Wie man den Umgang mit KI erlernen kann
Schlaue Systeme (15) Künstliche Intelligenz wird in vielen Berufen eine immer wichtigere Rolle spielen. Wer kann, sollte sich deshalb schon jetzt mit ihr auseinandersetzen und den Umgang damit lernen, meint Manuel Ilg. Er gibt KI-Grundkurse an mehreren Volkshochschulen im Kreis.
Von Melanie Maier
Rems-Murr. Schon seit ein paar Jahren leitet Manuel Ilg Kurse im EDV-Bereich an verschiedenen Volkshochschulen im Rems-Murr-Kreis. Seit Kurzem bietet er auch einen Grundlagenworkshop mit dem Titel „Künstliche Intelligenz als Hilfsmittel mit enormem Potenzial“ an. Dieser richtet sich vor allem an Menschen, die bisher noch nicht viele Berührungspunkte mit Künstlicher Intelligenz (KI) hatten. „Das kann die Geschäftsführerin genauso sein wie der Handwerksmeister, der fachlich zwar sehr versiert, aber kein PR-Meister ist“, erklärt der 37-Jährige aus Remshalden.
KI-Chatbots wie ChatGPT, Google Bard oder Bing Copilot können beispielsweise dabei helfen, Kundenanschreiben, Werbetexte oder Newsletter zu erstellen. Auch bei der Organisation und Planung von Kursen, Unterrichtseinheiten oder Fortbildungsangeboten können sie Unterstützung und Arbeitserleichterung bieten. Dazu muss man allerdings wissen, wie genau man den Chatbot dazu bringt, das zu machen, wofür man ihn einsetzen möchte. Im Workshop gehe es darum, dass man überhaupt erst mal erfahre, was KI ist, welche Programme es gibt und wie man sie erfolgreich nutzen kann, sagt Manuel Ilg. Darüber hinaus möchte er aber auch vermitteln, welche Chancen KI bietet und welche Risiken sie birgt. Am Abendgymnasium gibt er zudem KI-Kurse für Fortgeschrittene. Diese sind allerdings nicht frei buchbar.
Hauptberuflich ist Manuel Ilg Dozent am historischen Institut der Universität Stuttgart sowie Lehrer und Abteilungsleiter an der Gewerblichen Schule in Waiblingen. An seinen Arbeitsstellen geht es mittlerweile oft um KI. „Ich bin zwar kein studierter IT-Wissenschaftler, habe das Thema in den vergangenen zwei Jahren aber im beruflichen Kontext eng begleitet.“
Bei vielen seiner Schülerinnen und Schülern an der Gewerblichen Schule sei der Betrieb, bei dem sie lernen, derzeit die treibende Kraft für die Auseinandersetzung mit der neuen Technologie, berichtet Manuel Ilg. Die Unternehmen seien interessiert daran, dass sich die Nachwuchskräfte auf den beruflichen Umgang damit vorbereiten.
An der Universität hat der Dozent mit seinen Studenten und Studentinnen bildgebende KI-Programme auf ihre Grenzen getestet. „Wir haben zum Beispiel versucht, die KI Wahlprogramme extremistischer Parteien nachbauen zu lassen, um herauszufinden: Wie weit geht die KI? Was lässt sie alles zu?“, erzählt er. „Es ist wahnsinnig spannend zu sehen, wie unterschiedlich die Programme filtern.“
Weitere Themen
Er selbst nutzt Künstliche Intelligenz auch gerne mal privat. So hat er schon selbstständig arbeitenden Freunden dabei geholfen, Logos zu erstellen. Aber auch, um zum Bierabend einzuladen, hat er bereits von der KI entworfene oder abgeänderte Bilder in die Messenger-Gruppe gepostet statt einer simplen Textnachricht. Solche Spielereien findet er „einfach nett“. KI sei auf ganz vielfältige Weise einsetzbar.
Die Nachfrage nach Kursen ist hoch
An den Volkshochschulen, an denen er tätig ist – darunter die in Schorndorf, Fellbach, Waiblingen und im Unteren Remstal – sei die Nachfrage nach Kursen, mit denen man den Umgang mit KI-Programmen erlernen kann, inzwischen sehr hoch. Es gebe eine richtiggehende KI-Welle, so Manuel Ilg. Er kann sich auch gut vorstellen, dass auch bald Kurse für Fortgeschrittene oder für spezifische Themen wie zum Beispiel Grafikdesign angeboten werden.
Doch nicht nur an den Volkshochschulen werden Kurse zum Thema KI angeboten. Viele Berufsverbände und private Anbieter geben eigene Workshops, darunter etwa der Deutsche Journalistenverband („KI-Tools im Redaktionsalltag nutzen“) oder auch die Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung Dillingen („ChatGPT kennenlernen und für den Unterricht nutzen: Überblick und erste Ideen“). Die IHK Region Stuttgart hat im Sommer 2023 zusammen mit mehreren Partnern eine Zusatzqualifikation im Bereich KI für Auszubildende gestartet (wir berichteten). Sie wird an zwei Berufsschulen in Leonberg und Esslingen angeboten, teils in Präsenz, teils online. 60 Azubis aus unterschiedlichen Berufen hätten sie bereits erfolgreich abgeschlossen, teilt Claudius Audick von der IHK mit.
Dass Künstliche Intelligenz schon im Jahr 2025 großflächig Menschen in Berufen ersetzen wird, das glaubt Manuel Ilg nicht. Gleichzeitig betont er: „Die Menschen sollten KI nicht unterschätzen. Das ist keine Spinnerei.“ In vielen Berufen werde diese Technologie künftig eingesetzt werden. Aus dem Grund plädiert Manuel Ilg auch dafür, sich jetzt mit ihr auseinanderzusetzen – aus der Lust am Experimentieren heraus, auf spielerische Weise. Ohne den Druck, den Umgang damit sofort perfekt können zu müssen. So könne man sich Fähigkeiten aneignen, die später nützlich sein könnten. Berührungsängste seien nicht notwendig – ein Smartphone oder auch ein PC reiche aus, um die verschiedenen Programme zu Hause auszuprobieren. Die Basisversion sei meistens kostenfrei nutzbar.
Serie In unserer Serie „Schlaue Systeme“ zeigen wir, wo künstliche Intelligenz in unserer Region bereits zum Einsatz kommt. Nutzen Sie KI im Beruf oder auch in der Schule, im Ehrenamt oder im Privatleben? Dann schicken Sie eine E-Mail mit dem Betreff „KI-Serie“ an redaktion@bkz.de.