigenen Anlage zu nutzen. „Dann haben wir die höchste Eigenverbrauchquote und das geht dann praktisch nur mit Speicher.“ Denn der Überschuss soll nicht für billiges Geld verkauft werden, meint Meyer. Derzeit gebe es 8,2 Cent für die eingespeiste Kilowattstunde (kWh). Sondern Batterien sollen den Überschuss puffern, damit dieser zu einem anderen Zeitpunkt genutzt werden kann. Denn der Strom aus dem Netz koste momentan um die 40 Cent pro kWh. Speicher seien in der Regel sinnvoll. „Sie sind inzwischen auch Standard, weil die bringen ungefähr die doppelte Eigenverbrauchsquote und die doppelte Autarkiequote.“ Um das gehe es auch bei der Nutzung von Fotovoltaikanlagen. Die mache man ja nicht nur, um Geld zu investieren und etwas für den Klimaschutz zu tun. „Das sind auch wichtige Argumente, aber man macht es natürlich auch aus wirtschaftlichen Gründen.“
Und dann berechnet das System den Verbrauch. „Der Manager lernt das Verbrauchsverhalten des Kunden kennen und kann ganz genau voraussagen, was der beispielsweise zwischen 11 und 12 Uhr braucht.“ Das wären im Beispielfall (siehe Infotext) 920 Watt. Dann errechne der Manager die Differenz und komme zum Ergebnis, dass er 1,3 kW übrig habe. „Und dann fängt wiederum die Intelligenz an zu arbeiten: Was mache ich jetzt mit dem Überschuss?“, erläutert der Unternehmer. „Dann schaut er, welche Geräte er zu bedienen hat. Die erste Priorität liegt auf dem normalen Verbrauch wie Licht, Kühlschrank, Fernseher und so weiter, also Haushaltsgeräte.“
System kennt Verbrauchsverhalten der Familie
Der Manager könnte jetzt den Speicher füllen. „Er weiß, was die Familie nachts benötigt, denn er kennt ja mittlerweile das Verbrauchsverhalten.“ So komme das System zu dem Ergebnis: „100 Prozent Speicher brauche ich heute gar nicht, der Familie reichen 80 Prozent, dann nutze ich lieber die Differenz, um noch etwas anderes anzusteuern, idealerweise natürlich das Auto.“ Bei der Wallbox, die Solmey verwendet, brauche man auf nichts mehr zu achten. Einfach das Auto verbinden, dann funktioniere alles automatisch. Sobald er einen Überschuss habe, beispielsweise 1,3 kW, und er diesen Überschuss in den nächsten Stunden nicht benötige, beginne er, das Auto zu laden. „Aber er hört mit der Ladung auf, wenn es zum Beispiel plötzlich anfängt zu regnen, weil ja dann der Überschuss nicht mehr da ist, oder ausnahmsweise die Spülmaschine jetzt läuft oder der Herd geht an“, weiß Meyer.
Der Firmenchef kann sich auch die Jahresdaten seiner Kunden anschauen. Im Beispiel hat die Familie aus Berglen seit Anfang Januar 657 Kilowattstunden in ihr Auto getankt. 98 Prozent davon stammten aus dem Überschuss und nur jeweils ein Prozent aus dem Netz beziehungsweise dem Speicher. Der Kunde hat zwar auf die Einspeisevergütung für den Strom, der ins Auto floss, verzichtet, hat aber durch den Wegfall des Netzbezugs oder des Tankens an der Tankstelle viel mehr gespart. „So fährt man wirklich komplett solar mit seinem eigenen Solarstrom. Billiger Auto fahren geht nicht“, sagt Meyer.
Serie In unserer Serie „Schlaue Systeme“ zeigen wir, wo künstliche Intelligenz in unserer Region bereits zum Einsatz kommt. Nutzen Sie KI im Beruf oder auch in der Schule, im Ehrenamt oder im Privatleben? Dann schicken Sie eine E-Mail mit dem Betreff „KI-Serie“ an redaktion@bkz.de.Transparenz In fast alle Anlagen, die er installiert hat, kann sich Dietmar Meyer von seinem Büro aus einloggen. Am Beispiel eines Kunden aus Berglen zeigt er, welche Daten er sich anzeigen lassen kann. Und das sind für einen Laien unglaublich viele. „Der Kunde kann all diese Daten ebenfalls so abrufen und sehen“, sagt Meyer. „Zusätzlich erhält er eine Smart-Energy-App für sein Handy. Also er kann dann auch in seinem Urlaub in Spanien schauen, was zu Hause grad los ist.“
Echtzeit Dietmar Meyer sieht in Echtzeit, was in Berglen bei seinem Kunden vor sich geht. Der hat rund neun Kilowatt peak auf dem Dach, einen Zehnkilowattspeicher und eine intelligente Wallbox. „Hier sieht man die Erzeugung, die ist jetzt höher als der Verbrauch, das ist schon mal gut, deswegen legt der Manager jetzt wert auf Speicherladung“, sagt der Solarexperte.
Wetterdaten Das Herzstück der Anlage, der Energiemanager, nutzt unter anderem auch die Wetterdaten. „Er weiß genau, was heute zwischen 11 und 12 Uhr passiert, und errechnet dann die Erzeugung, die liegt in der Stunde in unserem Beispiel bei 2,25 kW“, erklärt Dietmar Meyer. Das sei nicht sehr viel, aber derzeit scheine auch keine Sonne. Aber die Anlagen bräuchten auch keine direkte Sonneneinstrahlung, sondern sie arbeiteten auch sehr gut mit Licht, weil die Module heute viel effizienter seien als früher, vor allem auch beim Schwachlicht.