Familie Lamsfuß: Drei Generationen Sportbegeisterung

Familienbande im Sport (6) Im Hause Lamsfuß dreht sich immer noch sehr viel ums Judo. Das Virus hat jedoch nicht die ganze Familie gepackt. Die Kinder und Enkel sind auch im Hand- und Fußball, Tennis oder in der Sportakrobatik aktiv und werden von Opa Gerd gerne begleitet.

Sind allesamt engagierte und begeisterte Sportler (von links): Anne Lamsfuß, Tina Goundas, Tim Lamsfuß, Philippa Goundas, Gerd Lamsfuß, Savina Goundas und Julia Lamsfuß (beide vorne), Leonie Lamsfuß, Ben Lamsfuß, Ioannis Goundas und Isabelle Lamsfuß. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Sind allesamt engagierte und begeisterte Sportler (von links): Anne Lamsfuß, Tina Goundas, Tim Lamsfuß, Philippa Goundas, Gerd Lamsfuß, Savina Goundas und Julia Lamsfuß (beide vorne), Leonie Lamsfuß, Ben Lamsfuß, Ioannis Goundas und Isabelle Lamsfuß. Foto: Tobias Sellmaier

Von Uwe Flegel

„Zum Glück gibt es moderne Kommunikationsmittel, sonst würde die Organisation nicht mehr klappen“, sagt Gerd Lamsfuß und lacht. Wobei der Vizepräsident des Württembergischen Judoverbands bei dem Satz nicht die großen Wettkämpfe, sondern einzig und allein die sportlichen Aktivitäten seiner Familie im Blick des Smartphones oder des E-Mail-Kontos hat. Denn ohne Wettkampf oder Training geht es in keiner der mittlerweile drei Familiengenerationen. Mit Fuß- und Handball, Sportakrobatik, Tennis und selbstverständlich Judo sind die Sportarten allerdings bunt gemischt.

Beim Judonachwuchs gab’s zunächst wenig Judobegeisterung

Dabei stand der Name Lamsfuß viele Jahre ausschließlich fürs Judo in Backnang. Zwar war Mutter Anne in jungen Jahren als Fußballerin beim TSV Bad Rietenau unterwegs, doch ihr Mann Gerd, Tochter Tina und Sohn Tim kämpften erfolgreich für die TSG. Viele deutsche Meisterurkunden im Jugend- und Juniorenbereich sind mit dem Namen Lamsfuß geschmückt. Für Tim wie für Tina gab es bei der U-20-Weltmeisterschaft 1998 in Kolumbien sowie der U-17-Europameisterschaft 2000 in Rumänien bei internationalen Titelkämpfen mit Bronze und Silber sogar jeweils Edelmetall.

Deshalb sprach viel dafür, dass dann auch die Enkelkinder auf der Matte groß werden. Zumindest schien das vielen klar zu sein – außer den Kids selbst. Denn bei Ben, Leonie und Philippa stand der Kampfsport nicht so hoch im Kurs. „Philippa und ich waren öfter mal im Training“, erzählt der elfjährige Ben und fügt an: „Es hat uns beiden aber nicht so viel Spaß gemacht.“ Ihm war Fußball und seiner ein Jahr älteren Cousine die Sportakrobatik jedenfalls lieber. Opa Gerd hat es akzeptiert: „Wenn ich sage, dass es mir völlig egal ist, würde ich lügen, aber wichtig ist doch vor allem, dass sie was machen.“ Sport könne und solle helfen, Kinder und Jugendliche aufs Leben vorzubereiten. Auch darauf, dass eben nicht immer alles schön rosig sein kann.

Keine Vorgaben von den Eltern für den Nachwuchs

Seine vier Enkelinnen und sein Enkel nutzen den Sport als Lernstütze auf jeden Fall. Ein Wunder ist das nicht, zumal auch Schwiegertochter Isabelle und Schwiegersohn Ioannis Goundas aus dem Sport kommen. „Tim und ich haben uns ja auch während des Sportstudiums kennengelernt“, erzählt Isabelle und schmunzelt. Sie, die bei der Kinderturnstiftung Baden-Württemberg beschäftigt ist, sagt: „Alle unsere Kinder durften alles ausprobieren.“ Ein Satz, der ganz im Sinne ihres Mannes Tim sein dürfte. Immerhin ist der frühere Bundesliga-Judoka und ehemalige TSG-Trainer als Leiter des Stuttgarter Olympiastützpunkts Teil eines sehr vielfältigen Spitzensports. Ein Amt, bei dem die eigene sportliche Betätigung allerdings eher zu kurz kommt.

