Am Sieg der SG Sonnenhof Großaspach gibt es nichts zu deuteln
Der Fußball-Oberligist aus dem Fautenhau behauptet mit dem souveränen 2:0 im Nachbarschaftsduell gegen die TSG Backnang die Tabellenführung. Die Gäste aus den Etzwiesen liefern einen unerklärlich mut- und leidenschaftslosen Auftritt ab.
Von Steffen Grün
Nach so mancher Begegnung driften die Bewertungen der Beteiligten diametral auseinander. Die Oberliga-Partie zwischen Großaspach und Backnang fällt aber nicht in diese Kategorie, ganz im Gegenteil. So viel Einigkeit wie nach den 90 Minuten im Stadion im Fautenhau und dem 2:0 für die SG Sonnenhof herrscht auch nicht besonders oft. „Dieses Ergebnis geht in Ordnung“, urteilte TSG-Trainer Pavlos Osipidis und sein Kapitän stimmte ihm zu. „Der Sieg ist verdient“, sagte Julian Geldner. Zwei Einschätzungen der Verliererseite, zu denen es von den Gewinnern keinen Widerspruch gab. Der Erfolg seiner Mannschaft gehe sogar „mehr als in Ordnung, ich bin hochzufrieden“, betonte der Großaspacher Coach Pascal Reinhardt. „Unser Sieg war nie gefährdet“, stellte SG-Torjäger Dominik Salz fest, denn „wir waren über das gesamte Spiel dominant“.
In besonderem Maße galt das für die Anfangsphase. Von Anlaufschwierigkeiten der Hausherren, die nach der Absage der Partie in Villingen ihr erstes Punktspiel nach der Winterpause bestritten, konnte keine Rede sein. „Wir sind die Aufgabe seriös und konzentriert angegangen und haben hinten wenig bis nichts zugelassen“, freute sich Pascal Reinhardt. Das einzige Manko sei die anfangs fehlende Durchschlagskraft vor dem TSG-Gehäuse gewesen, weshalb das überfällige 1:0 genau eine halbe Stunde auf sich warten ließ. Dann war SG-Stürmer Dominik Salz zur Stelle. Er sorgte mit seinem zwölften Saisontor für den „Dosenöffnereffekt“, den man trotz aller Überlegenheit benötigt habe, um in die Erfolgsspur zu kommen.
Backnangs Sportlicher Leiter beklagt die fehlende Aggressivität bei der TSG
Die Gäste aus Backnang kassierten mit dem Rückstand die Quittung dafür, dass sie laut ihres enttäuschten Sportlichen Leiters Marc Erdmann bis dahin „viel zu passiv waren, viel zu weit von den Gegenspielern weg“. Ihm habe die Aggressivität gefehlt, die eigentlich immer und in einem Prestigeduell mit Derbycharakter erst recht vonnöten ist. TSG-Coach Pavlos Osipidis fand es „schade, dass wir nicht einen Tick mutiger waren. Wir hatten etwas zu viel Respekt.“ Ein ärgerlicher und ein Stück weit auch unerklärlicher Befund, denn die Roten hätten nach vier Punkten aus den ersten zwei Partien im neuen Jahr voller Selbstvertrauen und im Bewusstsein, nichts zu verlieren zu haben, ins Spiel beim Nachbarn gehen können.
