Das beschäftigt Auenwald vor den Gemeinderatswahlen

In Auenwald zeichnet sich ab, dass ein Ausgleich des Haushalts 2024 nicht zu erzielen ist. Wie es in der Gemeinde weitergeht, will die Verwaltung zusammen mit den Gemeinderäten im Herbst klären.

Die Ortskernsanierung in Oberbrüden ist einer der dicksten Brocken, die die Gemeinde zu stemmen hat. (Archivfoto)

© Edgar Layher

Die Ortskernsanierung in Oberbrüden ist einer der dicksten Brocken, die die Gemeinde zu stemmen hat. (Archivfoto)

Von Florian Muhl

Auenwald. Für Kai-Uwe Ernst ist es die erste Kommunalwahl. Am 12. Mai 2021, also vor ziemlich genau drei Jahren, wurde der damals 26-Jährige als bis dahin jüngster Bürgermeister in der Gemeinde Auenwald in seinem neuen Amt vereidigt. Auch zwei weitere Amtsleiter waren bei der letzten Kommunalwahl 2019 noch nicht dabei. Bauamtsleiter Pierre Mayer gehört der Verwaltungsriege seit gut zwei Jahren an und Kämmerer Tobias Hecht seit rund zwei Monaten. Aus der Amtsleiterriege weiß nur Haupt- und Ordnungsamtsleiterin Yvonne Bader aus eigener Erfahrung, wie es bei Kommunalwahlen in Auenwald so zugeht. „Auenwald befindet sich im Herzen des Rems-Murr-Kreises am östlichen Rand der Backnanger Bucht und am Fuße des Schwäbischen Waldes“, mit diesen Worten stellt der Rathauschef seine Gemeinde in der druckfrischen Informationsbroschüre vor. „Inmitten der Natur gibt es hier einiges zu entdecken: Im Ortsteil Oberbrüden beispielsweise ragt der höchste Mammutbaum Deutschlands in die Luft. Als Wahrzeichen unserer schönen Gemeinde grüßt das malerische Schloss Ebersberg mit seiner Historie und einem wundervollen Ausblick“, so der Bürgermeister weiter.

Doch es ist nicht alles so rosig in der Gemeinde, die sich auf knapp zwei Tausend Hektar erstreckt und rund 6 830 Einwohner in insgesamt 16 Teilorten und Weilern hat. Auenwald hat derzeit mit zahlreichen Baustellen zu kämpfen. „Wir haben noch genügend Themen aus den vergangenen Jahren, die uns nach wie vor beschäftigen“, sagt Kai-Uwe Ernst. Als die größten baulichen Themen nennt er die Ortskernsanierung Oberbrüden und die Umsiedlung des Netto-Markts sowie die Neuausrichtung der Wasserversorgung und die Sanierung der Waldstraße in Däfern in Kooperation mit dem Zweckverband Hochwasserschutz. Aber das sind nur die signifikant größten Baustellen. Darüber hinaus werden die Gemeinde auch künftig Themen und Herausforderungen wie beispielsweise die Flüchtlingsarbeit, der ÖPNV und die Verkehrsmobilität begleiten. Die aufwendige Sanierung der Auenwaldhalle ist laut Investitionsprogramm erst für die Jahre 2026 und 2027 vorgesehen.

Kredite werden wohl notwendig sein

Da in der Gemeindekasse das Geld knapp ist, wird wohl jede große Investition nur mithilfe von Krediten zu schultern sein. „Bereits im Rahmen der Aufstellung des Haushaltsplans für das Jahr 2024 zeichnet sich ab, dass ein Haushaltsausgleich nicht erzielt werden kann“, schreibt Kämmerer Tobias Hecht in einer aktuellen Sitzungsvorlage. Dies sei auf hohe Bewirtschaftungskosten, den anstehenden Sanierungsstau, Auszahlungen aus Investitionstätigkeit sowie auf erhebliche Mehrkosten aufgrund der aktuellen Flüchtlingskrise zurückzuführen. Inflationsbedingt habe die Gemeinde zudem mit steigenden Personalkosten durch hohe Tarifabschlüsse zu rechnen. Sein Fazit: „Aufgrund dieser Faktoren wird auch im Haushaltsjahr 2024 das Ziel eines ausgeglichenen Ergebnishaushalts nicht erreicht werden, da die ordentlichen Aufwendungen die ordentlichen Erträge übersteigen.“ Somit erfolge keine generationengerechte Wirtschaftsführung. Und eine Besserung ist wohl nicht in Sicht. „Ein Ausgleich des ordentlichen Ergebnisses wird voraussichtlich auch in den Jahren 2025 bis 2027 nicht erfolgen können“, so Tobias Hecht.

