Backnang will kleine Änderungen bei Windkraft-Vorranggebieten
Verwaltung und Gemeinderat unterstützen grundsätzlich die Windkraftpläne der Region, im Detail sehen sie aber noch Korrekturbedarf.
Von Kornelius Fritz
Backnang. Die Vorranggebiete für Windkraft, die der Verband Region Stuttgart (VRS) vorschlägt, sorgen gerade in vielen Gemeinden für Diskussionen und teils heftigen Widerstand. In Backnang schlägt das Thema keine hohen Wellen. Das dürfte auch daran liegen, dass das Stadtgebiet von den Plänen wenig betroffen ist. Zwar berühren drei der insgesamt 24 Vorranggebiete im Rems-Murr-Kreis Backnanger Gemarkung, alle aber nur ganz am Rand.
Die größte Backnanger Fläche, die für Windräder infrage kommt, befindet sich nordöstlich von Steinbach im Gebiet Zollstock-Spingstein. Daneben gibt es noch kleinere Flächen im Gebiet RM-07, das größtenteils auf dem Gebiet von Aspach und Oppenweiler liegt, und im Bereich „Hörnle“ zwischen Allmersbach im Tal und Hertmannsweiler.
Gegen alle drei Gebiete gibt es aus Sicht von Stadtverwaltung und Gemeinderat keine grundsätzlichen Bedenken. Im Gegenteil: „Wir begrüßen die Ausweisung der Vorranggebiete als Beitrag zur regionalen Energieversorgung“, erklärte Tobias Großmann, Leiter des Stadtplanungsamts, im Ausschuss für Technik und Umwelt. Im Gebiet Hörnle wollen die Stadtwerke Backnang und Winnenden sogar selbst einen Windpark betreiben.
Großmann machte auch noch einmal deutlich, was passieren würde, wenn die Region keine oder zu wenige Vorranggebiete ausweisen und das vom Gesetzgeber geforderte Flächenziel von 1,8 Prozent verfehlen würde. Dann träte nämlich die sogenannte Superprivilegierung in Kraft, die den Bau von Windrädern an wesentlich mehr Standorten ermöglichen würde. „Wir hätten dann einen Wildwuchs, den wir nicht mehr kontrollieren könnten“, warnte Erster Bürgermeister Stefan Setzer.
Von ihrem Recht, zu den Planungen der Region Stellung zu nehmen, macht die Stadt Backnang trotzdem Gebrauch und
hat auch einige Einwendungen im Detail. So kritisiert die Verwaltung, dass zum größten zusammenhängenden Gebiet im Kreis (RM-07) noch ein kleiner abgetrennter „Zwickel“ gehört, auf dem wohl nur ein Windrad Platz hätte. „Mit Blick auf die aufwendige Erschließung macht das aus unserer Sicht wenig Sinn“, sagte Großmann.
Abstand ist teilweise zu gering
Außerdem hat die Stadtverwaltung nachgemessen, ob der Abstand von 800 Metern zwischen Vorranggebieten und Wohnbebauung eingehalten wird. Das ist offenbar nicht überall der Fall. So werde der vom VRS versprochene Mindestabstand in Teilen von Rietenau und Oppenweiler-Bernhalden unterschritten, gleiches gelte für einige Gebäude auf Auenwalder Gemarkung, etwa den Utzenhof. „Das Vorranggebiet beziehungsweise die genauen Standorte der Windkraftanlagen sind entsprechend anzupassen, sodass der Abstand von 800 Metern zur bestehenden Wohnbebauung eingehalten werden kann“, heißt es in der Stellungnahme der Stadt. Wohl keine Rücksicht wird die Region hingegen auf sogenannte Wochenendhausgebiete nehmen, die sich ebenfalls teilweise im 800-Meter-Radius möglicher Windräder befinden, etwa bei Rietenau. Denn laut Setzer erlaubt das Baurecht ohnehin keinen dauerhaften Aufenthalt in diesen Häuschen.
Die Ausschussmitglieder stimmten dem Textvorschlag der Verwaltung bei drei Enthaltungen von AfD und Backnanger Demokraten zu. Grünen-Fraktionschef Willy Härtner zitierte den EnBW-Chef Andreas Schell mit den Worten: „Wir brauchen jedes Windrad.“ Auch die CDU-Fraktionsvorsitzende Ute Ulfert sieht Backnang bei der Energiewende in der Pflicht: „Auch wir müssen unseren Beitrag bringen.“ Ihr Fraktionskollege Rolf Hettich forderte, möglichst wenige Windräder in Waldgebieten zu bauen. Er kritisierte in diesem Zusammenhang den schleppenden Ausbau der Stromtrassen von den Offshorewindparks in der Nordsee in den Süden Deutschlands. „Würde dieser Strom schneller bei uns ankommen, könnten wir vielleicht einige Windräder im Wald einsparen.“