Leistungsträger auf und abseits des Platzes
Familienbande im Sport (4) Ohne die Stoppels geht bei der SG Oppenweiler-Strümpfelbach wenig. Siegfried und Richard Stoppel zählten zu den Gründungsmitgliedern, zwei ihrer Söhne leiten die Fußball- und die Tennisabteilung, die jüngste Generation zeigt ihr sportliches Können.
Von Steffen Grün
Viel hat nicht gefehlt und die SGOS hätte ohne die sie bis heute prägende Familie ihren Weg gehen müssen. Friedrich und Hilda Stoppel wohnten in Schmiden „und wollten eigentlich dort bleiben, haben aber keinen Bauplatz bekommen“, sagt Oliver Stoppel. Dass es seine Großeltern stattdessen nach Oppenweiler zog, hatte damit zu tun, dass deren Tochter Ruth im Löwen bediente und es somit bereits Kontakte hierher gab. Also wurde die Familie mit ihren fünf Kindern im Murrtal sesshaft und drückt der Gemeinde seitdem mit ehrenamtlichem und unternehmerischem Engagement ihren Stempel auf.
Siegfried und Richard Stoppel gehörten 1971 zum Kreise derer, die die SG Oppenweiler-Strümpfelbach aus der Taufe hoben. Letzterer übernahm sogar den Vorsitz des Vereins, in dem anfangs nur gekickt wurde. Sich dem TVO anzuschließen, kam deshalb nicht infrage, weil das Verhältnis zu dessen Machern angespannt war. Vorsichtig ausgedrückt. „Zum Handball hätten wir nicht gehen dürfen“, verrät Oliver Stoppel, was Papa Richard ihm und seiner Schwester Simone eingetrichtert hatte. Weil es mittlerweile einen sehr engen Kontakt zwischen beiden Seiten gibt, „darf man heutzutage machen, was man will“, schiebt der Leiter der 1987 gegründeten Tennisabteilung hinterher. Er hat deshalb überhaupt kein Problem damit, dass sein Sohn Max als sportlicher Allrounder derzeit Basketball bei der TSG Backnang und Handball beim HCOB präferiert.
Das Tauwetter zwischen beiden Vereinen war aber bereits in den 80er-Jahren so weit fortgeschritten, dass Siegfried Stoppels Tochter Kerstin von den Balltretern zu den Ballwerfern wechselte. Nicht, weil sie unbedingt wollte, sondern weil es damals noch keine Mädchenteams im Rohrbachtal gab. Und die Jungs, abgesehen von ihren älteren Brüdern Alexander und Joachim, „wollten irgendwann nicht mehr mit mir duschen gehen“, erinnert sich die 48-Jährige lachend. „Mir wäre das egal gewesen.“ Sie musste sich also noch eine Alternative suchen, weil die SGOS erst allmählich zu einer Hochburg des Mädchen- und Frauenfußballs wurde.
Zwei Stoppel-Brüder gehen derzeit
für Aspach in der Oberliga auf Torejagd
Dagegen können Kerstin Stoppels Töchter Fatoumata und Kadiatou genauso für ihren Heimatverein auf Torejagd gehen, wie es ihr Bruder Moussa tat, bis er sich vor dieser Saison der A-Jugend des FV Löchgau anschloss. „Die Verbandsstaffel hat mich gereizt“, erklärt der 18-Jährige, warum er diesem Lockruf folgte. Sein Freiwilliges Soziales Jahr wird er wahrscheinlich trotzdem bald bei der SGOS ableisten – und auch seine sportliche Rückkehr ins Rohrbachtal ist über kurz oder lang keinesfalls ausgeschlossen, sondern sogar höchstwahrscheinlich. Das gilt auch für Lukas und Moritz Stoppel, die bereits als Jugendliche zeitweise zu höherklassigen Teams abwanderten und die derzeit beim Oberligisten in Großaspach ihr Glück versuchen – mit dem ausdrücklichen Segen ihres Vaters, obwohl ihm die Abgänge als Fußballabteilungsleiter und SGOS-Vorsitzender wehtaten. „Einen Wechsel irgendwohin hätte ich versucht zu verhindern, aber das ist eine sportliche Herausforderung“, sagt Alexander Stoppel. Sein Vater hatte ihn einst trotz eines gewissen Talents vom Weggang abgehalten. Erst als er den Führerschein besaß, wagte er den Sprung zur TSG Backnang, stand aber nach einer Saison wieder bei der SGOS auf der Matte.
So schnell dürfte es bei seinen Sprösslingen nicht gehen, doch das ändert nichts am engen Draht der Jungs zu ihrem Heimatverein. „Ich kümmere mich um die Social-Media-Aktivitäten“, verrät Moritz Stoppel und ist, wenn es die eigenen Partien erlauben, ebenso bei Oppenweilers Spielen dabei wie sein Bruder. „Ich habe weiterhin einen engen Bezug zur SGOS“, betont Lukas Stoppel etwas, was angesichts der vielfältigen familiären Verbindungen nicht verwundert. Da ist neben dem Vater zum einen noch Heidi, die Schwester: Sie gehört zu den Leistungsträgerinnen bei den Landesliga-Frauen und trainiert die F-Jugend. Da sind zum anderen noch die ebenfalls kickende Cousine Linn sowie der Cousin Even. Letzterer vermisst als derzeit einziger Stoppel in der Bezirksliga-Mannschaft die Verwandten, hebt aber ungeachtet dessen „die tolle Kameradschaft und die gute sportliche Qualität“ hervor.
Erfolgreich fortführen, was die ältere
Generation mit aufgebaut hat
Eine Möglichkeit, dass alle Familienmitglieder mal wieder miteinander (oder auch gegeneinander) spielen können, wäre ein Treffen im Garten von Alexander Stoppel. „Dort haben früher immer alle gekickt“, erinnert sich Kerstin Stoppel und deren Nichte Heidi fügt lachend hinzu: „Die Siege waren immer hart umkämpft.“ Zugleich böte eine Neuauflage dieser Duelle die Gelegenheit, sich über die Geschicke des Vereins zu unterhalten, der ihnen allen sehr am Herzen liegt. „Mir ist es ein Anliegen, dass es bei der SGOS gut läuft“, erklärt Alexander Stoppel, warum er sich nach seiner Spieler- und Jugendtrainerzeit vor 14 Jahren zum Fußballabteilungsleiter und vor zehn Jahren auch noch zum Vorsitzenden wählen ließ. „Das hat schon mit der familiären Prägung zu tun.“ Das gilt auch für seinen Vetter Oliver, der seit zwei Jahren die von seinem Papa mitgegründete Tennisabteilung leitet.
Das Duo eint der Anspruch, das, was der Vater und der Onkel mit aufgebaut haben, in eine gedeihliche Zukunft zu führen. Zusammen mit vielen Mitstreitern, zu denen als Organisator der Skiausfahrten auch Joachim Stoppel gehört, der mit seiner Firma zudem Teil des Sponsorenpools ist. Soll der gehalten oder erweitert werden, ist der Ruf der Familie ein Türöffner. „Der Name Stoppel macht in Oppenweiler vieles leichter“, sagt der Vorsitzende und grinst. Hätten seine Großeltern einen Bauplatz in Schmiden bekommen, wäre das vielleicht dort so.
In dieser Serie stellen wir Familien vor, deren Name für eine oder mehrere Sportarten steht und in deren Leben sich sehr viel, oftmals sogar fast alles um den Sport dreht.