Das Kernproblem mit den Finanzen

Das finanzwirtschaftliche Kernproblem der Gemeinde Auenwald stellt laut dem Kämmerer weiterhin die Ertragsschwäche des Ergebnishaushalts dar. „Dies stellt den Haushalt vor enorme Herausforderungen.“ Da ist eine Erhöhung der Erträge unumgänglich. Aus diesem Grund hatte die Gemeindeverwaltung eine Erhöhung der Hebesätze für die Grundsteuer und die Gewerbesteuer vorgeschlagen. Das hätte Mehreinnahmen in Höhe von gut 130 000 Euro in die Kasse gespült. Doch der Gemeinderat lehnte die Erhöhung in seiner Sitzung Ende April einstimmig ab. Wie es jetzt in der Gemeinde weitergeht? „Wir werden im Herbst mit dem neuen Gemeinderat eine Klausurtagung veranstalten, um uns gemeinsam abzustimmen, wohin es in den nächsten fünf Jahren gehen soll“, sagt Kai-Uwe Ernst. „Insbesondere welche Themen vermehrt in den Fokus gerückt werden sollen und in welche Richtung sich die Gemeinde weiterentwickeln soll“, so der Bürgermeister weiter. Welche Gemeinderäte bei dieser Klausurtagung mit dabei sein werden, entscheidet sich natürlich bei der Kommunalwahl.

Es treten dabei dieselben vier Listen an wie im Jahr 2019. Bei der Neuen Liste (NLA), die sich vor fünf Jahren komplett neu gegründet hatte und auf Anhieb zweitstärkste Fraktion wurde, stellen sich alle fünf Gemeinderäte wieder zur Wahl. Bei der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWA) legt Gerhard Seiter sein Amt freiwillig nieder. Dafür taucht bei den Kandidaten mit Franz K. Matyas ein altbekanntes Gesicht wieder auf. Der 72-jährige staatlich geprüfte Betriebswirt i. R. war bereits insgesamt rund 26 Jahre Mitglied im Auenwalder Gremium. Erstmals wurde er im Oktober 1989 gewählt und 1994, 1999 und 2004 jeweils mit hohem Stimmenanteil wiedergewählt. Er pausierte ab 2007. Bei den Kommunalwahlen 2014 war seine Kandidatur erfolgreich, 2019 wurde er wiedergewählt und schied im Herbst 2022 wegen einer Fortbildung aus.

Infos und Fotos zu den Kandidaten und Kandidatinnen finden Sie auch in unserem Online-Wahlportal.

Ziele und Kandidaten der BWA

Das Wahlprogramm der Bürgerlichen Wählervereinigung Auenwald (BWA) beruht auf vier Säulen. Eine davon heißt: „Infrastruktur weitergedacht“; das Netz des ÖPNV im Weissacher Tal soll demzufolge weiter ausgebaut werden. Wenn es nach der BWA geht, müssen weitere Seniorenwohnungen entstehen und bauwillige Investoren unterstützt werden. Unter dem Aspekt „Klima- und Umweltschutz“ sollen außerdem Energiekonzepte für öffentliche Gebäude zu Ende gedacht werden. Der Erhalt landwirtschaftlicher Wege ist eine wichtige Aufgabe und landwirtschaftliche Betriebe müssen weiterhin gefördert werden. Die BWA wünscht sich ein „gelebtes Miteinander“. Gewerbetreibende werden unterstützt. Die Unterbringung geflüchteter Menschen ist eine verbindliche Aufgabe. Als vierte Säule nennt die BWA „Bürger für Bürger“ und verspricht, Vereine und sonstige Bürgerinitiativen unterstützen zu wollen.