Dafür sind seine Frau, seine Schwester und sein Schwager Ioannis Goundas als ehrenamtliche Trainer und Betreuer beim Handballnachwuchs des HC Oppenweiler, bei den Sportakrobaten der TSG Backnang oder in der Fußballjugend des Großen Alexander Backnang umso engagierter. Selbst die gerade mal 13-jährige Leonie Lamsfuß ist neben ihren Einsätzen bei den C-und B-Jugendhandballerinnen bei den HCOB-Minis zusammen mit Mutter Isabelle schon als Betreuerin im Einsatz. „Man braucht schon ein Sportgen, dass wirklich alle dabei mitmachen“, erklärt Tina Goundas.

Mittlerweile steht Gerd Lamsfuß wieder selbst auf der Matte

Gerd Lamsfuß hat ein solches Gen definitiv. Mit seinen 68 Jahren ist er bei der TSG wieder als Trainer aktiv. Schließlich sind mit Julia Lamsfuß und Savina Goundas die jüngsten Enkelinnen mit dem Judovirus infiziert. Für den Mann, der großen Anteil am Ruf der Stadt Backnang als Judohochburg hat, ein wichtiger Grund, immer noch auf der Matte zu stehen. „Ich genieße es“, bekennt er, hat dabei aber nicht nur die zwei Nesthäkchen im Blick. Er findet es klasse, dass die ganze Familie begeistert im Sport daheim ist. Und sei es wie seine Frau Anne als Helferin und Organisatorin im Hintergrund. „Sie hat den Verein mitgestaltet“, sagt Gerd Lamsfuß. Er weiß: Wenn der Nachwuchs mit Spaß bei einer Sache dabei sein soll, „muss das Drumherum stimmen“.

Ehrgeiz, gute Leistungen und Beständigkeit sind im Sport nicht unwesentlich, doch sei einfach auch das Gemeinschaftsgefühl elementar wichtig. Da sind sich alle einig. Es kann und darf eben nicht nur der Wettkampf zählen, es muss auch der Mensch mitgenommen werden, weiß die gesamte Familie und Anne Lamsfuß sagt: „Da ist es eben auch wichtig, dass man nach einem Turnier oder wenn einfach auch mal so Zeit ist, Eltern und Kinder zusammen was unternehmen.“ Ein gemeinsames Essen oder einen Ausflug zum Beispiel.

Um allerdings ein solches Sammelsurium an Sportarten und Betätigungen wie bei der Familie Lamsfuß mitmachen zu können, braucht es auch eine fast perfekte Organisation. Schließlich, so Gerd Lamsfuß, „will ich allen möglichst gerecht werden, will alle Enkel bei ihrem Sport sehen und damit auch ein Stück weit unterstützen“.

Zum Wochenende hin laufen die Drähte richtig heiß

Womit wir wieder bei den Kommunikationsmitteln wären, die der Großfamilie Lamsfuß helfen. Spätestens ab Freitag läuft die Whatsapp-Gruppe an, erzählt Ioannis Goundas und grinst. Seine Frau Tina sei dann neben ihrer Tätigkeit als Sportakrobatiktrainerin noch als eine Art Managerin für die Wochenendgestaltung zuständig. Gerade in einer Sportart wie der Sportakrobatik bedeutet das durchaus einen Aufwand, finden die Wettkämpfe doch nicht immer direkt vor der Haustür statt. „Wir sind mit dem Wohnmobil schon ab und zu drei Tage auf Tour.“ Und dank der modernen Kommunikationsmittel ist der Rest der Familie ja stets gut informiert, wo er dann zuschauen kann – sofern er nicht gerade selbst am Ball ist oder auf der Matte steht.

In dieser Serie stellen wir Familien vor, deren Name für eine oder mehrere Sportarten steht und in deren Leben sich sehr viel, oftmals sogar fast alles um den Sport dreht.

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Erstellt:
13. Juni 2024, 11:00 Uhr

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