Die letzte Wanderung der BKZ-Aktion führt durch den Wald um Rietenau

BKZ-Wandertag Die Gemeinde Aspach setzt sich für langfristige Naturprojekte ein. Der Aspacher Wald dient auch als Refugium. Dieter Weller und der Nabu-Vorsitzende Jochen Schäufele unterstützen Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff als Wanderführer beim letzten BKZ-Wandertag.

Vorbei an Wiesen und Feldern ging der Marsch, an dem sich zum Abschluss der Aktion noch einmal um die 70 Wanderfreunde beteiligten. Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Vorbei an Wiesen und Feldern ging der Marsch, an dem sich zum Abschluss der Aktion noch einmal um die 70 Wanderfreunde beteiligten. Fotos: Alexander Becher

Von Simone Schneider-Seebeck

Aspach. Ein Hauch von Wehmut liegt in der Luft. „Das war echt schön“, sagt Ingrid K. aus Weissach im Tal. „Der Wandertag hat uns den Sommer gerettet.“ Dem können ihre Weissacher Wanderkameraden nur zustimmen. An diesem Freitag geht es zum letzten Mal in diesem Jahr auf Tour mit der Backnanger Kreiszeitung. Um die 70 Wanderfreunde haben sich an diesem bereits herbstlich anmutenden Nachmittag auf dem Wanderparkplatz Heiligental in Rietenau versammelt. Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff wird gemeinsam mit dem Urgestein Dieter Weller und dem Vorsitzenden des Aspacher Nabu Jochen Schäufele „Ecken beleuchten, die wir noch nicht besucht haben“, wie sie verspricht, denn: „Ein guter Schluss ziert alles.“

Ein Drittel der Markungsflächeist von Wald bedeckt

Auf der gut 9,2 Kilometer langen Wanderung wird es hauptsächlich um den Wald gehen, macht dieser doch etwa ein Drittel der rund 3750 Hektar aus, die zur Aspacher Markung gehören. Dieter Weller erinnert sich dabei noch an früher, als der Gang in den Wald für ihn eher Arbeit bedeutet hat, da er Holz sammeln musste für das Backhäusle: „Das war für mich als Kind todlangweilig.“ Und schon setzt sich die Gruppe in Bewegung Richtung Wald. Ob der langen Karawane ist eine entgegenkommende Spaziergängerin mit Hund ausgesprochen erstaunt: „Was ist denn hier los?“

Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff (links) freut sich ebenso wie alle Teilnehmer, unterwegs miteinander ins Gespräch zu kommen und über Gott und die Welt reden zu können.

© Alexander Becher

Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff (links) freut sich ebenso wie alle Teilnehmer, unterwegs miteinander ins Gespräch zu kommen und über Gott und die Welt reden zu können.

Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff (links) freut sich ebenso wie alle Teilnehmer, unterwegs miteinander ins Gespräch zu kommen und über Gott und die Welt reden zu können.

© Alexander Becher

Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff (links) freut sich ebenso wie alle Teilnehmer, unterwegs miteinander ins Gespräch zu kommen und über Gott und die Welt reden zu können.

Bereits kurz nach dem Wanderparkplatz ist man von ausgedehnten Wiesen und sanften Hügeln umgeben. Der ausgiebige Regen der letzten Zeit hat für saftiges Grün gesorgt. Doch der eine oder andere Baum zeigt sich bereits in herbstlichen Farben. Im leuchtenden Blau des Himmels ziehen Wolkenberge ihre Bahnen, sogar eine recht dicke dunkle Wolkendecke schiebt sich drohend von Westen kommend Richtung Rietenau. Die Sonne brennt jedoch mit nicht erwarteter Kraft herab. Erleichterung, als man den schattigen Wald betritt.

Nun geht es einen breiten Weg bergan. Gleich zu Beginn hatten sich schon Gruppen und Grüppchen zum regen Austausch zusammengefunden. Und auch der Anstieg bremst die Gesprächsbereitschaft nicht. Das Themenspektrum ist breit – von politischen Themen über Kochrezepte, Strompreise oder Urlaubsimpressionen, die Teilnehmer haben einander viel zu erzählen. Abwechslungsreiche Licht- und Schattenspiele begleiten die Gruppe, ein Bächlein murmelt ein Stück abwärts des Weges vor sich hin. Schon viel Laub bedeckt den Boden. Die feuchte Luft erfrischt. Schließlich ist der erste Teil des Weges geschafft, an einem Brunnen gibt es eine kleine Verschnaufpause, bis sich alle wieder versammelt haben. Weiter geht es dann einen abenteuerlichen Pfad ein Stückchen aufwärts, bis man die Mönchshütte erreicht. Ein kleines Häuschen, versteckt im Wald, am Rand einer ausgedehnten Wiese gelegen.