Kandidaten und Kandidatinnen

Für die BWA kandidieren: Barbara Hirzel (Geburtsjahr 1965), Rektorin; Andreas Weber (1965), Vermessungsingenieur; Andreas Kleinknecht (1980), Maurermeister; Jan-Michael Locher (1977), Stuckateurmeister; Ulrich Rothmund (1972), Polizeihauptkommissar; Dieter Eisele (1970), Getränkehändler; Jörg Fetzer (1981), Industriemeister; Niels Schumacher (1980), Industriemeister Chemie; Markus Wenzel (1971), Diplom-Designer (FH); Sven Fischer (1975), Vertriebsingenieur; Sven Hönnige (1995), Landwirt (B.  Sc. Agrarwirtschaft); Steffen Hoffmann (1979) Diplom-Ingenieur (FH); Alexander Hummel (1971), Handwerksmeister Sanitär, Heizung, Klima; Tanja Jope (1976), Buchhalterin; Christina Rieger (1981), Diplom-Betriebswirtin (FH); Dieter Seiter (1954), Nachrichtentechniker i. R.; Florian Sigmann (1999), SPS-Programmierer; Benjamin Weller (1990), Pflegedienstleitung.

Ziele und Kandidaten der NLA

Die Neue Liste Auenwald (NLA) tritt zu ihrer zweiten Kommunalwahl an. 2019 ist die NLA als neue Fraktion in den Wahlkampf eingestiegen und konnte fünf Sitze gewinnen. Alle fünf aktuell im Rat aktiven Mitglieder stellen sich zur Wiederwahl. Die Liste will bei den Kandidaten eine Ausgewogenheit hinsichtlich der Ortsteile widerspiegeln. Besonders stolz ist die NLA auf ihren Frauenanteil von knapp 40 Prozent. Wichtig sind auch folgende Themen: Mehr Transparenz in Bezug auf Entscheidungen des Rats, zeitgemäße Ausstattung der Kindergärten und Schulen und ein gutes Betreuungsangebot für Kinder, die Pflege der Streuobstwiesen, Erhalt und Erneuerung der Feldwege und Ortsverbindungsstraßen, Sanierung der Wasser- und Abwasserleitungen, Verbesserung der Infrastruktur und rasches Vorantreiben der Breitbandversorgung, die Unterstützung der örtlichen Vereine und Stärkung des Ehrenamts.

Kandidaten und Kandidatinnen

Für die NLA kandidieren: Jochen Winter (Geburtsjahr 1987), Kraftfahrzeugtechnikermeister; Volker Wengert (1965), Diplom-Forstwirt; Nicole Birkenbusch (1974), Diplom-Finanzwirtin (FH); Sabrina Schober (1998), Bankkauffrau; Jochen Wieland (1971), Straßenwärter; Erik Schweiker (1982), Diplom-Ingenieur Umweltschutztechnik, Lippoldsweiler; Gerd Seez (1969), Elektrotechniker; Michaela Lutz (1981), kaufmännische Sachgebietsleitung; Aline Krauß (1997), Entwicklungsingenieurin; Andrea Singh (1957), Betriebswirtin (FH) i. R.; Kathrin Schumacher (1982), Diplom-Wirtschaftsjuristin (FH); Fred Willging (1958), Maurermeister; Andreas Heller (1981), Industriemechaniker; Tim Ottenbacher (1983), Geschäftsführer Versicherungsgewerbe; Olga Dreher (1985), Friseurmeisterin; Daniel Gutmann (1991), Filialleiter Einzelhandel; Martin Bangemann (1985), Geschäftsführer Einzelhandel; Frank Gröger (1972), Elektrotechnikmeister.