Zur Pause war trotzdem noch alles drin, weil Großaspach bei bestem Fußballwetter auf einem sattgrünen Rasen bis dahin nicht nachgelegt hatte. „Dass wir nach dem 1:0 ein bisschen passiv wurden und es zu locker angegangen sind, hat mir nicht gefallen“, schrieb SG-Coach Pascal Reinhardt seinen Schützlingen ins Stammbuch. Bestraft wurde es von den weitgehend harmlosen Gästen, die in der ersten und anfangs der zweiten Hälfte lediglich durch zwei Zufallsprodukte zu Halbchancen kamen, aber nicht. „Wir konnten den Schalter nicht mehr umlegen“, bewertet Marc Erdmann die Offensivbemühungen der TSG, „obwohl es phasenweise besser wurde“. Vielleicht hätte es der Außenseiter noch geschafft, den Favoriten in die Bredouille zu bringen, wenn der Spitzenreiter aus Großaspach nach ziemlich genau einer Stunde nicht doch das 2:0 markiert hätte. Marius Kunde schlug einen Freistoß von der rechten Seite mit hoher Präzision auf den zweiten Pfosten, wo sich Arbnor Nuraj darüber wunderte, dass er „überraschend viel Platz“ hatte. „Der Ball kam überragend“, lobt der SG-Innenverteidiger seinen Mitspieler, „und es war dann nicht mehr allzu schwierig, ihn reinzumachen.“
Mit dem zweiten Gegentreffer waren die Gäste endgültig auf der Verliererstraße, obwohl der Trainer seinem Team attestierte, nach dem Seitenwechsel zumindest „einen Tick mutiger“ agiert zu haben. Großaspach verfüge aber über viel Qualität, schob Pavlos Osipidis als Erklärung dafür hinterher, warum eine Steigerung in homöopathischer Dosis für die Wende bei Weitem nicht reichte. Erst als bereits die dreiminütige Nachspielzeit lief, hätte Backnang um ein Haar den Anschlusstreffer erzielt, der allerdings auch zu spät gekommen wäre. „Dafür haben wir Maximilian Reule, der in solchen Momenten da ist“, lobte Arbnor Nuraj den erfahrenen Kollegen zwischen den Pfosten.
Die SG Sonnenhof beendete ihr erstes Punktspiel nach der Winterpause also mit einem Sieg und behauptete mit 45 Zählern den Platz an der Sonne. „Der erste Schritt ist getan“, sagte Dominik Salz mit Blick auf das Ziel, nach zwei Jahren den Wiederaufstieg in die Regionalliga zu schaffen. Weiter geht’s am Samstag um 14 Uhr mit dem Topspiel beim punktgleichen Zweiten in Göppingen, der zeitgleich zum Aspacher Erfolg gegen den Nachbarn in Bietigheim-Bissingen mit 3:0 gewonnen hatte. Angesprochen auf dieses Resultat und auf Villingens unerwartete 0:3-Schlappe in Nöttingen behauptete SG-Trainer Pascal Reinhardt steif und fest, dass ihn die Ergebnisse der Konkurrenten im Titelkampf „überhaupt nicht interessieren. Wir schauen auf uns, alles andere können wir ohnehin nicht beeinflussen.“
Mehr als 2600 Zuschauer lassen sich das Nachbarschaftsduell nicht entgehen
Derweil kann sich die TSG Backnang damit trösten, vor dem 0:2 im Fautenhau bereits vier Punkte gegen zwei Rivalen im Abstiegskampf erbeutet zu haben. „Das war das Wichtigste“, blickt Marc Erdmann zurück, „hier in Großaspach wäre es eine Zugabe gewesen.“ Das mag sein und tatsächlich sind die Roten mit 30 Punkten als Tabellenzehnter im Soll, zumal sie eine Partie weniger als die meisten anderen Abstiegskandidaten absolviert haben. Die Fans der Gäste ärgerten sich trotzdem über den seltsam blutleeren Auftritt ihres Teams, der so gar nicht zur Kulisse von mehr als 2600 Zuschauern passte, die dem Nachbarschaftsduell einen würdigen Rahmen verliehen. Auf dem Platz fehlte über weite Strecken die Würze in Form von packenden Zweikämpfen und einer gesunden Emotionalität, die in den vorherigen drei Oberliga-Spielen zwischen beiden Vereinen vorhanden war.
SG Sonnenhof Großaspach Reule – Rahn, Frölich, Nuraj, Mohr – Kunde, Celiktas (84. Mistl), Wöhrle (73. Kleinschrodt) – Riehle (63. Lukas Stoppel), Salz (73. Engel), Tasdelen (77. Mbem-Som Nyamsi).
TSG Backnang Caruso – Schwemmle, Doser, Tichy – Sadler (45.+1. Mallet/72. Mahler), Becker (57. Hornek), Benkeser (62. Hoffmann), Geldner, Santoro – Terpsiadis (62. Sanyang), Lekaj.
Tore 1:0 (30.) Salz, 2:0 (59.) Nuraj. – Schiedsrichter Yagci (Seitingen-Oberflacht). – Zuschauer 2632.