Nonnen haben die Mönche abgelöst.

Über diesen Ort weiß Dieter Weller einiges zu berichten. Ursprünglich hatte es in der Umgebung Mönche aus Hirsau gegeben, die jedoch von Nonnen aus Steinheim abgelöst worden waren. Diese hatten das Häuschen als Refugium erbaut. Nicht sicher ist, ob sie auch die dazugehörige Mönchswiese angelegt hatten oder ob das bereits die Vorgänger gewesen waren. Der Ort habe zur Erholung von einem Leben voller Kasteiung dienen sollen, so Dieter Weller. Warum das Häuschen jedoch den Namen Mönchs- und nicht Nonnenhütte hat, scheint nicht bekannt. Bis heute werden Wiese und Hütte vom Forstamt bewirtschaftet und wer eine Genehmigung bekomme, der könne hier sogar Urlaub machen. Wie etwa, wie Dieter Weller weiß, Mundartdichter Thaddäus Troll in den 1950er-Jahren.

Nun geht es wieder abwärts. Am nächsten Sammelpunkt spricht Jochen Schäufele über das Konzept des Waldrefugiums. „Ein Wald wird ökologisch wertvoll, wenn er richtig alt wird. Das, was wir hinter uns sehen, ist Vorschule.“ Schon vor Jahren habe die Landesregierung begonnen, im Staatswald Waldrefugien auszuweisen. Zwischen einem und zehn Hektar können sie groß sein und dürfen nicht bewirtschaftet werden. Hier lässt man der Natur ihren Lauf. Im Wald um Rietenau gibt es drei Refugien, einmal im Staatswald, seit 2018 zwei Flächen im Gemeindewald, die gut acht Hektar ausmachen. Aus Sicherheitsgründen müssen diese sich mindestens 30 Meter von öffentlichen Wegen entfernt befinden. Zahlreiche Tierarten profitieren von diesen Rückzugsorten, Schwarzspecht oder Fledermaus beispielsweise, aber auch gut 1500 Pilzarten und 1300 Insektenarten finden in so einem Waldstück ihre Nische. Doch: „Das ist ein sehr langsamer Prozess. Erst in künftigen Jahrzehnten wird der Unterschied zum bewirtschafteten Wald sichtbar.“ Sabine Welte-Hauff hat die Schaffung der Waldrefugien stets unterstützt: „Man muss im Voraus gucken, was schützenswert ist.“ Dabei sei es unglaublich, in welchen zeitlichen Dimensionen man bei Wald denken müsse.

Durch Obstwiesen und vorbei an Bienenstöcken.

Auf dem Weg zum Schützenhaus, in dem eine Erfrischung auf die Wanderfreunde wartet, geht es wieder durch Obstwiesen, an Bienenstöcken vorbei, von einer kleinen Anhöhe aus hat man einen fantastischen Blick über die Landschaft. Dass in Aspach langfristig über Umweltschutz nachgedacht wird, zeigt sich bei der Vorstellung des nächsten Projekts durch Jochen Schäufele. Aspach habe als erste Gemeinde im Rems-Murr-Kreis, nach Backnang, eine Biotopverbundsplanung erstellt, gemeinsam mit Bürgern, Organisationen und Behörden. Insbesondere die Landwirte habe man mit ins Boot holen können: „Der Austausch unterschiedlicher Perspektiven ist sehr wichtig, damit man Maßnahmen auch verwirklichen kann“, so Welte-Hauff. „Der Austausch hat uns auch bereichert.“

Viel zu schnell findet man sich, nach zünftiger Stärkung, wieder am Ausgangspunkt ein. „Es war sehr schön von Ihnen, dass Sie durchgehalten haben“, freut sich die Aspacher Rathauschefin, ergänzt von BKZ-Redaktionsleiter Kornelius Fritz: „Für uns war es schön, mit Ihnen in Kontakt zu kommen.“

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Erstellt:
4. Oktober 2022, 06:00 Uhr

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