Ziele und Kandidaten der UWA

„Ein starkes Team für ein starkes Auenwald“, so lautet das Motto der Unabhängigen Wählergemeinschaft Auenwald (UWA), der mit vier Sitzen derzeit drittgrößten Liste im Gemeinderat. Wichtige Themen sind ihr zufolge: Entwicklung mit Augenmaß, Familienfreundlichkeit und Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Stärkung der Jugend- und Vereinsarbeit sowie der Schutz und die Pflege der Natur und Kulturlandschaft und eine verantwortungsvolle Finanzpolitik. Erstmals gab es für die Liste mehr Kandidatinnen und Kandidaten, als für die 18 Plätze notwendig sind. Und noch nie wurden diese per Los aufgestellt. Damit wollen sie dokumentieren, dass jede und jeder gleich wichtig ist, die Reihenfolge der Listenplätze spielt keine Rolle. Ergeben hat sich eine Mischung aus Jung (21) und Alt (72), erfahren und mit neuer Energie, Frauen und Männern, Arbeitnehmern, Selbstständigen und Rentnern.

Kandidaten und Kandidatinnen

Für die UWA kandidieren: Rene Loichinger (1991), Garten- und Landschaftsbauer; Wolfgang Wahl (1955), Chirurg; Matthias Ernst (1980), Geschäftsführer Holz- und Zaunbau; Stefan Eberle (1986), Zweiradmechaniker; Erich Strohmaier (1957), Gemeindebauhauptsekretär i. R.; Harald Jung (1959), Geschäftsführer Solartechnik; Ellen Michl (1970), Diplom-Betriebswirtin; Markus Bäßler (1984), Landwirtschaftsmeister; Celine Seiter (1980), Diplom-Sozialpädagogin (FH); Tanja Aberle (1973), Rechtsanwältin; Michael Stelly (1955), Zahntechniker i. R.; Erich Gruber (1955), Diplom-Ingenieur Maschinenbau (FH); Franz K. Matyas (1952), Kaufmann i.  R.; Oliver Koretz (1991), Geschäftsführer Flaschnerei; Markus Hägele (1973), Maschinenbaumechaniker; Ralf Bargel (1968), Versicherungsvertreter; Robin Leopold (1996), Bauingenieur Tief- und Straßenbau (B. Eng.); Florian Reiser (2003), Kfz-Mechatroniker.

Ziele und Kandidaten der FWA

Die Kandidaten und Kandidatinnen der Freien Wähler für Auenwald (FWA) wollen sich im nächsten Gemeinderat erneut für ein lebenswertes, lebendiges Auenwald einsetzen, wie sie mitteilen. Wichtig ist der Liste, die derzeit mit zwei Sitzen im Gremium vertreten ist, dabei der Erhalt des ländlichen Charakters der Gemeinde. Außerdem streben die Listenmitglieder „einen verantwortungsvollen und vorausschauenden Umgang mit den Gemeindefinanzen“ an. Die FWA hält des Weiteren ein starkes und vielfältiges Vereinsleben für einen zentralen Baustein in einer lebenswerten Gemeinde. Die Infrastruktur in Auenwald soll laut FWA behutsam, aber auch wirkungsvoll modernisiert werden. Die Vertreter und Vertreterinnen der Liste wollen sich außerdem für einen sanften Tourismus im Schwäbisch-Fränkischen Wald engagieren.

Kandidaten und Kandidatinnen

Für die FWA kandidieren: Wolfram Gruner (1949), Arzt; Jürgen Kengeter (1962), Zimmerermeister; Joachim Lux (1981), Lebensmitteltechniker; Michael Wurst (1978), kaufmännischer Angestellter; Alexander Bauer (1991), Berufskraftfahrer; Lukas Kengeter (2003), Industriemechaniker; Andreas Meltzer (1983), Kraftfahrzeugtechnikermeister; Eva Gruner (1963), Ärztin; Uwe Röhrle (1960), Obsthändler; Mario Zecher (1970), Rektor.

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Erstellt:
6. Mai 2024, 11:00 Uhr

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