Die Stadt Backnang plant eine Solaroffensive

Auf zahlreichen städtischen Gebäuden sollen Fotovoltaikanlagen angebracht werden. Auf der Stadthalle sollen dabei auch neuartige Solarziegel zum Einsatz kommen, denn der Denkmalschutz erlaubt dort keine normalen Solarmodule.

Die große Dachfläche der Stadthalle bietet sich für die Stromerzeugung an. Allerdings erlaubt die Denkmalschutzbehörde hier keine normalen Solarmodule. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Die große Dachfläche der Stadthalle bietet sich für die Stromerzeugung an. Allerdings erlaubt die Denkmalschutzbehörde hier keine normalen Solarmodule. Foto: Alexander Becher

Von Kornelius Fritz

Backnang. Die Stadt Backnang will bei der Energiewende mit gutem Beispiel vorangehen: Auf zahlreichen städtischen Gebäuden sollen in den nächsten Jahren Fotovoltaikanlagen installiert werden. „Wir planen Fotovoltaik überall dort, wo es möglich und sinnhaft ist“, erklärte Inka Föll, Leiterin des städtischen Hochbauamts, im Ausschuss für Technik und Umwelt. Wenn möglich will die Verwaltung die Arbeiten mit ohnehin anstehenden Dachsanierungen verbinden. Das spart Kosten, weil etwa das Gerüst nur einmal aufgestellt werden muss.

Das ist zum Beispiel beim Technikforum der Fall: Dort soll möglichst noch in diesem Jahr eine Fotovoltaikanlage mit einer Nennleistung von 100 Kilowatt-Peak (kWp) installiert werden. Eine noch etwas größere Anlage mit 122 kWp ist gerade auf der neuen Sporthalle auf der Maubacher Höhe im Bau. Weitere Anlagen mit jeweils 30 kWp sollen auf den Dächern des Backnanger Bürgerhauses und des Baubetriebshofs entstehen. Hinzu kommen noch verschiedene kleinere Solarkraftwerke auf mehreren Kindergärten und Verwaltungsgebäuden.

Lob von den Grünen, Kritik von der AfD

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Ein großes, nach Süden ausgerichtetes Dach hat auch die Backnanger Stadthalle. Allerdings steht dieses Gebäude unter Denkmalschutz. Die üblichen schwarzen Solarmodule dürfen dort deshalb nicht installiert werden. Im Übrigen fehlt dem Dach dafür laut Föll auch die nötige Tragfähigkeit. Inzwischen gibt es aber sogenannte Solarziegel, die von Weitem wie rote Tonziegel aussehen und auch von der Denkmalschutzbehörde akzeptiert werden. Die sollen künftig auf der Stadthalle Strom produzieren, geplant ist dort eine Gesamtleistung von circa 80 kWp. Allerdings sind die neuartigen Solarmodule laut Inka Föll deutlich teurer und haben eine lange Lieferzeit.

Auch im Jahr 2025 will die Stadt ihre Solaroffensive fortsetzen: Dann sollen unter anderem eine große 200 kWp-Anlage auf dem Parkhaus am Bahnhof und eine mit 100 kWp auf dem Dach der Plaisirschule gebaut werden. „Insgesamt haben wir derzeit Fotovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 772 Kilowatt in der Planung“, erklärte Inka Föll. Zu den genauen Kosten konnte sie noch keine Angaben machen. Diese seien abhängig von der jeweiligen Immobilie und den Gegebenheiten vor Ort.

„Sie sehen, wir tun was“, fasste Erster Bürgermeister Stefan Setzer die Bemühungen der Stadt zusammen und bekam dann auch prompt Lob vom Chef der Grünen-Fraktion: „Es ist gut, dass wir eine Klimamanagerin haben, die bei diesem Thema Druck macht“, sagte Willy Härtner. Kritisch äußerte sich hingegen AfD-Stadtrat Michael Malcher: Er befürchtet, dass die Investitionen zum Verlustgeschäft werden, weil die Stadt gar keine Abnehmer für den vielen Solarstrom findet. Mustafa Gül (Grüne) wollte wissen, ob in Backnang auch Fotovoltaikanlagen an Fassaden ein Thema seien. Das sei wegen der hohen Brandschutzauflagen an öffentlichen Gebäuden sehr schwierig, erklärte Stefan Setzer. Aktuell gebe es überhaupt nur zwei zugelassene Module und die seien entsprechend teuer.

Stadt fördert private Anlagen

Programme Neben den eigenen Solarprojekten fördert die Stadt Backnang auch Fotovoltaikanlagen an privaten Immobilien. Seit April 2023 gibt es ein Förderprogramm für sogenannte Balkonkraftwerke. Hausbesitzer und Mieter, die in eine solche Anlage investieren, erhalten seitdem einen Zuschuss von 100 Euro. Seit 1. März gibt es auch für kleinere Anlagen auf Dächern eine Förderung in Höhe von 300 Euro pro Kilowatt Nettonennleistung.

Nachfrage Beide Förderprogramme laufen nach Angaben der städtischen Klimamanagerin Simone Lebherz sehr gut. Die Förderung für Balkonkraftwerke sei inzwischen fast 200 Mal ausgeschüttet worden, für die Dachanlagen gebe es bereits 27 Förderanträge. Der städtische Zuschuss hat laut Lebherz in vielen Fällen den Anstoß gegeben, in eine solche Anlage zu investieren. Weitere Informationen und die Förderanträge findet man unter https://t1p.de/solarprogramme

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Erstellt:
13. Juni 2024, 16:00 Uhr

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