Der Weissacher Seniorentanznachmittag feiert sein zehnjähriges Bestehen
Im Jahr 2013 haben der Seniorenclub und die Gemeinde in Weissach im Tal den Seniorentanznachmittag ins Leben gerufen. Einmal im Monat findet er seither statt. Der Zuspruch ist enorm. Wegen der Coronapandemie ist das zehnjährige Bestehen erst in diesem Jahr gefeiert worden.
Von Melanie Maier
Weissach im Tal. Wer beim Seniorentanznachmittag in Unterweissach dabei sein möchte, tut gut daran, sich pünktlich auf den Weg zu machen. Denn die Parkplätze um die Seniorenbegegnungsstätte sind an den Donnerstagen, an denen dort getanzt wird, stets sehr schnell belegt. Auch an diesem Nachmittag, an dem das zehnjährige Bestehen der Tanzveranstaltung gefeiert wird, stehen die Autos in den Brüdenwiesen dicht an dicht. „Vergleichbare Besucherzahlen haben wir in Weissach sonst nur bei wichtigen Fußballspielen“, kommentiert Bürgermeister Daniel Bogner.
Bereits um kurz vor 14 Uhr ist der Saal voll. Die vier langen Tischreihen an der Fensterseite sind nahezu komplett belegt. Mit einem langsamen Walzer beginnt der Tanznachmittag. Ganz gemächlich also. Keine Minute dauert es, bis sich die ersten Paare auf dem Parkett wiegen. Die meisten Seniorinnen und Senioren bleiben aber erst einmal sitzen, unterhalten sich und essen. Es gibt Kaffee, Kuchen und Butterbrezeln. Dazu Sekt mit Saft, Geschmacksrichtung Exotik. Den hat die Gemeindeverwaltung gesponsert, damit angestoßen werden kann bei der Zehnjahresfeier. Eigentlich sind es sogar schon elf Jahre, doch die Pandemie hat ein großes Fest im vergangenen Jahr verhindert. Nun wird es nachgeholt.
Zum ersten Mal fand der Seniorentanznachmittag in Unterweissach im Oktober oder November 2013 statt. Ganz genau weiß das heute niemand mehr. Aber das ist auch nicht so wichtig. Viel bedeutender ist, dass das Tanzangebot seit Beginn extrem gut ankommt. Zwischen 70 und 80 Senioren und Seniorinnen kommen in der Regel in die Seniorenbegegnungsstätte, berichtet Roland Schlichenmaier. „Das Wenigste, was wir mal hatten, waren 45 Leute.“ Der 76-jährige gebürtige Weissacher ist Vorsitzender des Seniorenclubs 66+ Weissacher Tal, der den Tanznachmittag zusammen mit der Gemeindeverwaltung organisiert.
Bis auf den Juli, August und Dezember wird in Unterweissach einmal im Monat Walzer getanzt und getwistet. Um dabei zu sein, kommen manche sogar aus dem Remstal, aus Waiblingen, Winnenden, Korb, Bietigheim oder Stuttgart. Antonio Cuoco zum Beispiel. Der 88-Jährige aus Stuttgart-Mönchfeld und seine Freundin Anni Singer (86) wagen sich als eines der ersten Paare auf die Tanzfläche. Er im schwarzen Hemd, sie im tintenblauen Kleid. Dreimal pro Woche gehe er tanzen, sagt der sportliche Senior. Ein Lieblingslied? Hat er nicht. „Sobald die Musik angeht, bin ich auf der Tanzfläche“, sagt Antonio Cuoco und grinst. „Ich lass’ nix anbrennen.“
Die Idee zu der Veranstaltung hatte der Musiker Julius Bachmann
Für Jochim und Helga Ehlers ist der Weg bedeutend kürzer. Das Ehepaar wohnt seit zwölf Jahren im Weissacher Seniorenheim, das im selben Gebäude untergebracht ist. Seit dem ersten Tanznachmittag sind der 89-Jährige und die 84-Jährige dabei. Früher hätten sie nicht so oft getanzt, sagt Helga Ehlers. Aber die Vorteile liegen für sie auf der Hand: Sie wohnen nur ein Stockwerk über der Seniorenbegegnungsstätte, es gibt gute Gesellschaft und Kuchen, der Termin findet bei jedem Wetter statt. „Deshalb sind wir immer hier.“ Er könne eigentlich gar nicht tanzen, sagt Jochim Ehlers. „Aber...“ – er deutet auf seine Frau und zwinkert.
Die Idee zu dem Tanznachmittag hatte der Weissacher Musiker Julius Bachmann. „Bei Einzelauftritten ist ihm aufgefallen, dass seine Musik immer sehr gut von den Seniorinnen und Senioren angenommen wird“, sagt Michaela Loth, die sich für die Gemeindeverwaltung um die Organisation kümmert. „Bis Ende 2013 sind wir erst mal in eine Testphase gegangen. 2014 wurde der Tanznachmittag dann zu einer Dauereinrichtung hier in Weissach.“
Bis zum Herbst des vergangenen Jahres lief das reibungslos. Dann allerdings verstarb überraschend Julius Bachmann. „Das war ein großer Einschnitt“, erklärt Roland Schlichenmaier. Er sei dankbar gewesen über den Anruf des Musikerduos Arno und Werner. „Die beiden unterhalten uns jetzt schon seit einem Jahr – mit einer Musik, passend genau für unsere Generation.“
Zwischen 50 und 70 Titel führt das Duo in seinem Repertoire. „Wir spielen das Tanzprogramm rauf und runter – Rumba, Tango, Cha-Cha-Cha, Foxtrott, Walzer und so weiter“, sagt Arno Papke. Der 75-Jährige aus Backnang-Maubach sitzt am Keyboard, sein Bandkollege Werner Rothweiler (70) aus Althütte spielt die E-Gitarre. Schon seit 40 Jahren musizieren sie miteinander.
Zum Tanznachmittag bringen sie quasi ihren eigenen Fanklub mit. Arno Papkes Frau Margrit (71) tanzt mit ihrer Freundin Waltraud Schubert zu „Que Será, Será“ in vorderster Reihe. „Wir sind eine ganze Gruppe, zwischen zwölf und 14 Leuten“, sagt Margrit Papke. „Wir tanzen alle total gerne.“ Vor allem zu „Du hast mich tausendmal belogen“ von Andrea Berg zieht es Waltraud Schubert aus Cottenweiler aufs Parkett. Die 79-Jährige trägt einen Rock mit Leopardenmuster, schwarze Pumps und Goldschmuck. Sich schick zu machen, das gehöre dazu und trage zur guten Stimmung bei, sagt sie. Beim Seniorentanznachmittag könne sie drei Stunden lang die Welt um sich vergessen. „Das ist der Sinn der Sache. Und insgesamt, finde ich, wird doch viel zu wenig getanzt!“
Termine Am 18. Januar spielen Arno und Werner wieder von 14 Uhr an in der Seniorenbegegnungsstätte in Unterweissach Tanzmusik. Am 12. Februar wird ausnahmsweise montags getanzt und gleichzeitig das Rosenmontagsfest gefeiert. Wer möchte, kann verkleidet kommen. Der Eintritt zu der Veranstaltungen kostet vier Euro pro Person. Eine Anmeldung ist nicht nötig.